| # taz.de -- Kampagne Deutsche Wohnen & Co Enteignen: Wo geht's hier zur Enteign… | |
| > Das Volksbegehren startete am Wochenende in die zweite Sammelphase. | |
| > Zehntausende Berlinerinnen aus allen Schichten haben bereits | |
| > unterschrieben. | |
| Bild: Sammeln für die Enteignung: Hier am Antonplatz | |
| Berlin taz | Die Resonanz ist überwältigend. Kaum hat das Team Prenzlauer | |
| Berg des Volksbegehrens „[1][Deutsche Wohnen & Co. enteignen]“ den | |
| Klapptisch am Mauerpark aufgestellt, bildet sich eine Traube von | |
| Spaziergänger:innen um den Stand. Es sind Familien oder Paare, die das | |
| Begehren unterschreiben wollen. | |
| Die Unterstützer:innen eint ein großes Problembewusstsein über die | |
| Wohnungssituation in dieser Stadt. „Es muss sich einfach was ändern“, | |
| bringt eine circa dreißigjährige Mutter die Lage auf den Punkt. Viele | |
| kommen, um ihre persönlichen Mietgeschichten zu erzählen. Es wird deutlich: | |
| Schon längst hat die Wohnungsnot den Mittelstand erfasst. | |
| Kampagnensprecher Michael Prütz spricht gegenüber der taz von einem | |
| „großartigen Wochenende“. 400 bis 500 Sammler:innenteams seien in der | |
| ganzen Stadt unterwegs gewesen. Genaue Zahlen, wie viele Unterschriften | |
| bisher gesammelt worden, wolle die Initiative aber erst in vier Wochen | |
| herausgeben. | |
| Einen Einblick, wie gut der Sammelstart gelaufen ist, gibt Prütz dennoch: | |
| So seien allein in Neukölln in drei Tagen 10.000 Unterschriften | |
| zusammengekommen. Und in Friedrichshain-Kreuzberg dürfte es nicht anders | |
| aussehen – am Freitag lagen die Zahlen hier sogar über denen aus Neukölln. | |
| Gemeinsam mit den zehn weiteren Bezirken dürften also bereits jetzt mehrere | |
| zehntausend Berliner:innen für den Volksentscheid unterschrieben haben. | |
| ## Staatsbürgerschaft benötigt | |
| Viele kommen auch mit Fragen an den Stand. Ob denn dann jede:r mit einer | |
| Eigentumswohnung enteignet werden würde, will etwa ein Mann wissen: Nein, | |
| es ginge nur um die größten Wohnungskonzerne, die ihre Renditen durch | |
| überhöhte Mieten erzielen, lautet die Antwort. Ob die Entschädigungen denn | |
| von Steuergeldern bezahlt werden würden, fragt ein anderer. Nein, die | |
| Finanzierung solle über Kredite geschehen, die über die Mieteinnahmen | |
| abbezahlt würden, erklärt ein Aktivist. Beide Fragesteller unterschreiben | |
| letztlich. | |
| Schließlich werden aber wohl nicht wenige Unterschriften als „ungültig“ | |
| markiert werden. Denn für eine gültige Unterschrift wird die deutsche | |
| Staatsbürgerschaft benötigt. Die Initiative kritisiert, dass damit | |
| Hunderttausende Berliner:innen, die diese nicht besitzen, aus dem | |
| demokratischen Prozess ausgeschlossen werden. Die Initiative will deshalb | |
| nicht nur die nötigen 175.000, sondern stattdessen 240.000 Unterschriften | |
| sammeln – damit zumindest symbolisch alle Berliner:innen eine Stimme | |
| erhalten. | |
| Zudem verlangt die Bürokratie eine gültige Meldeanschrift – womit auch | |
| Obdachlose ausgeschlossen werden. Als einer von ihnen im Mauerpark | |
| unterzeichnen will, lassen die Aktivist:innen dies dennoch zu – denn | |
| wie absurd wäre es, ausgerechnet obdachlosen Menschen in der Wohnungsfrage | |
| die Stimme zu nehmen. | |
| Doch nicht jeder ist angetan von der Idee der Enteignung. Ein Mann, | |
| offensichtlich im Designermantel, winkt ab: „Ich kann nicht unterschreiben, | |
| ich bin Eigentümer“, sagt er. Auf den Einwand, dass es nur um größten | |
| Konzerne mit über 3.000 Wohnungen gehe, erwidert er knapp: „Da will ich | |
| hin.“ Auch ganz schön, wenn Klassengegensätze einmal offen und ehrlich | |
| ausgesprochen werden. | |
| 1 Mar 2021 | |
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| ## AUTOREN | |
| Timm Kühn | |
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