# taz.de -- Gegenprotest bei AfD-Parteitag in Kalkar: Draußen vor dem Brüter | |
> Trotz Corona und Kälte hat ein breites Bündnis gegen den Bundesparteitag | |
> der AfD in Kalkar demonstriert. Mit dabei: Abgeordnete von CDU und FDP. | |
Bild: Hunderte Demonstrant*innen und Politiker*innen sind nach Kalkar zu Protes… | |
Kalkar taz | „Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen“, | |
„Solidarität statt Hetze“ und „AfD-Politiker essen heimlich Döner“ st… | |
auf den Transparenten der Demonstrant:innen, die in Kalkar gegen den | |
Bundesparteitag der selbsternannten „Alternative für Deutschland“ | |
demonstrieren. [1][Der Tagungsort der Rechten] im zum Freizeitpark | |
umgebauten Atomkraftwerk namens „Schneller Brüter“ ist nur wenige hundert | |
Meter entfernt. Wie bei den Demonstrationen gegen das Atomkraftwerk in den | |
70er und 80er Jahren haben am Samstag hunderte Demonstrant:innen gegen die | |
rechte Partei protestiert. | |
Hunderte Polizist:innen und Dutzende Polizeitransporter bilden einen Riegel | |
zwischen Parteitag und Protest, der breit gefächert ist. Dem Aufruf des | |
erst 21-jährigen Anmelders Jannik Berbalk vom lokalen Ableger der | |
Initiative „Aufstehen gegen Rassismus“ sind nicht nur Antifaschist:innen, | |
Linke, Sozialdemokrat:innen, Grüne und Gewerkschafter:innen gefolgt – auf | |
der Bühne sprechen auch Bundestagsabgeordnete von CDU und FDP. | |
Flagge gegen die AfD zeigen damit Vertreter:innen aller anderen im | |
Bundestag vertretenen Fraktionen: Der Schock über die von den Rechten | |
eingeschleusten Corona-Leugner:innen, die bei der Debatte um das | |
Infektionsschutzgesetz [2][Abgeordnete und deren Mitarbeiter:innen am 18. | |
November im Parlament bedrohten], sitzt tief. | |
„Toxisch“ wie das atomwaffenfähige Plutonium, das im nie in Betrieb | |
gegangenen „Schnellen Brüter“ produziert werden sollte, sei die AfD, warnt | |
Ex-Bundesumweltministerin Barbara Hendricks. „Rassistisch und | |
antidemokratisch“ nennt die aus dem an Kalkar angrenzenden Kleve stammende | |
Sozialdemokratin die Partei. Hendricks macht den Demonstrant:innen Mut: Die | |
Zivilgesellschaft habe nicht nur das Atomkraftwerk ins Abseits geschoben – | |
sie werde auch Regierungsbeteiligungen der Rechten verhindern: „Die sind | |
toxisch, aber deren Halbwertszeit ist nicht lang“, ruft die Ex-Ministerin | |
unter Applaus. | |
## Widerlich und menschenverachtend | |
Als „widerlich“ und „menschenverachtend“ beschreibt auch die Grüne Ulle | |
Schauws die AfD – und als frauenfeindlich. Das „rechte Pack“ wolle „Fra… | |
ins Abseits drängen“, sie dazu bringen, möglichst viele biodeutsche Kinder | |
zu gebären, warnt die frauenpolitische Sprecherin der Grünen | |
Bundestagsfraktion aus dem rheinischen Krefeld. | |
Denn der Renten-Leitantrag, der hinter dem immer noch stehenden massiven | |
Betonzaun des „Schnellen Brüters“ verhandelt wird, ist ein merkwürdiger | |
Formelkompromiss: zwischen dem vom neo-konservativen AfD-Parteichef Jörg | |
Meuthen gewünschten Ausstieg aus der gesetzlichen Rentenversicherung und | |
der Forderung des „sozialnationalen“ einstigen Flügels um den Thüringer | |
Landesparteichef Björn Höcke, genau diese zu stärken. Klar ist aber: | |
Gerettet werden soll die Altersvorsorge zuallererst durch eine Steigerung | |
der Geburtenrate: Sonst schrumpfe das „Volk um ca. 30 Prozent pro | |
Generation“, warnen die Rechten in bester Nazi-Diktion. | |
Schockiert von der Bedrohung durch AfD-Sympathisant:innen im Bundestag | |
zeigen sich auch Parlamentarier:innen von CDU und FDP. „Wir lassen uns | |
nicht einschüchtern“, verspricht der niederrheinische Christdemokrat Stefan | |
Rouenhoff. Mit der Hetze gegen „Muslime, Juden, Minderheiten“ müsse Schluss | |
sein. Und für die FDP fordert deren Bundesparlamentarier Bernd Reuther: | |
„Steht auf, werdet laut, demonstriert.“ | |
Allerdings: Gerade antifaschistische Organisationen nehmen den Bürgerlichen | |
den Antifaschismus häufig nicht ab; schließlich will nicht nur | |
CSU-Bundesinnenminister Horst Seehofer Geflüchtete wieder ins | |
Bürgerkriegsland Syrien abschieben. „Halt die Fresse“, schallt es Rouenhoff | |
und Reuther deshalb aus dem Schwarzen Block entgegen. | |
Gewalttätiger wurde die Demo aber nicht: „Über den Tag verteilt haben rund | |
1.000 Demokrat:innen hier gegen die AfD demonstriert“, sagt Anmelder Jannik | |
Berbalk zufrieden. Um zu verhindern, dass der Protest trotz Einhaltung | |
aller Hygieneregeln zum Corona-Hotspot werden könnte, hatten etwa | |
Gewerkschaften wie die IG Metall oder Verdi auf eine breite Mobilisierung | |
verzichtet. | |
„Sonst hätten es auch mehrere zehntausend Protestierende wie beim | |
AfD-Bundesparteitag 2019 in Braunschweig werden können“, sagt Irmgard | |
Wurdack, Geschäftsführerin des bundesweiten Bündnisses „Aufstehen gegen | |
Rassismus“. Für die AfD unübersehbar war die Kritik dennoch: Schon am | |
Freitagabend hatten rund 300 Demonstrant:innen den anreisenden | |
Parteitagsdelegierten einen lautstarken „unfreundlichen Empfang“ in Kalkar | |
bereitet. | |
28 Nov 2020 | |
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## AUTOREN | |
Andreas Wyputta | |
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