# taz.de -- Ausgang der Wahlen in Rumänien: Wahl der Nichtwähler | |
> Die Wahlbeteiligung in Rumänien erreicht einen Tiefststand. Das ist | |
> Ausdruck des Versagens der Regierungen nach der Revolution von 1989. | |
Bild: Bei den Parlamentswahlen in Rumänien erreichte die Wahlbeteiligung einen… | |
Die Beteiligung an den in Rumänien [1][am Sonntag stattgefundenen | |
Parlamentswahlen] erreichte einen historischen Tiefstand. Seit dem Sturz | |
des Regimes im Jahr 1989 und den danach stattgefundenen Wahlen hat es nie | |
eine derartige Wahlabstinenz wie diesmal gegeben. Die Enthaltung war | |
sicherlich nicht nur coronabedingt. Die uneingelösten Versprechungen der | |
Parteien, die in den vergangenen 30 Jahren regierten, haben – wie es ein | |
Bukarester Hochschullehrer ironisch formulierte – zu dieser „Wahl der | |
Nichtwähler“ maßgeblich beigetragen. | |
Dass die erst vor einem Jahr [2][durch einen Misstrauensantrag gestürzte | |
Regierung der populistischen Sozialdemokraten (PSD)] die meisten Stimmen | |
erhalten hat, könnte auch als Denkzettel für die Präsident Klaus Iohannis | |
nahestehende Nationalliberale Partei (PNL) gedeutet werden. Die | |
großspurigen Ankündigungen der Partei von Iohannis, Korruption, Vettern- | |
und Misswirtschaft konsequent zu bekämpfen, erwiesen sich in der Praxis als | |
propagandistische Seifenblasen. Die Entlassung des Leiters eines | |
Wasserwirtschaftsamtes und dessen Ersetzung durch einen inkompetenten | |
nationalliberalen Parteigenossen brachte das Fass zum Überlaufen. | |
Für viele WählerInnen mag es der endgültige Beweis gewesen sein, dass die | |
Nationalliberalen um keinen Deut besser sind als die wiederholt als | |
„Postkommunisten“ gescholtenen Sozialdemokraten. Die [3][mit | |
nationalistischen Floskeln gedüngten Wahlversprechungen] der | |
Nationalliberalen und Sozialdemokraten kamen nicht ihnen zugute, sondern | |
der als viertstärksten ins Parlament gewählten rechtsradikalen, euro- und | |
coronaskeptischen Partei, die sich Allianz für die Vereinigung der Rumänen | |
(AUR) nennt. | |
Die Stimmen für die AUR spiegeln allerdings auch die zunehmenden Sympathien | |
für das ungarisch-polnische illiberale Modell wider. Und zwar in all seinen | |
nationalistischen und demokratiekritischen Facetten. Gleichzeitig | |
zerstäuben sie die von Iohannis’ Partei verbreitete Mär, Rumänien sei das | |
einzige faschistenfreie osteuropäische EU-Land. | |
7 Dec 2020 | |
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## AUTOREN | |
William Totok | |
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