# taz.de -- Präsidentenwahl in Ghana: Akufo-Addo bleibt im Amt | |
> Der amtierende Präsident siegt erneut, doch im Parlament herrschen | |
> unklare Mehrheitsverhältnisse. Das dürfte die Zusammenarbeit erschweren. | |
Bild: Amtsinhaber Nana Akufo-Addo jubelt: Laut lokalen Medien liegt er vorne | |
ACCRA taz | In Ghana bleibt [1][Amtsinhaber Nana Akufo-Addo] wohl an der | |
Macht. Zwar steht am späten Mittwochnachmittag das endgültige Ergebnis der | |
Präsidentschaftswahl vom Montag noch nicht fest. Doch mit mehr als 6,6 | |
Millionen Wähler*innenstimmen liegt der 76-Jährige von der Neuen | |
Patriotischen Partei (NPP) lokalen Medien zufolge uneinholbar vorne. | |
Teilergebnisse sind bereits offiziell bestätigt worden. | |
Herausforderer John Mahama vom Nationalen Demokratischen Kongress (NDC), | |
der von 2012 bis 2016 Präsident war, kann die notwendige absolute Mehrheit | |
nicht mehr erreichen. Die übrigen zehn Bewerber*innen, darunter Nana Konadu | |
Agyeman-Rawlings, Frau des gerade verstorbenen Ex-Staatschefs Jerry | |
Rawlings, spielten keine Rolle. | |
Auch zeichnet sich eine hohe Wahlbeteiligung ab. Während 2016 knapp 10,8 | |
Millionen Menschen wählten, waren es jetzt knapp 12,8 Millionen, wie | |
Radiosender berichten. Einige Wähler*innen waren in der Hauptstadt Accra | |
nachts in die Wahllokale gekommen, wo sich lange vor Öffnung um 7 Uhr | |
Schlangen gebildet hatten. Auch kurz vor der Schließung um 17 Uhr warteten | |
mancherorts noch Dutzende auf ihre Stimmabgabe. | |
Hochburg von Akufo-Addo sind die Region Ashanti und der Süden des Landes, | |
mit einer Ausnahme: Greater Accra, wo mit 3,5 Millionen die meisten der | |
rund 17 Millionen Wähler*innen registriert sind. Die stimmten mit knapper | |
Mehrheit für den Oppositionskandidaten, was vor vier Jahren noch anders | |
war, als Akufo-Addo – damals ebenfalls Bewerber der Opposition – in der | |
NDC-Hochburg die Mehrheit erhielt. | |
## Keine klaren Mehrheitsverhältnisse | |
Darüber hinaus hat Mahama im Norden sowie in der Region Volta im Südosten | |
an der Grenze zu Togo seine Stimmen erhalten. Die Region hatte sich im | |
September unter dem Namen Western Togoland für unabhängig erklärt. | |
Bestrebungen dafür hat es immer wieder gegeben. Viele Menschen fühlen sich | |
mehr mit [2][Togo] als mit Ghana verbunden. Beobachter*innen zufolge war in | |
der Woche vor den Wahlen ein großes Militäraufgebot in die Gegend geschickt | |
worden. | |
Schwierig dürfte sich künftig die Arbeit im Parlament (275 Sitze) | |
gestalten, da die NPP ihren Vorsprung klar eingebüßt hat. Die Partei hat 31 | |
Sitze verloren, der NDC 30 gewonnen. Klare Mehrheitsverhältnisse sehen | |
anders aus. Das kann darauf hindeuten, dass die Bewerber*innen für die | |
Parlamentsmandate einen guten Wahlkampf geführt haben und die | |
Stimmberechtigten mit der Arbeit der Partei einverstanden sind, nicht aber | |
unbedingt mit Mahama als Spitzenkandidat. | |
Lob für die Wahl gab es von verschiedenen Beobachterbündnissen. Codeo, ein | |
Zusammenschluss lokaler Beobachter*innen, sagt: „Herausforderungen, die es | |
gegeben habe, sind Einzelfälle gewesen, sie haben die generelle | |
Glaubwürdigkeit nicht beeinflusst.“ | |
Für die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas und die | |
Afrikanische Union zeigt die Wahl erneut, dass es Ghana seit 1992 gelingt, | |
friedliche und erfolgreiche Wahlen zu organisieren. Ein Ziel hat Ghanas | |
Wahlkommission jedoch verfehlt. Sie hatte betont, das Ergebnis innerhalb | |
von 24 Stunden nach Schließung der Wahllokale zu veröffentlichen. Am | |
Dienstagabend musste sie ihre Deadline verlängern. | |
9 Dec 2020 | |
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## AUTOREN | |
Katrin Gänsler | |
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