# taz.de -- Endgültiges Verbot für „Querdenken“: Sie bleiben Dresden ersp… | |
> Die Organisatoren sind vor Gericht gescheitert. Ein riesiges | |
> Polizeiaufgebot hat die wenigen Gruppen von Coronaleugnern in Dresden | |
> fest im Griff. | |
Bild: Viele Polizisten, wenige Demonstranten: die Innenstadt von Dresden am Sam… | |
Dresden taz | Dresden ist an diesem Sonnabend ein zweites Leipzig erspart | |
geblieben. Fünf Wochen nach den Ausschreitungen bei einer | |
[1][Querdenken-Demonstration] in der Messestadt blieb es in der | |
Landeshauptstadt ruhig. Anders als damals hatte das Sächsische | |
Oberverwaltungsgericht in Bautzen die Demonstration nicht noch in letzter | |
Minute genehmigt. Es bestätigte vielmehr die Verbote der Stadt und des | |
Verwaltungsgerichtes Dresden. | |
Um ein „Superspreader-Event“ mit schwerwiegenden Folgen für viele auch | |
unbeteiligte Menschen zu verhindern, stelle das Versammlungsverbot die | |
einzige Möglichkeit dar, heißt es in der Dresdner Gerichtsbegründung. | |
Erfahrungsgemäß hielten sich die angemeldeten 4.000 Teilnehmer nicht an die | |
Auflagen. | |
Unmittelbar vor dem geplanten Beginn der Hauptdemonstration um 14 Uhr wies | |
dann auch noch das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe einen Eilantrag | |
des „Querdenken 351“-Veranstalters Marcus Fuchs zurück. | |
Schimpfende Kleingruppen in der Innenstadt | |
Auch in Frankfurt/Main und Erfurt waren Demonstrationen wegen der | |
verschärften Pandemielage verboten worden. In der Dresdner Innenstadt | |
bildeten sich ohnehin nur schimpfende Kleingruppen, erkennbar an der | |
[2][fehlenden Mund-Nasen-Maske] und daran, dass sie am letzten Verkaufstag | |
vor dem sächsischen Lockdown nicht in die Warenhäuser strebten. Einige | |
trugen auch ein Herz-Symbol. Sie wurden von rund 1.500 Polizisten aus | |
mehreren Bundesländern kontrolliert und teilweise begleitet. | |
„Wir können ihre Anreise nicht verhindern, aber wir können Ansammlungen | |
unterbinden“, erklärte Thomas Geithner, Sprecher der Polizeidirektion | |
Dresden. Ein mit 25 Personen besetzter Reisebus wurde wieder aus der Stadt | |
„hinausgeleitet“, weitere 26 Zugreisende zurückgeschickt. Ein Bus aus dem | |
Thüringer Saale-Holzland-Kreis schaffte es bis an das Dynamo-Stadion in der | |
Nähe des geplanten Kundgebungsortes. Per Zuruf wurde den Insassen | |
anwaltliche Hilfe wegen angeblicher Freiheitsberaubung angeboten. Hooligans | |
und rechtsradikale Gruppen, die auch für Dresden mobilisiert hatten, fielen | |
lediglich im Stadtteil Strehlen auf. Für den Ernstfall bereitgestellte | |
Wasserwerfer der Polizei blieben fast unsichtbar im Hintergrund. | |
Warnungen vor dem „Zeugs“ | |
Am Straßburger Platz war der genehmigte Stand der im April gegründeten | |
„Basisdemokratischen Partei“ von etwa 25 Personen umgeben. Eine Frau, die | |
behauptet, Krankenschwester zu sein, warnte lautstark davor, „sich mit | |
diesem Zeugs impfen zu lassen“. Genehmigt war auch eine linke | |
Gegendemonstration mit bis zu 200 Personen, die auf der eigentlich | |
geplanten Veranstaltungswiese stattfand. | |
Tags zuvor hatten Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) und | |
der Landrat des Erzgebirgskreises Frank Vogel (ebenfalls CDU) nach einem | |
Krankenhausbesuch in Aue die Sorglosigkeit ihrer Mitbürger heftig gerügt. | |
Obschon die zweite Corona-Welle heftiger ausfalle, gingen die Sachsen | |
„wesentlich lockerer“ damit um als im Frühjahr. „Die Zeit der Appelle ist | |
jetzt vorbei!“, sagte Kretschmer einigermaßen erregt. „Wir brauchen jetzt | |
ganz klare autoritäre Maßnahmen des Staates!“ | |
Landrat Vogel zeigte sich betroffen von der „Welle der Entrüstung“ unter | |
seinen Erzgebirgern nach der Verschärfung der Isolationsmaßnahmen. Die | |
Kontaktrückverfolgung betreffend unterstellte er ihnen gar, sie würden | |
zunehmend „schwindeln“. „Wenn die Bereitschaft zur Mitwirkung fehlt, wird | |
es äußerst schwierig in den nächstens Wochen“, mahnte Vogel. Der | |
konservative Erzgebirgskreis verzeichnet mit Abstand [3][die höchste Zahl | |
an Neuinfektionen in Sachsen]. | |
12 Dec 2020 | |
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## AUTOREN | |
Michael Bartsch | |
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