# taz.de -- H&M zerstört Klamotten: Zerschneiden statt spenden | |
> In der Nähe eines H&M-Stores in New York wurden säckeweise neue und warme | |
> Winterklamotten der Modekette gefunden - zerschnitten. Fans drohen nun | |
> mit einem Boykott. | |
Bild: 2006 kreierte Madonna Klamotten für H&M. Ob die auch im Müll gelandet w… | |
BERLIN taz | Wintereinbruch auf der nördiichen Halbkugel. Die Menschen | |
mummeln sich in ihre Wintermäntel von Hennes & Mauritz. Schals, Mützen und | |
Handschuhe gibt's passend dazu und alles zu einem erschwinglichen Preis. | |
H&M ist beliebt. Doch nun sieht sich die schwedische Modekette heftigen | |
Protesten ausgesetzt. | |
Wie die New York Times berichtete, wurde in der Nähe des | |
H&M-Flagship-Stores in Manhattan säckeweise unverkaufte warme | |
Winterkleidung gefunden. Diese war jedoch teilweise mit Rasierklingen oder | |
Messern zerschnitten und auf diese Weise unbrauchbar gemacht. An | |
Handschuhen fehlten die Finger, bei Männerjacken war die Wattierung | |
herausgerissen. | |
Angesichts der klirrenden Kälte, die den vielen Obdachlosen in New York zu | |
schaffen macht, gibt es in verschiedenen Internet-Netzwerken wie twitter | |
und Facebook harsche Kritik an der Firma. Auf der Facebook-Fanpage von H&M | |
erklären einige Nutzer, dass sie die Modekette, die für ihre günstige | |
Kleidung bekannt ist, von nun an boykottieren wollen. Es handle sich um ein | |
egoistisches, unbedachtes Verhalten von den Managern, das hoffentlich | |
Konsequenzen nach sich ziehen werde, schreibt ein Nutzer. | |
Die Pressesprecherin von H&M Deutschland, Tanja Hussenether, nimmt zu der | |
New Yorker Kleidungsentsorgungs-Praxis auf Anfrage der taz keine Stellung. | |
In Deutschland gebe es seit Jahren eine "routinierte Spendenpraxis" für | |
Ware, die den Qualitätsanforderungen von H&M nicht entspricht, sagt | |
Hussenether. Dabei werde natürlich nur tragbare, saubere Ware an | |
Organisationen wie Oxfam, Caritas oder das Rote Kreuz gespendet. "Die | |
Spenden müssen sinnvoll sein", sagt Hussenether. "Der Vorfall in New York | |
ist aber für alle H&M-Standorte ein Anlass, die Spendenpraxis zu | |
überdenken." | |
Laut Bernd Hinzmann vom Inkota Netzwerk e.V., einem Verband | |
entwicklungspolitischer Initiativen, steckt hinter der Aktion der New | |
Yorker H&M-Filiale möglicherweise die Absicht, die Marke und damit den Wert | |
der Kleidung zu schützen. Paradoxerweise trügen Unternehmen wie H&M jedoch | |
selbst zu einem Werteverfall von Kleidung bei. "In gewisser Weise wird in | |
der Aktion deutlich, dass Bekleidung nicht mehr als etwas Besonderes, | |
Wertvolles angesehen wird. Wenn es nicht läuft, dann kommt es eben weg", | |
sagt Hinzmann der taz. "Bei der Herstellung geht es da nicht um Öko- oder | |
Sozialstandards oder Nachhaltigkeit, sondern um Masse und billig." | |
Ob der angekündigte Boykott wirkt, ist fraglich. Für Samstag ist jede Menge | |
Neuschnee angekündigt. Seinen H&M-Mantel wird da wohl kaum jemand zu Hause | |
lassen. | |
8 Jan 2010 | |
## AUTOREN | |
Lena Langbein | |
## TAGS | |
Fast Fashion | |
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