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# taz.de -- Petition gegen Bekleidungskonzern: Unschlagbare Angebote bei H&M
> Der Mode-Discounter will 800 Stellen streichen – und vor allem
> Mitarbeitende loswerden, die abends und samstags nicht arbeiten können:
> Frauen.
Bild: Als man noch shoppen gehen konnte: Ausverkauf bei H&M 2020
Alle sind lockdowngebeutelt, sehnen sich nach einem stinknormalen Essen mit
Freunden, dem Wiedersehen mit der Familie, einem Konzert, sogar nach einem
langen Arbeitstag im Büro.
Besonders heftig trifft der Lockdown jedoch jene, die um ihre Jobs bangen
müssen, vor allem in der Gastronomie und im Einzelhandel. Dass die beiden
Lockdowns nicht spurlos an diesen Branchen vorbeigehen würde, war klar.
Große Betriebe hingegen, so zumindest die Hoffnung, könnten mit einem
blauen Auge davonkommen.
Experten prognostizieren, dass 2021 das große Jahr der Pleitewelle werde.
Im Januar machte das Modeunternehmen Adler den Anfang. Nun trifft es auch
größere Unternehmen – mit Folgen für die Beschäftigten. Der
Parfümerie-Riese Douglas kündigt an, 600 Stellen in Deutschland streichen
zu wollen. Beim Mode-Discounter Hennes & Mauritz, kurz H&M, ist von 800
Stellen die Rede.
## Besonders vulnerable Gruppen
Inzwischen ist bekannt, dass H&M vor allem Mitarbeiter:innen loswerden
will, die nicht an den umsatzstarken Abendzeiten sowie an Samstagen
arbeiten können. Dagegen regt sich Widerstand, denn es trifft besonders
vulnerable Gruppen wie Frauen mit Kindern. Die Geschäftsleitung hat dem
Gesamtbetriebsrat ein Abfindungsprogramm für Mitarbeitende, die freiwillig
gehen wollen, vorgeschlagen. In der Präambel dazu heißt es, dass
insbesondere jene animiert werden sollen zu gehen, die „vorwiegend zu
Zeiten eingesetzt werden können, in denen ein spezifischer
Arbeitskräfteüberhang besteht“. Damit die Formulierung auch verstanden
wird, werden Mitarbeiter:innen, die sich in Elternzeit befinden, also viele
junge Mütter, Langzeiterkrankte und Schwerbehinderte, explizit als
antragsberechtigt erwähnt.
Die Verdi-Gewerkschaftssekretärin Jaana Hampel macht dieses Gebaren
fassungslos: „Normalerweise müssten diese besonders schützenswerten Gruppen
durch einen Sozialplan geschützt werden, aber H&M pickt sich genau diese
Menschen raus“, sagt sie. Deshalb hat sie bei change.org eine Petition
gestartet, in der sie eine H&M-Filiale in Nürnberg als Beispiel nimmt, wo
mehr als ein Viertel der Arbeitsstunden wegfallen sollen: „Stehe zu deiner
Verantwortung, H&M“. Sie fordert, dass der drittgrößte Modekonzern der Welt
in Verhandlungen mit Verdi tritt.
H&M weist die Vorwürfe zurück. Personal soll etwa in jenen
arbeitszeitbezogenen Stellenprofilen abgebaut werden, wo „der Arbeitsanfall
seit mehreren Jahren rückläufig ist“, teilt die Pressestelle mit. Bei H&M
dreht man es nun so, als habe man diese Personengruppen explizit
angesprochen, um sie vom Freiwilligenprogramm nicht auszuschließen. Sollten
nicht ausreichend Kolleg:innen auf das Angebot eingehen, so H&M, komme
es „selbstverständlich unter Einhaltung aller rechtlichen Vorgaben“ zu
betriebsbedingten Kündigungen. „Kolleg:innen in Abwesenheit, wie
Elternzeit und Langzeiterkrankung etc., sind dann selbstverständlich
ausgeschlossen.“
Kein Verständnis für H&M hat Katja Mast, Vizevorsitzende der
SPD-Bundestagsfraktion: Gerade jetzt müssten die Rechte von Arbeitnehmenden
geschützt werden. Ein so unsoziales „Freiwilligenprogramm“ dürfe keine
Schule machen. Der Umbau im Handel „muss mit den Beschäftigten bewältigt
werden“. Die Pandemie beschleunige den Wandel, sei aber nicht die Ursache.
6 Feb 2021
## AUTOREN
Lea Schulze
## TAGS
Fast Fashion
Arbeitsrecht
Frauen
Mode
China
Street Art
H&M
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