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# taz.de -- Kolumne Über Ball und die Welt: Tödliche Recherche in Ghana
> Im Januar wurde in Ghana der investigative Sportreporter Ahmed
> Hussein-Suale ermordet. Nun folgt eine Schmutzkampagne.
Bild: Steht unter Druck: Undercover-Journalist Anas Aremeyaw Anas
Vor einigen Wochen ist in Ghana der Journalist Ahmed Hussein-Suale
[1][ermordet worden]. Als er von seinem Büro nach Hause fuhr, lauerten ihm
die Täter auf. Als Motiv werden Recherchen vermutet, an denen Hussein-Suale
für das Journalistenbüro „Tiger Eye Pi“ beteiligt war.
Für eine Fernsehdokumentation war es den Kollegen von „Tiger Eye Pi“
gelungen, Korruption im ghanaischen Fußballverband nachzuweisen. Sie
konnten im Film beweisen, dass Kwesi Nyantakyi, damals noch Präsident des
Verbandes, Vizepräsident des afrikanischen Fußballverbandes und Mitglied
des Fifa-Rates, 65.000 US-Dollar angenommen hat – vor laufender Kamera, in
bar.
Unter dem Vorwand, sie wären potenzielle Sponsoren, hatten sie Nyantakyi
einen Deal vorgeschlagen. Der wollte mit den Journalisten, die er für
Geschäftsleute hielt, eine Firma gründen, um möglichst viel des Geldes, das
angeblich investiert werden sollte, selbst abzugreifen. Von 15 Millionen
Dollar wären vermutlich 4,5 Millionen auf sein privates Konto geflossen.
Chef von „Tiger Eye Pi“ ist der in Ghana bekannte Investigativreporter Anas
Aremeyaw Anas. Er gilt [2][in Ghana] als der „maskierte Journalist“. Meist
verbirgt er sich hinter Perlenschnüren, die wie Haare hinunterfallen. Seine
Recherchen gelten meist Menschenrechtsverletzungen und Korruption.
Nun ist in der Welt des Verbandsfußballs der Nachweis von Korruption keine
allzu schockierende Meldung. Dass Präsident Nyantakyi zunächst 90 Tage
Sperre von der Fifa aufgedrückt bekam, bewegte sich im üblichen
Sanktionsrahmen; später wurde sie um 45 Tage verlängert, derzeit gilt er
als lebenslang gesperrt. Sieben Schiedsrichter wurden zudem für ein paar
Jahre gesperrt.
## Unglaubliche Schmutzkampagne
Nicht einmal die Reaktion der ghanaischen Regierung, die den nationalen
Fußballverband aufgelöst hat, kann als sensationell gelten. Zumal solche
Maßnahmen meist nur auf eine – von der Regierung zu verlierende –
Machtprobe mit der Fifa hinauslaufen. Der Ausschluss von internationalen
Wettbewerben ist üblicherweise die Folge, weil ja Fußball und Politik
getrennt bleiben müssen.
Nein, was wirklich schockiert, ist der Mord. Die Polizei ermittelt, sechs
Verdächtige wurden festgenommen. Die sechs Männer sind aber auf Kaution
wieder freigekommen.
Ebenso schockierend die unglaubliche Schmutzkampagne, die derweil gegen
Anas und Hussein-Suale läuft. Nyantakyi, der geschasste Präsident, tingelt
mit der Behauptung durch die Öffentlichkeit, Anas hätte eine Verschwörung
gegen ihn geplant, man habe ihm eine Falle gestellt und heimliche
Filmaufnahmen seien verboten. Warum er 65.000 Dollar angenommen hat –
darüber spricht er nicht.
Stattdessen behauptet er, verbandsinterne Feinde von ihm hätten Anas eine
große Summe Geld gezahlt, um ihn zu zerstören. Ihm nahestehende Medien
fordern nun, man müsse Anas die Reporterlizenz entziehen. Ein
Parlamentsabgeordneter soll in Richtung Anas – allerdings vor dem Mord an
Hussein-Suale – gefordert haben: „Man sollte ihn aufhängen“ – und zwar…
die bösen Dinge“, die er den Ghanaern angetan habe. Und Nyantakyi selbst
hat gar gesagt, die Rechercheure von „Tiger Eye Pi“ agierten „wie Isis“,
also wie die islamistischen Terroristen.
14 Feb 2019
## LINKS
[1] https://www.11freunde.de/artikel/korruptionsskandal-im-afrikanischen-fussba…
[2] /Ghana/!t5020936
## AUTOREN
Martin Krauss
## TAGS
Ghana
Undercover journalist Anas Aremeyaw Anas
Fußball
Reporter
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