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# taz.de -- Impfungen bei Feuerwehr und DRK: Privilegien für Führungskräfte
> Eigentlich sollten Hamburger Rettungskräfte geimpft werden. Beim Roten
> Kreuz und der Harburger Feuerwehr bekamen stattdessen Funktionäre die
> Dosis.
Bild: Im Einsatz müssen Masken reichen: Manche Harburger Feuerwehrleute haben …
Hamburg taz | Die schleppend anlaufende Versorgung mit Corona-Impfstoffen
weckt Begehrlichkeiten. So sollen sich laut Medienberichten Führungskräfte
der Feuerwehr und des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) im Januar mit
Impfstoffresten immunisieren lassen haben – obwohl der eigentlich für die
Kolleg*innen im Rettungsdienst bestimmt war und sie selbst nur einen
Schreibtischjob haben.
Der Hintergrund: Wenn bestellte [1][Impfdosen in Alten- und Pflegeheimen]
nicht verbraucht werden, müssen schnell andere Abnehmer*innen gefunden
werden, da das Mittel nur kurze Zeit hält. In über 370 Fällen wurden in
Hamburg deshalb Personen geimpft, die im Rettungsdienst arbeiten und damit
eine hohe Impfpriorität genießen. Rund zwanzig Mal allerdings sollen auch
Führungskräfte aus der Verwaltung des DRK-Ambulanzdienstes und der
Feuerwehr unberechtigt übrig gebliebene Impfdosen bekommen haben.
Unter den Personen, die den Impfstoff erhielten, sollen beim DRK ein
Vorstandsmitglied, Teile der Geschäftsführung sowie ein Projektleiter
gewesen sein. Doch damit nicht genug: Auch die Ehefrauen der Funktionäre
und ein Kind sollen geimpft worden sein. Das DRK nahm bislang keine
Stellung zu dem Vorfall.
Bei der Harburger Feuerwehr soll es ähnlich abgelaufen sein. In einem
internen Schreiben, das Feuerwehrchef Christian Schwarz verfasst hat, heißt
es: „Die Impfdosen mussten innerhalb einer Stunde vergeben werden.“ Daher
seien auch Menschen zur Impfung geschickt worden, die eigentlich noch nicht
vorgesehen waren. „Ursprünglich war geplant gewesen, die bei einem
Pflegeheim-Einsatz überzähligen Impfdosen an Einsatzkräfte zu vergeben, die
dann aber zu einem Großeinsatz ausrücken mussten.“
## Sogar die Ehefrauen und ein Kind wurden mit geimpft
Laut Bild und Hamburger Morgenpost ließen sich mindestens zwei hochrangige
Feuerwehr-Funktionäre während der Dienstzeit impfen und mit dem
Dienstfahrzeug zur Impfung fahren. Mitarbeiter*innen im Einsatzdienst
hingegen dürfen sich nur in ihrer Freizeit impfen lassen.
Immerhin soll sich der Vorfall so nicht wiederholen. „Wir haben inzwischen
Listen mit priorisierten Mitarbeitern angefertigt. Dadurch werden
Führungskräfte nicht mehr vorgezogen“, sagt der Sprecher der Feuerwehr,
Martin Schneider.
Senatssprecherin Julia Offen betont, die Regierung sei „not amused“ über
diesen Vorfall. Auch Daniel Dahlke, Landeschef der Deutschen
Feuerwehrgewerkschaft, hätte sich von den Funktionären, die die Impfdosen
nicht hätten annehmen dürfen, „mehr Anstand gewünscht“.
Die Impfreste hätten, heißt es aus der Gesundheitsbehörde, etwa in das
[2][Impfzentrum Messehallen] zurückgebracht oder an benachbarte
Rettungsdienste verteilt werden können. Ziel sei es aber, unbedingt zu
vermeiden, „dass Impfdosen aus logistischen Gründen verfallen“, sagt ein
Behördensprecher.
Die Impfstoffverteilung an nicht berechtigte Personen ist kein Einzelfall.
Im Darknet blüht laut Europol längst der Schwarzmarkt für Impfstoffe und
bundesweit häufen sich die Fälle, in denen Impfreste an nicht berechtigte
Personen vergeben wurden. So ist der taz der Fall einer jungen Hamburgerin
mit guten Verbindungen bekannt, die extra zweimal nach Bielefeld fuhr, um
zwei „überzählige Impfdosen“ zu ergattern. Eine impfberechtigte Person mit
kürzerem Fahrtweg hätte sich da sicher finden lassen.
28 Jan 2021
## LINKS
[1] /Impfstart-im-Seniorenheim/!5738803
[2] https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/Impfzentrum-in-Hamburger-Messehallen…
## AUTOREN
Marco Carini
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