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# taz.de -- Kitas und Schulen im Lockdown: Böse Bescherung für die Eltern
> Die Berliner Kitas laufen ab Mittwoch im Notbetrieb, SchülerInnen müssen
> zu Hause lernen. Kitas mit Appell an die „Verantwortung der Eltern“.
Bild: Notfalls wird das Kind eben auf dem elterlichen Arm betreut
Berlin taz | Alle Eltern, mahnte Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) am
Montag eindringlich, mögen „in den nächsten beiden Tagen in sich gehen“:
Ist man ab Mittwoch auf eine Notbetreuung in der Kita angewiesen oder kann
man das Kind [1][im kommenden „harten Lockdown“] auch irgendwie zu Hause
betreuen? „Es geht um eine Notversorgung“, betonte Scheeres auf der
Sondersitzung des Bildungsausschusses. „Wir wollen, wir müssen weg von
einem Regelbetrieb.“
Damit vollzieht der Senat, was die Coronapolitik für Kitas angeht, eine
saubere 180-Grad-Wende: Noch am Freitag hatte die Bildungsverwaltung
betont, man wolle die Kitas im zweiten harten Lockdown seit Pandemiebeginn
offen lassen. Doch bei der Bund-Länder-Schalte mit der Kanzlerin am Sonntag
zu den Verschärfungen der Coronaregeln seien „die Kitas dann sehr stark
Thema gewesen“, so Scheeres.
Auch die Schulen schließen am Mittwoch, zwei Tage vor dem regulären Beginn
der Weihnachtsferien. Bis mindestens zum 10. Januar ist dann Homeschooling
angesagt, eigentlich wäre die Schule am 4. Januar wieder losgegangen. „Das
sind keine verlängerten Ferien“, betonte Scheeres am Montag – und befand,
die Schulen seien auf die Woche Distanzlernen „gut vorbereitet“. Da habe
sich seit dem Frühjahr „eine Menge getan“, viele Schulen hätten [2][in
Projektwochen digitale Konzepte ausprobiert]. Die Gewerkschaft GEW
kritisiert indes, es fehle noch immer vielerorts an technischer Ausstattung
und schnellem Internet.
Astrid-Sabine Busse, Schulleiterin der Grundschule in der Köllnischen Heide
und Vorsitzende der Interessenvertretung der Berliner Schulleitungen, hat
eher die Zeit nach dem 10. Januar im Blick: „Die Woche im Distanzunterricht
kriegen wir hin, die hatte sich ja schon abgezeichnet.“ Danach sei es aber
wichtig, dass gerade GrundschülerInnen schnell wieder in die Schulen kämen,
das habe man im ersten Lockdown gelernt.
[3][„Sorge mit Blick auf den Kinderschutz“] mache ihr auch die beengte
Situation in vielen Familien, gerade über die ohnehin emotional
aufgeladenen Festtage. Auch deshalb müssten die Schulen schnell wieder
öffnen. In den Kitas klingt man, anders als im ersten Lockdown, relativ
gelassen: Man habe im Frühjahr die Erfahrung gemacht, dass die Eltern „sehr
verantwortungsvoll“ mit ihrem Betreuungsanspruch umgegangen seien, „darauf
bauen wir auch jetzt wieder“, sagt Katrin Dorgeist, kaufmännische
Geschäftsführerin bei den landeseigenen Kindergärten NordOst mit mehr als
10.000 Plätzen.
## Keine „Systemrelevanz“ mehr
Eine Notbetreuung nach „systemrelevanten Berufen“ der Eltern soll es in den
Kitas – anders als in den Grundschulen – diesmal nicht geben. Auch weil man
laut Scheeres „bis zu 70 Prozent der Kinder in den Kitas hatte, weil immer
mehr Berufe dazukamen“.
Bei den Kita-Trägern kommt das gut an, auch wenn man dann mit den Eltern
eventuell mehr diskutieren muss. „Die Frage wäre ja auch: Wo würde man
jetzt wieder anfangen, diese Liste zu verkleinern?“, meint Oliver Bürgel,
Landesgeschäftsführer der Liga der Wohlfahrtsverbände.
„Die Kita-Leitungen brauchen da aber jetzt Rückendeckung von der Senatorin
und auch vom Regierenden Bürgermeister“, betont Bürgel. Da müsse es einen
„klaren moralischen Appell an die Eltern geben“. Von Scheeres kommt der am
Montag prompt: Wenn man sehe, dass zu viele Eltern die Betreuung in
Anspruch nehmen wollten, „werden wir wieder den Weg der Notbetreuungslisten
gehen müssen“.
Unklar ist, wie es ab dem 10. Januar weitergeht. „Klar ist nur, dass es
einen Regelbetrieb nicht geben wird“, sagt Oliver Bürgel. Die Liga fordert
gemeinsam mit dem Dachverband der Berliner Kinder- und Schülerläden ein
Angebot möglichst für alle Kinder bei reduzierten Betreuungszeiten.
14 Dec 2020
## LINKS
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[3] /Haeusliche-Gewalt-im-Lockdown/!5733652
## AUTOREN
Anna Klöpper
## TAGS
Schwerpunkt Coronavirus
Lockdown
Kita
Homeschooling
Homeschooling
Schwerpunkt Coronavirus
häusliche Gewalt
Michael Müller
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