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# taz.de -- Streit mit Sprachpuristen: Sprachpreis? No, thanks!
> Hamburger Kinderbuchautorin Kirsten Boie will sich nicht vom Verein
> Deutsche Sprache ehren lassen. Sie wirft dem Vorsitzenden
> Rechtspopulismus vor.
Bild: Gerne gelesen: Kirsten Boie mit ihrer Figur Ritter Trenk
Hamburg taz | Den Elbschwanenorden des Vereins Deutsche Sprache (VDS) hat
die Hamburger Kinder- und Jugendbuchautorin [1][Kirsten Boie]
ausgeschlagen. Sie begründete das mit „rechtspopulistischen Äußerungen des
Bundesvorsitzenden und der eher puristischen Auffassung von Sprache, die
sich diametral von meiner unterscheidet“.
Mit dem undotierten Preis würdigt der VDS in Hamburg Einrichtungen und
Personen, „die sich um die deutsche Sprache in besonderer Weise verdient
gemacht haben“. Entgegengenommen haben ihn Rainer Moritz vom Literaturhaus
Hamburg, die Stadtreinigung für die Botschaften auf ihren roten
Abfalleimern sowie der verstorbene Autor und Literaturkritiker Hellmuth
Karasek.
In einem Brief an den Hamburger VDS-Regionalleiter Hans Kaufmann
entschuldigt sich Boie für die späte Absage Ende Oktober – der Preis hätte
am Mittwoch verliehen werden sollen. Wegen des guten Namens und auch der
respektablen Preisträger habe sie sich erst „spät gründlicher über den
Verein informiert“.
Erschrocken habe sie Zitate des Bundesvorsitzenden Walter Krämer gelesen,
der in der Vereinszeitschrift [2][Sprachnachrichten ] den „aktuellen
Meinungsterror unserer weitgehend linksgestrickten Lügenmedien“ kritisiert,
den „[3][Genderwahn]“ beklagt und mit Blick auf die Flüchtlingswelle 2015
von einer „Völkerwanderung“ spricht.
## Realitätsfremde Vorstellungen
Die Sorge vor einer Überfremdung der deutschen Sprache, die den Verein
umtreibt, kann Boie nicht nachvollziehen. Sprachen entwickelten sich immer,
schreibt sie. „Aber mehr noch als die verkürzte und realitätsfremde
Vorstellung von Sprache, die sich in vielen Äußerungen zeigt, erschreckt
mich, wie genau sie sich ausgerechnet in einer Zeit, in der wir mit Sorge
einen Rechtsruck in Teilen der Bevölkerung beobachten müssen, in deren
Argumentationsgänge einfügt.“
Der Vorsitzende Krämer sei „ein temperamentvoller Rheinländer“, der
manchmal zu sehr zuspitze, sagt Regionalleiter Kaufmann. Dass Boie
ausgesprochen politische Positionen vertrete, sei ihm nicht bekannt
gewesen, tue aber auch nichts zur Sache: „Wir vergeben unseren Sprachpreis
nicht für „eine politische Gesinnung, sondern für Verdienste um unsere
Sprache.“
Kaufmann bedauert, „dass ein Verein, der sich der Pflege und Förderung der
deutschen Sprache widmet, für Rede- und Gedankenfreiheit eintritt und eher
defensive Ziele verfolgt, schon als ‚rechts‘, als ‚reaktionär‘ und als
Feind bekämpft wird“.
24 Nov 2020
## LINKS
[1] /Kinderbuchautorin-ueber-glueckliche-Enden/!5667026
[2] https://vds-ev.de/portfolio-archive/sprachnachrichten/
[3] /Essay-Sprache-und-Geschlecht/!5587579
## AUTOREN
Gernot Knödler
## TAGS
Verein Deutsche Sprache
Deutsche Sprache
Gendergerechte Sprache
Sprache
Kinderbücher
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