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# taz.de -- Bergbau in Guinea: Milliardendeal? Milliardenpleite
> Ein schillernder Diamanthändler muss wegen korrupten Erwerbs von
> Bergbaurechten in Guinea in Haft. Es geht um eine der größten
> Eisenerzminen der Welt.
Bild: Birgt Eisenerz im Wert von 140 Mrd. US-Dollar: das Simandou-Bergmassiv in…
Berlin taz | Einer der weltweit spektakulärsten Prozesse wegen Korruption
im internationalen Bergbau ist mit einem harten Urteil zu Ende gegangen.
Ein Gericht in Genf [1][verurteilte den israelischen Unternehmer Beny
Steinmetz] am Freitag zu fünf Jahren Haft wegen Korruption in Guinea.
Kampagnen für mehr Transparenz im Rohstoffsektor feiern einen ihrer größten
Siege – Steinmetz selbst sprach in einer ersten Reaktion von „zehn Jahren
Manipulation und Lüge“.
Es geht um eines der größten bekannten Eisenerzvorkommen der Welt in einer
der ärmsten Gegenden der Welt: [2][Simandou], am südlichen Ende einer
Bergkette in den Regenwäldern von Guinea nahe der Grenze zu Liberia. Die
Eisenerzreserven von Simandou [3][]werden auf rund 2 Milliarden Tonnen
geschätzt – das entspricht in etwa dem Jahresverbrauch der gesamten Welt –
mit einem Marktwert von 140 Milliarden US-Dollar.
Im Jahr 2006 vergab der damalige guineische Diktator Lansana Conté die
Rechte an Simandou an den Bergbaumulti Rio Tinto.
Doch kurz vor seinem Tod im Dezember 2008 machte der greise Conté einen
Rückzieher. Der Nordteil von Simandou, Blocks 1 und 2, wurde Rio Tinto
entzogen und dem Diamanthändler Beny Steinmetz und seinem Unternehmen BSGR
(Beny Steinmetz Group Resources) zugeschanzt. Rio Tinto behielt nur die
Südhälfte, Blocks 3 und 4.
## Milliardengewinn im Handumdrehen
Für Steinmetz war es das Geschäft seines Lebens. Er musste nicht einmal
zahlen – Conté gab sich mit der Zusage von Investitionen in Höhe von 170
Millionen US-Dollar zufrieden.
Und mit Simandou war BSGR plötzlich ein globaler Player. 2010 stieg der
brasilianische Bergbauriese Vale bei BSGR ein und kaufte 51 Prozent seiner
Simandou-Rechte für 2,5 Milliarden US-Dollar. Steinmetz hatte im
Handumdrehen einen Milliardengewinn gemacht.
Doch als nach einer Zeit der Wirren Guinea 2010 seine ersten freien Wahlen
erlebte und der bisherige Exiloppositionelle Alpha Condé Präsident wurde,
kamen [4][alle Bergbauverträge auf den Prüfstand] – auch Simandou.
Rio Tinto verlangte die Blocks 1 und 2 zurück. Vale stoppte nach den ersten
500 Millionen US-Dollar die weitere Bedienung seiner Schulden gegenüber
BSGR. Und als Whistleblower auspackten, war der Skandal perfekt.
## US-Dollar für die Präsidentengattin
Steinmetz, so die von Ermittlungen bestätigten Enthüllungen, hatte eine der
vier Ehefrauen des greisen Diktators Conté mit Millionenwerten schmieren
lassen. Mal gab es für Mamadie Touré eine Million US-Dollar in bar, mal
eine Diamanthalskette.
Ein französischer BSGR-Vertreter zog gemeinsam mit Guineas Sportminister
durch das Land und versprach allen, die beim Erwerb von Bergbaurechten
helfen, 12 Millionen US-Dollar Schmiergelder – so gibt die britische
Rohstofftransparenzorganisation [5][Global Witness]
FBI-Ermittlungsergebnisse wieder, die ein Untersuchungsausschuss des
guineischen Parlaments veröffentlichte, als er Präsident Condé im Jahr 2014
die Annullierung des BSGR-Vertrags empfahl.
Steinmetz wehrte sich vehement, und im Jahr 2019 einigte er sich mit
Guineas Staat außergerichtlich: Er verzichtete auf Simandou, im Gegenzug
verzichtete Guinea auf eine Klage.
Stattdessen aber [6][klagte ihn die Staatsanwaltschaft von Genf an] – denn
er hatte immer zu seinem Schutz vorgebracht, in Genf zu leben und zu
arbeiten.
Die Genfer Richter sind jetzt der Darstellung der Anklage gefolgt.
Zusätzlich schuldet Steinmetz seinen ehemaligen Partnern von Vale 1,25
Milliarden US-Dollar – so urteilte 2019 ein Londoner Gericht.
Und Guinea wartet immer noch auf das erste Eisenerz aus Simandou.
25 Jan 2021
## LINKS
[1] https://www.letemps.ch/suisse/jugement-condamne-beny-steinmetz-acolytes
[2] https://www.nsenergybusiness.com/projects/simandou-iron-ore-deposit/
[3] https://www.nsenergybusiness.com/projects/simandou-iron-ore-deposit/
[4] https://mines.gov.gn/projets/conventions-minieres/
[5] https://www.globalwitness.org/en/reports/guineas-deal-century/
[6] http://ge.ch/justice/licences-minieres-en-guinee-beny-steinmetz-renvoye-en-…
## AUTOREN
Dominic Johnson
## TAGS
Guinea
Bergbau
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