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# taz.de -- Twitter löscht QAnon-Accounts: Im Löschrausch
> Die QAnon-Bewegung war eine treibende Kraft beim Sturm auf das Kapitol.
> Nach der Sperrung von Trumps Account hat Twitter nun 70.000 weitere
> gelöscht.
Bild: Die QAnon-Bewegung war eine treibende Kraft beim Sturm auf das Kapitol
Nach der gewaltsamen Stürmung des Kapitols in Washington durch Rechte hat
der Kurznachrichtendienst Twitter wieder 70.000 Konten gelöscht, die
überwiegend Inhalte der verschwörungsideologischen QAnon-Bewegung
verbreitet haben. Das teilte das Unternehmen am Dienstag [1][auf seinem
Blog] mit. Es seien mehrere Schritte unternommen worden, um die
Unterhaltungen auf der Plattform vor Versuchen zu schützen „Gewalt
anzustiften, Angriffe zu Organisieren und Desinformationen über die
Wahlergebnisse zu teilen“.
Wenige Tage zuvor hatte Twitter bereits den Zugang des abgewählte
US-Präsidenten [2][Donald Trump nach einer 12-stündigen Sperre
längerfristig blockiert], um die Gefahr weiterer Ausschreitungen im Zuge
der Amtseinführung Joe Biden entgegenzuwirken. Die Sperre von Trump Account
hatte international Aufsehen erregt. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel
hatte auf die Sperre reagiert. Laut Regierungssprecher Steffen Seibert sehe
sie die Entscheidung des Unternehmens als problematisch an. Die
Meinungsfreiheit könne nur durch den Gesetzgeber eingeschränkt werden.
Viele der nun gelöschten Accounts hätten Personen zugeordnet werden können,
die gleich mehrere Accounts betrieben. Die Zahl der betroffenen User und
Userinnen liegt somit unter 70.000. Als einzelne Person mehrere Konten zu
führen ist eine beliebte Strategie zur Meinungsmache auf sozialen
Netzwerken. Dadurch können die gleichen Inhalte von mehreren Accounts
geteilt werden, was ihre Reichweite verstärkt. Auch die Zahl der Follower
und Followerinnen kann so in die Höhe getrieben werden. Twitter selbst gab
bekannt, dass durch die Löschung der 70.000 Accounts einige andere Konten
einen starken Einbruch in der Zahl ihrer Follower erleben, der teils in die
Tausende gehe.
[3][Einen ähnlichen Schritt ging Facebook bereit im August 2020], als es
begann mehrere Seiten und Gruppen sowie Instagram-Accounts zu löschen, die
zur rechtsextremen, verschwörungsideologische und menschenhassenden
QAnon-Bewegung gehörten.
Die Bewegung entwickelte sich, nachdem im Oktober 2017 ein User im
Internetforum 4chan vermeintliche Insider-Informationen zu [4][einem
bevorstehenden Staatsputsch] postete. Für Rechte wurde der Unbekannte,
fortan „QAnon“ genannt, ein Prophet. Er predigte vom Putsch, der von
Vertreter*innen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft geplant werde, um
die USA zu einer Diktatur zu machen. Und er predigte von Trump dem Messias,
der alles stoppen könne, und von Gewalt. QAnon wurde zu einem Kult, der
sich an rechten Verschwörungserzählungen bediente wie an einem Baukasten:
ein bisschen Frauenhass, ein bisschen Deep State, seit 2020 ein bisschen
Coronaleugnung und ganz wichtig: eine große Portion Antisemitismus.
Am gewaltsamen Sturm auf das Kapitol am 6. Januar waren mehrere Menschen
beteiligt, die sich durch Aufdrucke auf ihrer Kleidung als QAnon-Gläubige
zu erkennen haben. Auch QAnon-Promis, etwa Jacob Anthony Chansley, der Mann
mit dem Fell und den Hörnern, waren Teil des Putschversuches.
Bereits nach der zeitweisen Sperrung von Trump Account wichen einige seiner
Anhänger*innen auf andere [5][Plattformen wie Parler] aus. Doch nachdem
mehrere Anbieter Parler aus ihren App-Stores nahmen, weil auch dort im
Vorfeld des Sturms zu Gewalt aufgerufen worden war, setzte auch Amazon
Anfang der Woche seine Webhosting-Dienste für Parler aus: Die Plattform ist
derzeit nicht mehr erreichbar. Verloren sind die Daten wohl aber nicht.
[6][Die Hackerin @donk_enby] hat eigenen Angaben zufolge mit einer Gruppe
von Menschen die Beiträge archiviert und will sie Ermittler*innen,
Wissenschaftler*innen und Journalist*innen zur Verfügung stellen.
12 Jan 2021
## LINKS
[1] https://blog.twitter.com/en_us/topics/company/2021/protecting--the-conversa…
[2] /Twitter-und-Facebook-sperren-Trump/!5738817
[3] /Facebook-verbannt-QAnon-Gruppen/!5716259
[4] /Umgang-mit-Verschwoerungsideologie-QAnon/!5704540
[5] /Tech-Riesen-sperren-rechte-Plattform/!5738907
[6] https://twitter.com/donk_enby
## AUTOREN
Johannes Drosdowski
## TAGS
QAnon
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