| # taz.de -- Corona in Österreich: Lockdown gegen die Mutationen | |
| > Österreich verschärft die Maßnahmen und führt in Geschäften | |
| > FFP2-Maskenpflicht ein. In Wien demonstrieren Impfgegner*innen mit | |
| > Rechtsextremen. | |
| Bild: Wien am Samstag: Auch in Österreich regt sich Widerstand gegen die Coron… | |
| Wien taz | Statt zu lockern, verschärft Österreich ab Montag den aktuellen | |
| Lockdown. Außerdem werden die Maßnahmen bis zum 7. Februar, also um zwei | |
| Wochen, verlängert. Grund ist die britische Mutation B1.1.7 des | |
| [1][Coronavirus], die sich in Österreich bereits verbreitet hat. | |
| Die Mutationen aus Großbritannien und auch die aus Südafrika „verschärfen | |
| für uns die Situation noch einmal deutlich“, sagte Bundeskanzler Sebastian | |
| Kurz (ÖVP) am Sonntag auf einer Pressekonferenz. Die Maßnahmen „machen uns | |
| nicht glücklich und sind alles andere als populär“, gab er zu. Aber nach | |
| tagelangen Beratungen mit Expert*innen, europäischen Regierungschefs sowie | |
| Vertretern der Sozialpartnerschaft und sogar der Opposition gebe es keine | |
| Alternative. | |
| Ganz ohne Selbstlob ging es nicht: Der Kanzler betonte, dass Österreich, | |
| das im November Rekordwerte an Infektionen gemeldet hatte, inzwischen in | |
| dem Drittel jener EU-Länder liege, „die das Infektionsgeschehen am besten | |
| unter Kontrolle haben.“ Mit rund 150 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner | |
| liege die 7-Tage-Inzidenz aber noch zu hoch. Weniger als 50 Ansteckungen | |
| sei das Ziel. | |
| Als Verschärfung tritt eine strengere Maskenpflicht in Kraft. Ab dem 25. | |
| Januar müssen in Geschäften und öffentlichen Verkehrsmitteln FPP2-Masken | |
| getragen werden, die die Luft wesentlich besser filtern als der gängige | |
| Mund-Nasen-Schutz. Außerdem wird der Abstand, der zu haushaltsfremden | |
| Personen einzuhalten ist, von einem auf zwei Meter verdoppelt. Überall | |
| dort, wo es möglich ist, wird Homeoffice verpflichtend. | |
| Am 8. Februar sollen Geschäfte, Anbieter körpernaher Dienstleistungen und | |
| Museen frühestens wieder öffnen. Hotelbetriebe und Gastronomie müssen bis | |
| Ende Februar warten. Die Schulen bleiben bis zu den Ferien Anfang Februar | |
| im Onlinebetrieb; danach soll es zunächst Schichtbetrieb geben. Einmal | |
| wöchentlich sollen dann möglichst alle Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte | |
| ihren Infektionsstatus mit einem einfachen Nasenschleimtest überprüfen. | |
| ## „Es wird wärmer“ | |
| Gesundheitsminister Rudolf Anschober, der zuletzt wegen der schleppend | |
| anlaufenden Impfungen und wirrer Kommunikation kritisiert wurde, übernahm | |
| auf der Pressekonferenz am Sonntag den Part des Hoffnungsmachers: „In zehn | |
| Wochen haben wir Ende März, dann beginnt die Osterwoche. Es wird wärmer, | |
| das gefällt dem Virus nicht“. Bis dahin werde man die vulnerabelsten | |
| Gruppen geimpft haben. | |
| Sollte demnächst das Vakzin von AstraZeneca zugelassen sein, würden bis | |
| Ende März 1,6 Millionen der rund 9 Millionen Menschen in Österreich geimpft | |
| sein. Allein mit den Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna wären es | |
| 600.000. Dann werde Corona nicht mehr ein Problem der Politik sein, | |
| ergänzte Oswald Wagner, Vizerektor der MedUni Wien, „sondern ein | |
| medizinisches Problem, wie jede andere Krankheit auch“. | |
| Anschober verglich den Kampf gegen die Pandemie mit einem Marathon, auf dem | |
| die letzten zehn Kilometer die schwersten seien. Dort befinde man sich | |
| jetzt und habe durch die hochinfektiösen Mutationen zusätzlich heftigen | |
| Gegenwind bekommen. | |
| ## Impfgegner*innen in der Wiener Altstadt | |
| Dass die Bevölkerung schon die bisherigen Maßnahmen nur teilweise mitträgt, | |
| bewies die bisher größte Demonstration von Impfgegner*innen und | |
| Verschwörungsanhänger*innen, die am Samstag ohne Abstand und | |
| Mund-Nasen-Schutz durch die Wiener Innenstadt marschierte. | |
| Neben vielen verunsicherten und durch soziale Medien aufgestachelten | |
| Menschen wurden auf der Demonstration bekannte Rechtsextreme gesehen, etwa | |
| der Neonazi Güttfried Küssel, Identitären-Chef Martin Sellner und auch | |
| Ex-FPÖ-Chef Heinz Christian Strache. Die Polizei schritt vor allem gegen | |
| linke Gegendemonstrant*innen ein, die den Marsch mit einer Sitzblockade auf | |
| der Ringstraße aufhalten wollten. | |
| 17 Jan 2021 | |
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| ## AUTOREN | |
| Ralf Leonhard | |
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