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# taz.de -- Petition gegen LKWs in Osnabrück: Brummis raus!
> Die Bundesstraße 68 führt Lkw-Verkehr direkt durch die Osnabrücker
> Innenstadt. Alle Appelle, daran etwas zu ändern, blieben bislang
> folgenlos.
Bild: Enge Kiste: Straßenverhältnisse in Osnabrück
Osnabrück taz | Man muss kein Aktivist sein, um zu wissen: Straßen ziehen
Verkehr an. Und manche Straßen sind schlimmer als andere. Eine der
schlimmeren ist die Bundesstraße 68, die in Osnabrück mitten durch die
Innenstadt führt. Das heißt: 40-Tonner auf Straßen, die dafür nicht
ausgelegt sind. Weiße Ghostbikes am Straßenrand, von getöteten
Radfahrer*innen zeugend, sind da nur die augenfälligste Folge.
Ginge es nach der Stadt, würde die B 68 auf die Autobahnen 30 und 1
umgeleitet, um Osnabrück herum. Alle Ratsfraktionen sind sich darüber einig
– aber jeder Antrag bei Land und Bund lief ins Leere, zuletzt im Herbst
vergangenen Jahres. Eine Verlegung sei „schon in der Vergangenheit
abgelehnt“ worden, antwortete Niedersachsens Verkehrsminister Bernd
Althusmann (CDU) dem Osnabrücker Stadtbaurat Frank Otte. „Abhilfe zu
erwarten“ sei erst nach Fertigstellung der A 33 – und dafür erbitte er von
Otte Unterstützung „nach Kräften“.
Das Problem: Die [1][Koppelung an die A 33], den „Lückenschluss“ zwischen
dem derzeitigen Ende jener Autobahn in Osnabrück-Belm und der A1 nördlich
der Stadt. Denn die neue Autobahn – derzeit läuft dafür das
Planfeststellungsverfahren – kommt frühestens in zehn Jahren. Zudem ist sie
stark umstritten, denn sie würde ein FFH-Schutzgebiet zerschneiden. Und mit
170 Millionen Euro für gerade mal neun Kilometer Länge ist ihr
Kosten-Nutzen-Verhältnis schlecht.
Auch das Bundesverkehrsministerium (BVMI) verknüpft B 68 und A 33. Ja, man
habe das Ziel, „den Schwerlastanteil insbesondere im Stadtgebiet von
Osnabrück zu reduzieren“, sagt ein Sprecher auf taz-Anfrage, und „die B 68
in eine sich nach Landesrecht ergebene Straßenklasse abzustufen“.
Voraussetzung sei aber die A 33.
Auf Initiative des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club Osnabrück (ADFC) soll
jetzt [2][eine Petition] den Stillstand beenden, die viel Unterstützung
erfährt, vom Nabu bis zum Verkehrsclub Deutschland. Die Streckenführung
müsse „so schnell wie möglich“ auf A 1 und A 30 verlegt werden, ferner sei
ein Durchfahrtverbot für schwere LKW anzuordnen. „Das ist unser letztes
Mittel“, sagt ADFC-Sprecher Wolfgang Driehaus. Die Petition läuft sechs
Monate, Mitte 2021 wird sie an Land und Bund übergeben. In den ersten Tagen
erhielt sie fast 1.500 Unterschriften. Die Versuche, „zwischen B 68 und A
33 eine unselige Verbindung zu schaffen“, empören Driehaus. „Ein
Autobahnbau“, heißt es in der Petition, „darf nicht mit der Sicherheit von
Verkehrsteilnehmer*innen erpresst werden!“
Auch Filiz Polat spricht von einem „Erpressungsversuch“. Die
Grünen-Bundestagsabgeordnete aus Bramsche bei Osnabrück wandte sich im
Herbst 2020 an Althusmann und dessen Bundeskollegen Andreas Scheuer (CSU).
Der Schwerlastverkehr auf der B 68 sei eine „ständige Gefahr“, sagt sie.
Mit der Verlegung auf die A 1 und A 30 könne man „auch den durchfahrenden
Schwerlastverkehr, der kein Ziel in Osnabrück hat, aus dem Stadtgebiet
bekommen“. Rund 120 Fahrten sind das am Tag.
Das BMVI hält eine Verlegung für „keine sinnvolle Alternative“, dieser
Teilabschnitt sei überlastet und habe eine hohe Unfallrate. Polat lässt das
nicht gelten: „120 Lkw am Tag ändern an der Gesamtsituation auf den
bestehenden Autobahnen nichts.“ Kein verantwortungsbewusster
Verkehrsminister könne „ernsthaft die Sicherheit der schwächeren
Verkehrsteilnehmer*innen in Osnabrück mit dem Bau der A-33-Nord
erpressen, die ohnehin für keine verkehrliche Entlastung in der Region
Osnabrück sorgen würde“.
Es geht nicht nur um Tote und Verletzte. „Auch aus Gründen des lokalen
Lärm- und Umweltschutzes muss diese Bundesstraße aus der Stadt gelegt
werden“, sagt Jonas Michalowski von Fridays for Future Osnabrück; auch
diese Gruppe unterstützt die Petition.
„Der Verkehrsminister verweigert sich der Verantwortung seines Amtes“, sagt
Volker Bajus, Fraktionschef der Grünen im Osnabrücker Rat sowie
Landtagsabgeordneter. Er rügt den Versuch, „Kritik an der ökologisch
umstrittenen A-33-Nord mit Verweis auf die Unfalltoten zum Schweigen zu
bringen“. Die Situation in Osnabrück erlebe er, selbst Alltagsradler „als
Himmelfahrtskommando“, so Bajus: „Angesichts dessen, dass, sogar nach den
Prognosen der Befürworter, die A-33-Nord kaum eine Entlastung für die
Osnabrücker Innenstadt bringen würde, ist diese Haltung geradezu zynisch.“
Julia Wolffson, Sprecherin des Niedersächsischen Verkehrsministeriums,
bezeichnet den A-33-Ausbau dagegen als „dringend erforderlich“. Je
schneller er beginne, desto eher könne „die B 68 im Stadtgebiet Osnabrück
entlastet werden“.
8 Feb 2021
## LINKS
[1] /Protest-gegen-Bau-der-A33-Nord/!5619882
[2] http://www.openpetition.de/!B68
## AUTOREN
Harff-Peter Schönherr
## TAGS
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