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# taz.de -- Hinrichtungen in den USA: Virginia schafft Todesstrafe ab
> In 23 der 50 US-Bundesstaaten gibt es künftig keine Hinrichtungen mehr.
> In Virgina wurden einst besonders viele Schwarze exekutiert.
Bild: Virginia war nach Texas der Bundesstaat mit den aktuell meisten Hinrichtu…
Berlin taz | Als erster Südstaat der USA schafft Virginia die Todesstrafe
ab. Mit 22 zu 16 Stimmen verabschiedete Virginias Senat am Montag ein
entsprechendes Gesetz, das zuvor bereits mit den Stimmen aller
demokratischen und von zwei republikanischen Abgeordneten das
Repräsentantenhaus passiert hatte. Der demokratische Gouverneur Ralph
Northam muss das Gesetz noch unterschreiben, hat genau das aber bereits
zugesagt.
Virginia wird damit zum 23. US-Bundesstaat, in dem die Todesstrafe
abgeschafft ist. Zuletzt hatte [1][Colorado im vergangenen Jahr] ein
entsprechendes Gesetz verabschiedet.
Der Entscheidung kommt eine besondere Bedeutung zu. Denn Virginia war nach
Texas der Bundesstaat mit den meisten Hinrichtungen seit der landesweiten
Wiedereinführung der Todesstrafe in den USA 1976. 113 Menschen wurden
seither in Virgina von Staats wegen umgebracht.
Und Virginia war historisch auch der Bundesstaat mit einer der
offensichtlichsten rassistischen Ungleichbehandlungen von Schwarzen:
Zwischen 1900 und 1969, führt das Death Penalty Information Center auf,
wurde in Virginia kein Weißer aufgrund einer Verurteilung wegen eines
nichttödlichen Verbrechens hingerichtet. Aber 73 Schwarze wegen Delikten
wie Vergewaltigung oder Raub exekutiert.
## Hinrichtungen per elektrischen Stuhl
Der Entscheidung vorausgegangen war ein über Jahre gewachsener
Gesinnungswandel in dem einst sehr solide konservativen Bundesstaat. Noch
2016, als die Republikaner beide Kongresskammern kontrollierten, machten
sie Hinrichtungen per elektrischen Stuhl wieder zur Regel – eine
Hinrichtungsmethode, die eigentlich 2008 vom Obersten Gerichtshof der USA
als „grausam und ungewöhnlich“ verboten, in Virginia aber nie abgeschafft
worden war.
Da es aufgrund vielfältigen Boykotts immer schwerer wurde, das zur
[2][Hinrichtung per Todesspritze] benötigte Gift zu beschaffen, machte
Virginia den Elektrischen Stuhl zur Regel, ließ aber Verurteilten die Wahl
zwischen elektrischem Stuhl und Giftspritze. Der Letzte, der in Virginia
auf dem elektrischen Stuhl starb, war der verurteilte Mörder Robert Charles
Gleason 2013.
Der demografische Wandel hin zu einer urbaneren, liberaleren und diverseren
Bevölkerung brachte in den letzten Jahren eine politische Wende. Und die
seit über zehn Jahren laufenden landesweiten Debatten über [3][erwiesene
Fehlurteile] führten dazu, dass in Virginia schon seit 2011 keine neuen
Todesurteile mehr verhängt und seit 2017 niemand mehr hingerichtet wurde.
Ab jetzt verzichtet der Staat, der einst zu den rachedurstigsten der USA
gehörte, ganz auf Exekutionen.
23 Feb 2021
## LINKS
[1] /Todesstrafe-in-den-USA/!5673825
[2] /US-Gericht-bewilligt-Giftspritze/!5700770
[3] /Justizirrtum-im-US-Bundesstaat-Virginia/!5293739
## AUTOREN
Bernd Pickert
## TAGS
USA
Virginia
Todesstrafe
Whistleblower
USA
Todesstrafe
US-Wahl 2024
Schwerpunkt Waffen in den USA
Lesestück Recherche und Reportage
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