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# taz.de -- Maßnahmen gegen das Insektensterben: Auf allen Ebenen handeln
> Was kann man für Schmetterlinge, Wildbienen und Co tun? Eine neue
> Publikation gibt Tipps – vom eigenen Garten bis hin zur Einmischung in
> die Politik.
Bild: Der Apollofalter (Parnassius apollo) ist nicht nur in Deutschland extrem …
Als ich mal eine Insektenausstellung betreute, kamen viele Leute auf mich
zu und sagten: „Es gibt heute viel weniger Schmetterlinge als früher!“ Dass
es sich nicht um verklärte Kindheitserinnerungen handelt, [1][belegen immer
mehr Studien zum sogenannten Insektensterben].
Zum differenzierter werdenden Bild trägt eine kürzlich erschienene
[2][Sonderausgabe des Fachjournals PNAS bei]. [3][Einer der 11 Beiträge
widerspricht] einer früheren Studie, die eine bis zu 60-fache Abnahme der
[4][Insekten-Biomasse im Regenwald von Puerto Rico attestiert hatte.] Weder
sei der Rückgang dort so krass noch primär der [5][Klimawandel schuld, wie
es 2018 hieß]. Dafür legt ein anderer Artikel nahe, dass im
nordkalifornischen Hochland nicht Habitatverlust, sondern [6][die
Erderhitzung den Tieren zusetzt].
Die Ursachen sind also komplex, lassen sich nicht auf einen einzigen Nenner
bringen. Wie bei früheren Arbeiten zeigt sich zudem: Nicht alle Insekten
sind überall gleich betroffen, vereinzelt geht es sogar bergauf. Der
[7][gefährliche Gesamttrend aber wird immer klarer]: Die zu Recht als
„systemrelevant“ geltenden Insekten schwinden. Und bei den
[8][Schmetterlingen sieht es, nicht zuletzt aufgrund industrieller
Landwirtschaft, tatsächlich besonders schlecht] aus.
Einige der besorgten Ausstellungsbesucher:innen fragten mich, was
man im eigenen Garten tun kann. Ich erklärte, man solle nicht nur an die
schönen Falter denken, sondern auch an deren Raupen – die sich oft von
anderen Pflanzen ernähren. Eine wilde Ecke, die man selten und nicht
komplett mäht, hilft vielen Insekten mehr als nur Sommerflieder in sterilen
Beeten.
## Acht konkrete Tipps
Inzwischen würde ich auch einen Beitrag der PNAS-Spezialausgabe empfehlen.
[9][Akito Kawahara und drei andere Entomologen nennen darin acht Tipps] wie
das Vermeiden unnötiger Nachtbeleuchtung, chemiearme Autowäschen oder
Engagement für eine positive Wahrnehmung von Insekten. Das ist richtig –
und schön konkret. Aber ähnlich vielschichtig wie die Ursachen und
Auswirkungen des Insektenschwunds muss auch die Antwort darauf sein. Der
achte Punkt der Experten lautet entsprechend: Mischen Sie sich in die
Politik ein.
Insekten kann man nicht allein im Privaten retten, das muss alle Ebenen
umfassen. Heute beschäftigt sich die [10][deutsche Politik immerhin mehr
damit]. Am Donnerstag sprach Umweltministerin Svenja Schulze bei der
Vorstellung eines neuen [11][vom Bund geförderten Insektenprojekts des
WWF]. Solche Initiativen nehmen zu, es fließen auch mehr Forschungsgelder.
Das von der Bundesregierung versprochene [12][Insektenschutzgesetz jedoch
ist weiter hart umkämpft]. Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner
blockiert es; [13][Hauptstreitpunkt sind Pestizide]. Vergangene Woche gab
es ein Krisengespräch zwischen Schulze, Klöckner und Kanzlerin Merkel. Ob
es noch vor den Wahlen durchs Kabinett kommt, ist ungewiss.
29 Jan 2021
## LINKS
[1] /Analyse-zu-Insektensterben/!5678256
[2] https://www.pnas.org/content/118/2#TheGlobalDeclineofInsectsintheAnthropoce…
[3] https://www.pnas.org/content/118/2/e2002556117
[4] /Studie-zu-Gliederfuessern-in-Puerto-Rico/!5545845
[5] https://www.pnas.org/content/115/44/E10397
[6] https://www.pnas.org/content/118/2/e2002543117
[7] https://www.pnas.org/content/118/2/e2023989118
[8] https://www.pnas.org/content/118/2/e2002551117
[9] https://www.pnas.org/content/118/2/e2002547117
[10] https://www.bmu.de/publikation/aktionsprogramm-insektenschutz/
[11] https://brommi.org/
[12] /Entwurf-fuer-Insektenschutzgesetz/!5700228
[13] /Agrarministerium-plant-Insektenschutz/!5733727
## AUTOREN
Andrew Müller
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