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# taz.de -- Deutsche Olympiabewerbungen: Komiker mit fünf Ringen
> Die deutschen Olympia-Bewerber tischen wie zuletzt in NRW immer die
> gleiche vage Idee auf. Ihre Überzeugungskraft ist nicht gewachsen.
Bild: Olympia 2036 in Berlin? Vermutlich eine unvermeidbare Diskussion in Deuts…
Olympische Spiele scheinen eine deutsche Obsession zu sein. Kaum hatte sich
das Internationale Olympische Komitee am Mittwochabend offiziell für
Brisbane als bevorzugten Kandidaten für die Olympischen Spiele 2032
entschieden, kündigte die NRW-Landesregierung tags darauf an, nicht locker
zu lassen.
Das wäre ja auch gelacht, [1][wenn man sich die eigenen Visionen] einfach
so von der Realität nehmen lassen würde. Dass die Initiative
Rhein-Ruhr-City nun ausgerechnet diesen Freitag ausgewählt hat, um unter
Mitwirkung des voraussichtlichen Kanzlerkandidaten und NRW-Regierungschef
Armin Laschet über die Fortschritte der eigenen Bewerbung zu berichten, ist
vielleicht unglücklich. Zur Not blamiert man sich aber eben auf höchstem
Niveau.
Und während sie in Nordrhein-Westfalen weiter an ihren Modellen feilen,
arbeiten sich in Berlin wahrscheinlich bald die nächsten Phantasten an
ihrer Olympia-Vision ab. Hundert Jahre nach den Propaganda-Spielen der
Nazis von 1936 wäre doch der optimale Zeitpunkt, um an selber Stelle die
Spiele der Demokraten zu feiern – demütig und in aller Bescheidenheit
natürlich. Die Beklemmungen, die andere bei dem Gedanken beschleichen,
werden sich schon noch lösen.
Es ist erstaunlich, wie verlässlich und unermüdlich deutsche Bewerber in
der Vergangenheit einer abstrakten Idee hinterhergelaufen sind, ohne Gespür
für das dafür nötige Personal, die Stimmungslage im IOC oder in der eigenen
Bevölkerung zu haben. Die Bildstrecken des Scheiterns, die man nach der
jüngsten Abfuhr für die Initiative Rhein-Ruhr-City im Internet durchklicken
kann, sind lang: Berchtesgaden 1992, Berlin 2000, Leipzig 2012, München
2018, München 2022, Hamburg 2024 und nun NRW 2032.
## Großer Widerstandsgeist
Bei der Berliner Bewerbung waren die Nachforschungen ob der Stimmungslage
beim IOC doch zu speziell und kompromittierend dazu, weil öffentlich wurde,
dass man ein Dossier für die sexuellen Vorlieben der Funktionäre angelegt
hatte. Nachteilig kam die Selbstbedienungsmentalität der Organisatoren vor
Ort hinzu wie der große Widerstandsgeist der Nolympiabewegung. Leipzig ließ
sich vom IOC für sein „innovatives Beherberungskonzept“ loben und überhö…
den darin enthaltenen Spott, dass eine so kleine Stadt dem Gigantismus der
Olympischen Spiele trotzen wollte.
Um das Kräftefeld zwischen Bewerber, IOC und eigener Bevölkerung war es bei
allen deutschen Bewerbungen nie gut bestellt. Das liegt auch daran, dass
die Fehler der gescheiterten Vorgänger nie systematisch aufgearbeitet
wurden. Selbst fundamentale Kapitulationserklärungen konnten niemanden
wachrütteln. Nachdem München auch im zweiten Versuch seinen Traum von
Winterspielen nicht verwirklichen konnte, weil die Bevölkerung sich dagegen
in einer Abstimmung sperrte, prophezeiten die Organisatoren vor Ort, dies
sei zugleich eine Absage an sportliche Großprojekte in Deutschland auf
Jahre hinaus. Die Hamburger ließen es sich nicht nehmen, kurz darauf einen
erneuten Anlauf zu nehmen.
Die vage Idee, mit einem völkerverbindenden Sportfest wirtschaftliche
Impulse von ökologisch nachhaltigem Charakter zu setzen, wird immer wieder
aufs Neue aufgetischt, ohne dass die Überzeugungskraft mit der Zeit
gewachsen wäre. Im November 2019 trommelte ein Bankangestellter aus
Schmalkhalden dafür, die Olympischen Winterspiele 2030 an seinen Ort nach
Thüringen im Verbund mit Sachsen und Bayern zu holen, um einen Impuls für
Ostdeutschland zu setzen. Umweltfreundlich und nachhaltig sollten sie
natürlich auch sein, diese Spiele. [2][Viele stellten sich damals die
Frage, welche Komiker sich denn da ans Werk gemacht hätten.] Eine Frage,
die spätestens seit Mitte dieser Woche auch bei der Initiative
Rhein-Ruhr-City ihre Berechtigung hat.
26 Feb 2021
## LINKS
[1] /Kolumne-Pressschlag/!5499811
[2] /Olympische-Winterspiele-2030/!5645630
## AUTOREN
Johannes Kopp
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