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# taz.de -- Rückzug von Amazon-Chef Bezos: Von Roosevelt lernen
> Amazon-Chef Jeff Bezos zieht sich zurück. Doch das Problem bleibt. Der
> Onlinekonzern aus Seattle hat zu viel Geld und zu viel Macht.
Bild: Protest vor der Zentrale von Amazon in Seattle mit der einfachen Forderun…
Es ist ein Personalwechsel, der nicht viel zu bedeuten hat: Amazon-Gründer
[1][Jeff Bezos] geht und [2][Andy Jassy] übernimmt – der auch schon seit
Jahrzehnten zur Führungsriege gehört. Trotzdem kreist diese Nachricht um
die Welt, als wäre Amazon ein Königshaus, wo auf den Herrscher nun der
Prinz folgt.
Und so falsch ist der Vergleich gar nicht: In nur 27 Jahren hat Bezos ein
globales Imperium geschaffen, das sich längst nicht mehr auf den
Onlinehandel beschränkt. Besonders lukrativ ist etwa das
[3][Cloud-Computing], das der neue Chef Jassy im Jahr 2003 bei Amazon
startete.
Cloud-Computing ist eine geniale Idee: Firmen und Banken betreiben nicht
mehr ihr eigenes Rechenzentrum mit eigenen IT-Experten, sondern lagern ihre
Daten aus und nutzen die Server von Amazon. Das spart Kosten, weil ein
großes Rechenzentrum natürlich deutlich effektiver arbeiten kann als viele
kleine IT-Abteilungen, die bei einzelnen Unternehmen angesiedelt sind.
Amazon ist so erfolgreich, weil der Konzern ganze Branchen rationalisiert.
Dies begann mit dem Onlinehandel: Es spart eben Zeit, Energie, Personal und
Raummiete, wenn es keine stationären Läden mehr gibt, sondern im Internet
bestellt wird. Also sind die Waren günstiger.
Was gegen Monopole hilft
Der Kern von Amazon ist gar nicht neu. Schon immer haben Unternehmen
versucht, durch schiere Größe Kostenvorteile zu ergattern und die
Konkurrenz niederzuwalzen. Ein Beispiel: Die Tante-Emma-Läden hatten keine
Chance mehr, als die Supermärkte aufkamen. Neu ist allerdings, dass sich
der Kampf der Giganten jetzt im Internet abspielt.
Amazon, Google oder Apple sind nicht nur Megakonzerne, die qua Größe extrem
effizient operieren können – sie verfügen zudem über umfangreiche
Kundendaten, die sich jederzeit neu vernetzen lassen. Diese Datenmacht
könnte dazu führen, dass die Internetgiganten völlig neuartige Monopole
aufbauen. Allerdings bergen Monopole für die Monopolisten eine unschöne
Gefahr, die schon Marx beschrieb: Wenn sich alle Macht in wenigen Händen
ballt, dann ist es relativ einfach, diese Wenigen zu entmachten.
Die USA sind dafür besonders lehrreich, denn dort bildeten sich schon im
19. Jahrhundert gigantische Monopole heraus. Zunächst versuchte man, diese
Unternehmen zu zerschlagen. So wurde 1911 Standard Oil in 34 Gesellschaften
zerlegt. Dies erwies sich jedoch als Fehlschlag, weil die getrennten
Unternehmen weiterhin eng zusammenarbeiteten. Viel effizienter war das
Vorgehen von US-Präsident Franklin D. Roosevelt, der ab 1935 die
Unternehmenssteuer drastisch erhöhte. Die Ungleichheit verringerte sich
danach deutlich. Davon kann man noch heute lernen.
4 Feb 2021
## LINKS
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Jeff_Bezos
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Andy_Jassy
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Cloud_Computing
## AUTOREN
Ulrike Herrmann
## TAGS
Amazon
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