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# taz.de -- Ermittlungen gegen AfD-Geschäftsführer: AfDlerin zeigt Fraktionsk…
> Dem Geschäftsführer der Hamburger AfD Thorsten Prenzler wird
> Urkundenfälschung vorgeworfen. Angezeigt hat ihn eine AfD-Abgeordnete.
Bild: Früher hieß Prenzler noch Thümler und war auf diesem Bild aus dem Jahr…
Hamburg taz | Der AfD in der Hamburger Bürgerschaft droht ein neuer Streit.
Der Konflikt dürfte auch den gesamten Landesverband belasten. Die Hamburger
Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Geschäftsführer der Fraktion,
Thorsten Prenzler. Unter anderem gehe es um den Vorwurf der
Urkundenfälschung, bestätigte die Pressesprecherin der Staatsanwaltschaft,
Nana Frombach, der taz. Die Akten befänden sich aktuell aber noch beim
Landeskriminalamt, weswegen sie keine weiteren Einzelheiten mitteilen
könne. Ende Oktober sei die Anzeige erstattet worden, sagte Frombach.
Die Strafanzeige kam aus den eigenen Reihen – aus der Fraktion um die
Vorsitzenden Alexander Wolf und Dirk Nockemann. Die
AfD-Bürgerschaftsabgeordnete Olga Petersen soll die Anzeige eingereicht
haben. Sie hält ihrem Geschäftsführer vor, anders als dieser behauptet, den
akademischen Grad Magister Artium gar nicht erreicht zu haben.
In einem anonymen Schreiben an die taz und andere Redaktionen behaupten die
Verfasser*innen zudem, dass „Urkundenfälschung und Betrug in mehreren
Fällen“ im Raum stünden. Es gehe um „hohe Summen“, sowie um das „Fäl…
von Arbeitsverträgen“. Einzelne AfD-Mandatsträger*innen sollen von den
Straftaten wissen, Prenzler aber schützen.
Petersen gehört in der Fraktion nicht zu den vermeintlich Moderaten. Bei
der Bürgerschaftswahl erzielte sie mit provokanten Positionen mit 4.018
Stimmen das drittbeste Ergebnis der AfD-Kandidat*innen. Sie wendet sich
gegen schulische Umwelterziehung, gegen Ernährungserziehung und gegen eine
vermeintlich verfrühte Sexualpädagogik.
## Prenzler bereits wegen Betrugs verurteilt
Die „linke Genderpolitik“ lehnt sie wenig überraschend ebenso ab wie die
Migration von Fachärzt*innen. Eine Impfpflicht bedeutet für sie eine
Entmündigung der Bürger*innen. Auf ihrer Facebook-Seite stellte die
Kandidatin aus dem Wahlkreis 17 Süderelbe sich vor Björn Höcke. Der
Landtagsfraktionsvorsitzende dürfte zwar „Faschist“ genannt werden, doch
das bedeute „noch lange nicht“, „das (sic!) er auch einer ist!“
Inwieweit ein Richtungsstreit zu der Anzeige führte, ist bisher nicht
bekannt. Als Geschäftsführer fällt Prenzler in der Öffentlichkeit nicht
durch Positionierungen auf, es ist nicht seine Aufgabe.
Zu den Anschuldigen möchte sich Prenzler nicht äußern. In einer
Stellungnahme verteidigt die Fraktion ihren Mitarbeiter aber. Die Vorwürfe
der Abgeordneten Petersen seien nicht neu. Die Fraktion habe sich eingehend
damit befasst und festgestellt, dass die Vorwürfe falsch und grob
ehrabschneidend sind. Die Staatsanwaltschaft werde das in ihrem
Ermittlungsverfahren feststellen, heißt es in der Mitteilung.
Der Geschäftsführer ist allerdings schon einmal wegen Betruges verurteilt
wurden. Prenzler, der damals noch Thümler hieß, hatte sich bei Hotels in
Mecklenburg-Vorpommern Rabatte erschlichen, indem er vorgab, als
Reisejournalist zu arbeiten. Als Nachweis legte er Texte anderer Autoren
vor. Die Oldenburger Nordwest-Zeitung hatte den Betrug aufgedeckt. Das
Amtsgericht Oldenburg verurteilte ihn wegen Betrugs in zwei Fällen zu einer
Geldstrafe.
Für die CDU war Prenzler im Gemeinderat Hude und im Kreistag des
Landkreises Oldenburg tätig. 2003 zog er mit einem Direktmandat in den
Niedersächsischen Landtag ein. Im Zuge der Betrugsvorwürfe legte er 2005
das Mandat im Landtag und die Ämter in der CDU nieder.
Vor dem Skandal machte er auch politisch Schlagzeilen – und offenbarte
seine Haltung. Er unterzeichnete einen Solidaritätsappell für den damaligen
CDU-Bundestagsabgeordneten Martin Hohmann aus Hessen. Hohmann, heute
AfD-Bundestagsabgeordneter, hielt am Tag der Deutschen Einheit 2003 eine
Rede, die als antisemitisch kritisiert wurde. Er hatte die Juden wegen
ihrer angeblichen Rolle im Stalinismus mit dem Begriff „Tätervolk“ in
Verbindung gebracht, berichtete das Nachrichtenmagazin Der Spiegel. Die
Unionsfraktion im Bundestag schloss Hohmann daraufhin aus. Prenzler
solidarisierte sich mit ihm.
Nach einer Hochzeit übernahm der AfD-Mitarbeiter den Nachnamen seiner Frau.
2010 verließ der gerade 50 Jahre alt Gewordene die CDU, trat 2013 der AfD
in Niedersachsen bei und ist Vorsitzender des AfD-Kreisverbandes
Harburg-Land. Nach dem Einzug der vermeintlichen Alternative in die
Bürgerschaft im Jahr 2015 wurde er Geschäftsführer der Fraktion. Schon 2016
kam in der Partei Kritik an der Personalie wegen des Betrugsskandals auf.
18 Jan 2021
## AUTOREN
Andreas Speit
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