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# taz.de -- Regierungsberater fordern Geldwende: Das Kapital wird grün
> Eine Öko-Finanzwende soll Deutschland zum führenden Standort für
> nachhaltige Investitionen machen. So fordern es Berater der
> Bundesregierung.
Bild: Aufbau einer Windenergieanlage im Windpark Tempelfelde Willmersdorf
Hamburg taz | Der Weg zur ökologischen Nachhaltigkeit wird teuer. Allein
die Finanzierung des europäischen „Green Deal“ bis 2030 kostet europaweit
mindestens eine Billion Euro. Deshalb sollte die Bundesregierung auch
Industrie und Finanzwirtschaft mit ins Boot holen. Dies schlägt zumindest
[1][der Sustainable-Finance-Beirat vor, ein BeraterInnengremium der
Bundesregierung]. In seinem am Donnerstag veröffentlichten Bericht
[2][„Shifting the Trillions – Ein nachhaltiges Finanzsystem für die Große
Transformation“] spricht der Beirat 31 Empfehlungen aus. Ziel: „Deutschland
zu einem führenden Standort für nachhaltige Finanzierungen zu machen“, sagt
Beiratsvorsitzender Karsten Löffler.
Der Bundesregierung komme dabei die wichtigste Rolle zu. „Sie muss einen
kohärenten, zukunftsfähigen und nachhaltigen Politikrahmen setzen.“ Zudem
sollten Bund und Länder weitere nachhaltige Anleiheemissionen auflegen.
Zuletzt hatte Finanzminister Olaf Scholz 5 Milliarden Euro mit einer grünen
Anleihe eingenommen, zum Zinssatz von 0 Prozent. Bei den staatliche Banken
wie die KfW düfrfte das auf Zustimmung treffen.
Schwieriger dürfte es hingegen werden, die Finanzmarktakteure von einer
solch „grünen“ Transformation der Wirtschaft zu überzeugen und dafür
„zusätzliche Mittel und vorhandene Kapitalströme“ in nachhaltige
Geschäftsmodelle zu lenken. Ein grüner Lagebericht sollte, wie bei
Aktiengesellschaften üblich, auch für Mittelständler Teil des geprüften
Jahresabschlusses werden. Das würde Vergleichbarkeit schaffen und so den
Trend zur Nachhaltigkeit fördern, den Beiratsmitglied Michael Schmidt von
der Fondsgesellschaft Lloyd bei der Kundschaft spürt.
Im europäischen Vergleich sieht Beiratsfrau Silke Stremlau (Hannoversche
Versicherungsgruppe) Deutschland im Mittelfeld. Um die 5 Prozent ihres
Ersparten hätten Bundesbürger in nachhaltige Geldanlagen investiert. Im
gewerblichen Bereich sei es etwas mehr. Eine Verbraucherampel, die alle
Finanzprodukte von eins bis fünf bewertet, könnte helfen.
## Zustimmung bei Banken und NGOs
„Die Empfehlungen des Beirats sind konkret und praxistauglich“, lobt
Finanzwissenschaftler Löffler. Der Bericht findet jedenfalls breite
Zustimmung: Sie reicht vom Auftraggeber über die Deutsche Kreditwirtschaft,
der Dachorganisation aller Banken und Sparkassen bis zu NGOs wie Nabu.
Ullrich Hartmann, Nachhaltigkeitsexperte des Beratungsunternehmens
Pricewaterhouse-Coopers, lobt vor allem die Ausdehnung der
Berichtspflichten auf eine Vielzahl von Firmen. Er weist allerdings auf die
bislang fehlenden Daten zur Nachhaltigkeit in den meisten Unternehmen hin.
„Hier steckt die größte Herausforderung.“
„Die Bundesregierung sollte mit der Umsetzung noch in dieser
Legislaturperiode beginnen“, fordert Germanwatch. Auch Beirats-Mitglied
Gerhard Schick von der NGO Finanzwende lobt die Empfehlungen als „eine gute
Grundlage für die weitere Arbeit“. Er will vor allem die per Gesetz
gemeinwohlorientierten Sparkassen in die Pflicht nehmen. Dieses Gemeinwohl
müsse der Gesetzgeber nun „konkretisieren“.
Kritik kommt von dem Kapitalmarktexperten Friedrich Thießen. Die
Bundesregierung solle nicht den Umweg über die Finanzmärkte nehmen. Erst
umweltschädigende Aktivitäten zu erlauben und dann Dritte aufzufordern,
diejenigen, die das Erlaubte machen, zu drangsalieren, findet Professor
Thießen keine gute Ordnungspolitik. „Es ist die Politik des viel Redens und
wenig Tuns, um keinem wirklich wehzutun.“
25 Feb 2021
## LINKS
[1] /Gruener-Wiederaufbau-nach-Corona/!5680660
[2] https://sustainable-finance-beirat.de/publikationen/
## AUTOREN
Hermannus Pfeiffer
## TAGS
Schwerpunkt Klimawandel
Nachhaltigkeit
Umweltschutz
Schwerpunkt Klimawandel
Ernährung
Amazon
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