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# taz.de -- Laufzeitverlängerung auf 50 Jahre: Frankreich hält an alten AKW f…
> Frankreichs Atomaufsicht verlängert die Laufzeit der ältesten Meiler auf
> 50 Jahre. Präsident Macron sieht in Atomenergie Beitrag zum Klimaschutz.
Bild: Obwohl alt und marode bleibt auch das AKW in Norgent-sur-Seine in Betrieb
Paris taz | Ungeachtet der Bedenken von Umweltschützer*innen hat
[1][Frankreichs Atomaufsicht Autorité de sûreté nucléaire (ASN)] die
Verlängerung der Laufzeit der ältesten französischen Atomreaktoren von 40
auf 50 Jahre gebilligt. Sie knüpft die Laufzeitverlängerung allerdings an
Bedingungen, darunter eine Reihe von Reparaturen. Ziel sei es, „die Folgen
schwerer Unfälle wie etwa einer Kernschmelze zu verhindern“, sagte der
stellvertretende Leiter der Atombehörde, Julien Collet. Auch der Schutz vor
„Angriffen auf die Anlagen“ soll nach seinen Worten verbessert werden.
Zudem soll der [2][Betreiber Electricité de France (EDF)] jährlich einen
Sicherheitsbericht vorlegen.
Die Verlängerung betrifft acht Standorte: Darunter ist das Atomkraftwerk
Bugey östlich von Lyon, das seit Ende der 1970er Jahre in Betrieb ist. Auch
die Reaktoren in Dampierre südlich von Paris und Tricastin nördlich von
Avignon können nun voraussichtlich länger Strom liefern. Sie waren Anfang
der 1980er Jahre ans Netz gegangen.
Weitere Kraftwerke befinden sich in Chinon und Saint-Laurent an der Loire
und Cruas an der Rhône. Die Atomaufsichtbehörde verlangt in mehreren Fällen
zusätzliche Installationen, um bislang vernachlässigten Risikofaktoren wie
Erdbeben, Hitze oder Trockenheit besser Rechnung zu tragen. Vor einem Jahr
hatte die Atomaufsichtsbehörde noch die Sorge geäußert, der Betreiber EDF
könnte sowohl finanziell als auch personell vom Ausmaß der verlangten
Reparaturen überfordert sein. Dem Betreiber würde es an kompetenten
Fachleuten fehlen. Arbeiten müssten von Fremdfirmen übernommen werden.
[3][Greenpeace Frankreich kritisiert den Beschluss und sieht darin eine
Kapitulation vor den Interessen der Energiewirtschaft]. Die
Anti-[4][Atom-Initiative „Sortir du nucléaire“ befürchtet] zudem, dass die
von der Atomaufsicht nun vorgeschriebenen Arbeiten erst erfolgen, wenn die
Reaktoren 47 oder 48 Jahre in Betrieb waren. Und auch die deutschen Grünen
verurteilen diesen Beschluss. Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Sylvia
Kotting-Uhl erklärte: Der hochverschuldete Atomkonzern EDF wolle noch
einmal Profit erzielen. „Das geht mit einer drastischen Erhöhung des
Unfallrisikos einher.“
## Fessenheim 2020 abgeschaltet
Im Juni 2020 hatte Frankreich sein ältestes Atomkraftwerk im elsässischen
Fessenheim unweit von Freiburg im Breisgau nach 43 Jahren Betrieb
abgeschaltet. Vorausgegangen waren jahrelange Proteste aus Deutschland und
der Schweiz, da die Reaktoren als störanfällig galten und in einem
Erdbebengebiet am Oberrhein standen.
Frankreich bezieht fast 70 Prozent des Stroms aus Atomkraft. Nach Ansicht
der Regierung und der Atomindustrie ist das Land darauf angewiesen, auch
die alten Reaktoren so lange wie nur möglich zu benutzen. Denn bis die
Kapazitäten aus erneuerbaren Energiequellen ausreichten, würde es noch
dauern.
Im Zusammenhang mit dem Klimawandel und dem Ersatz fossiler Energien zur
Verminderung der Treibgasemissionen wird zudem die Atomenergie in
Frankreich immer wieder als kleineres Übel gesehen. Aus diesem Grund hatte
Ende 2017 der damalige Umweltminister Nicolas Hulot, vormals Frankreichs
prominentester Umweltschützer, das ursprüngliche Ziel, den Anteil des
Atomstroms von 75 auf 50 Prozent zu reduzieren, auf 2035 vertagt, um so
„dank“ AKWs wenigstens einen Teil der fossilen Energie zu ersetzen.
25 Feb 2021
## LINKS
[1] /Alte-Atomkraftwerke-in-Frankreich/!5554216
[2] /Bedeutung-von-Atomstrom/!5681259
[3] https://www.greenpeace.fr/
[4] https://www.sortirdunucleaire.org/
## AUTOREN
Rudolf Balmer
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AKW Fessenheim
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