| # taz.de -- Von Storch und Pazderski kandidieren: AfD jetzt offiziell Altpartei | |
| > Aus alt mach neu: Von Storch und Pazderski kandidieren gemeinsam für den | |
| > Vorstand der AfD Berlin. Gegen den Exil-Parteitag formiert sich Protest. | |
| Bild: Hecken was aus: Beatrix von Storch (rechts) und Georg Pazderski (noch wei… | |
| Berlin taz | Die Bundestagsabgeordnete Beatrix von Storch und der | |
| Fraktionsvorsitzende im Abgeordnetenhaus Georg Pazderski kandidieren | |
| gemeinsam für den Landesvorsitz der AfD Berlin. Das gab die | |
| Rechtsaußen-Partei am Donnerstag per Pressemitteilung bekannt. Die beiden | |
| könnten damit am für den 13. und 14. März geplanten Parteitag im Landkreis | |
| Havelland voraussichtlich den Notvorstand Nicolaus Fest beerben. Dieser | |
| hatte zuletzt angekündigt, als Europaabgeordneter für dieses Amt nicht mehr | |
| zur Verfügung stehen zu wollen. Zuvor hatte Fest noch davon gesprochen, | |
| künftig den offiziell aufgelösten rechtsextremen Flügel stärker einbinden | |
| zu wollen. | |
| Von Storch und Pazderski waren bereits 2016 und 2017 Landesvorsitzende der | |
| Berliner AfD. Damals hatten sie sich mithilfe des Flügels und Wahlbetrug | |
| gegen die vergleichsweise gemäßigten Lucke-Befürworter [1][per Wahlbetrug | |
| an die Macht gerechtsruckt]. Mittlerweile inszeniert sich Pazderski | |
| hingegen selbst als gemäßigt. Innerparteilich ist der ehemalige | |
| Bundeswehroberst dabei höchst umstritten. In seiner Fraktion wurde der | |
| 69-Jährige aufgrund seines autoritären Führungsstils immer wieder scharf | |
| kritisiert. Pazderski will dennoch als Spitzenkandidat für das | |
| Abgeordnetenhaus antreten. | |
| Beatrix von Storch ist stellvertretende Bundessprecherin der AfD und gilt | |
| als Lobbyistin der neuen Rechten. Sie betreibt zusammen mit ihrem Ehemann | |
| Sven von Storch diverse [2][rechte Plattformen] und vertritt neben dem | |
| Schießbefehl gegen Flüchtlinge an der Grenze ultrakonservative Positionen | |
| zu Familie und Geschlecht und nahm etwa 2019 am [3][antifeministischen | |
| „Marsch fürs Leben“] teil. Die 49-Jährige gilt als erzkonservative | |
| radikalchristliche Reaktionärin, deren Äußerungen dabei anschlussfähig bis | |
| zum äußersten rechten Rand sind. | |
| Engagement in rechten Parteien ist dabei bei von Storch Familientradition: | |
| Die geborene [4][Herzogin von Oldenburg] ist Enkelin des | |
| SA-Standartenführers Nikolaus von Oldenburg sowie von Johann Ludwig Graf | |
| Schwerin von Krosigk, der unter Hitler Reichsfinanzminister war und als | |
| Kriegsverbrecher zu zehn Jahren Haft verurteilt wurde. Ihre Familie wollte | |
| sich im Vernichtungskrieg der Nazis bereichern. | |
| ## AfD muss nach Jottwede | |
| Die Wahl eines neuen Vorstands in der Berliner AfD ist überfällig: Seit Mai | |
| 2019 hat die Berliner AfD keinen Parteitag mehr veranstaltet. Deswegen sind | |
| vorerst nur überfällige Wahlen zum Landesvorstand und -schiedsgericht | |
| geplant. Unter Nicolaus Fest agierte zuletzt bereits der vierte | |
| Notvorstand. | |
| Nach erfolgreichen Gegenprotesten, Absagen, Corona und Brandschutzproblemen | |
| in Berlin geht der Landesverband der AfD [5][jetzt nach Jottwede]: Sie | |
| plant ihren Parteitag im „MAFZ“ in Paaren im Glien, wie mittlerweile der | |
| Landkreis Havelland bestätigte. Es handelt sich um ein landwirtschaftliches | |
| Messegelände namens Erlebnispark Paaren, das mehrheitlich in kommunalem | |
| Besitz ist. | |
| Statt wie bisher einen direktdemokratischen Mitgliederparteitag plant die | |
| AfD einen Delegiertenparteitag für 250 von den Bezirksverbänden gewählte | |
| AfDler:innen. Auch an dieser Form hatte es parteiintern Kritik gegeben: | |
| Gegner:innen hatten der Berliner Parteispitze, zu der neben von Storch | |
| auch Pazderski und Fest zählen, vorgeworfen, ihre absehbaren Kandidaturen | |
| so ohne große Widerstände durchzubringen – Mitgliederparteitage besitzen | |
| bei der AfD demgegenüber eine Eigendynamik, wie nicht zuletzt der Parteitag | |
| 2016 bewies, bei dem Pazderski und von Storch den Lucke-Unterstützer Günter | |
| Brinker in einer abgekarteten Wahl überrumpelten. | |
| Ein ruhiger Parteitag steht dennoch nicht an: Gegenprotest formiert sich | |
| nämlich auch in Brandenburg. Sowohl das Berliner Bündnis „Kein Raum der | |
| AfD“ als auch das lokale [6][„Bündnis gegen Rechts Falkensee“] organisie… | |
| zusammen mit der lokalen SPD, den Grünen und der Linken Protest. Die | |
| Berliner Initiative verkauft sogar Bustickets zum Parteitag. | |
| Das Bündnis gegen Rechts Falkensee kritisiert vor allem, dass der Landkreis | |
| die AfD in dem kommunalen MAFZ unterkommen ließ. Uwe Abel vom Bündnis sagt: | |
| „Es kann nicht sein, dass das Havelland zum Hotspot für eine | |
| antidemokratische und rassistische Partei wird, die es offenbar auch noch | |
| leicht hat, bei uns Räume zu finden. Das sorgt in weiten Teilen der | |
| Bevölkerung für Unverständnis“, so der 56-Jährige. Er hätte vom zuständ… | |
| CDU-Landrat Roger Lewandowski erwartet, dass sie die Räume nicht zur | |
| Verfügung stellen, und befürchte, dass die AfD jetzt häufiger | |
| Veranstaltungen im Nordwesten Berlins plane. „Wir wollen kein | |
| Hass-Spreading im Havelland“, sagt Abel. | |
| Beim Berliner Bündnis sieht man das ähnlich. In einem [7][polemischen | |
| Aufruf] zu einer „Wut-Demonstration“ heißt es: „Die Berliner AfD ist nun | |
| mal die Berliner AfD, und damit ein Berliner Problem.“ Deswegen müsse man | |
| dort gegen die gerade vom Verfassungsschutz bundesweit als | |
| [8][rechtsextremistischen Verdachtsfall eingestufte Partei] demonstrieren. | |
| Der zuständige CDU-Landrat Roger Lewandowski wollte mit der taz nicht | |
| sprechen. Der Landkreis antwortete allerdings schriftlich, dass die MAFZ | |
| regelmäßig an verschiedene Parteien vermiete, eine Ungleichbehandlung | |
| verbiete sich und sei rechtlich nicht haltbar. | |
| Die Veranstaltung habe eine Ausnahmegenehmigung des Gesundheitsamtes für | |
| maximal 300 Personen. Eigentlich sind in Brandenburg wegen Corona derzeit | |
| nur 50 Personen in geschlossenen Räumen zulässig. Für Parteien lassen sich | |
| Ausnahmen beantragen. Die AfD, deren Mitglieder sich auch gerne auf | |
| [9][verschwörungsideologischen Querdenker-Demos] herumtreiben, hätten ein | |
| Hygienekonzept eingereicht. | |
| 4 Mar 2021 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.morgenpost.de/berlin/article211792543/Berliner-AfD-Fuehrung-ver… | |
| [2] /Netzwerk-der-AfD-Vize-Chefin/!5313894 | |
| [3] /Marsch-fuer-das-Leben-2019/!5748399 | |
| [4] /Das-Haus-Oldenburg-und-die-Nazis/!5359430 | |
| [5] /Parteitag-mit-bis-zu-300-Delegierten/!5747288 | |
| [6] https://bgr-falkensee.de/kontakt/ | |
| [7] http://keinraumderafd.blogsport.eu/2021/02/21/schluss-mit-ponyhof-den-afd-l… | |
| [8] /Verfassungsschutz-stuft-Partei-ein/!5755634 | |
| [9] /Rechte-Proteste-gegen-Infektionsschutzgesetz/!5725312 | |
| ## AUTOREN | |
| Gareth Joswig | |
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