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# taz.de -- Ungeräumte Radwege in Hamburg: Radfahren fällt aus
> Hamburgs Radwege bleiben vielfach ungeräumt. Fahrradverbände kritisieren,
> dass die Stadtreinigung zu spät reagiere.
Bild: Hier muss man seine Radspur selber finden: Schneetreiben auf Hamburgs Rad…
Hamburg taz | Hamburg wird Fahrradstadt. So ehrgeizig steht es im
Koalitionsvertrag der rot-grünen Regierung vom vergangenen Jahr. Sie will
das Radfahren in Hamburg komfortabler und sicherer machen. Neue Radwege
sollen gebaut und bestehende erneuert werden. Hafenmetropole,
Musical-Hochburg – Fahrradstadt. Das neue Label klingt gut. Zumal in
Pandemiezeiten, in denen die Bürger:innen öffentliche Verkehrsmittel
meiden sollen. Allerdings fiel der Radverkehr für viele Hamburger:innen
in den letzten Tagen aus. Denn mit dem ersten Schneefall erwiesen sich
viele Radwege als unbefahrbar.
Seitdem muss sich die mutmaßliche Fahrradstadt gegen Vorwürfe von
Radfahrer:innen wehren: Die Stadtreinigung räume zu wenige Radwege –
und die auch noch zu spät. „Noch immer wird der Schnee von der Fahrbahn
nach rechts auf den Radstreifen geschoben“, sagt Dirk Lau vom Allgemeinen
Deutschen Fahrradclub (ADFC) in Hamburg. Das mache das Radfahren
gefährlicher. „Das ist inakzeptabel. Die Stadt muss sich überlegen, wo sie
den Schnee hinräumt. Jedenfalls nicht auf die Geh- und Radwege,“ so Lau.
Außerdem würden viele der abgesetzten Radwege, also diejenigen, die nicht
auf der Straße verlaufen, gar nicht geräumt werden. Lau fordert deshalb,
die Fahrradstreifen konsequenter vom Schnee zu befreien: „Und zwar dann,
wenn es geschneit hat. Und nicht erst Tage später.“
Bei der Hamburger Stadtreinigung verweist man auf das Regelwerk: Der
Einsatz von Streusalz ist auf Rad- und Fußwegen verboten – zu
umweltschädlich. Man arbeite deshalb mit Kies. Den könne man allerdings
erst streuen, wenn der Schnee liegt. Stadtweit sind dann zwölf
Räumfahrzeuge im Einsatz, um Schnee zu entfernen und Kies zu verteilen.
Andree Möller, Sprecher der Stadtreinigung, macht aber auch deutlich: „Wir
können nicht jederzeit für schwarze Radwege sorgen.“ Dirk Lau vom ADFC
nimmt daher die Politik in die Verantwortung. „Die Stadtreinigung macht
einen Knochenjob und bemüht sich nach Kräften“, stellt er fest. Es fehle
jedoch an Personal, Ausstattung und den richtigen Maschinen. Die zwölf
Räumfahrzeuge hält Lau für zu wenig. Es brauche deutlich mehr, um gerade
die Velorouten, Hamburgs stadtweites Radnetz, zuverlässig befahren zu
können.
Auf Nachfrage verweist die Verkehrsbehörde darauf, den Winterdienst für
Radwege in den vergangenen Jahren ausgeweitet zu haben. Die Zahlen der
Stadtreinigung bestätigen diese Aussage zunächst: Die Stadt hat in den
letzten vier Jahren 52 Kilometer an Radstreifen, die auf der Straße
verlaufen, neu in ihren Winterdienst aufgenommen. Die Stadtreinigung führt
sie unter „Mitnahmeeffekt Fahrbahn Winterdienst“. Somit wird die Hälfte der
Hamburger Radwege als Mitnahmeeffekt geräumt.
Die andere Hälfte bilden die abgesetzten Radwege. Und bei ihnen ist keine
positive Entwicklung zu erkennen: Seit 2017 wurden lediglich vier neue
Kilometer ins Winternetz der Stadtreinigung aufgenommen. Ein Blick auf das
Winternetz verrät zudem, dass in manchen Stadtteilen nicht ein abgesetzter
Radweg geräumt wird. In Bramfeld, Eidelstedt oder Niendorf mussten
Radfahrer:innen am Wochenende also auf der Straße fahren – oder gar
nicht.
Als Fußnote: Der Copenhagenize Index zur Fahrradfreundlichkeit von Städten
hat schon 2017 angemahnt, die Radwege in Hamburg besser zu räumen. Seitdem
ist die Stadt noch einmal um zwei Plätze zurückgefallen – auf Rang 20.
5 Feb 2021
## AUTOREN
Finn Starken
## TAGS
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