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# taz.de -- Machtkampf der Fifa in der Karibik: Gekapertes House of Football
> Die Fifa setzt in Trinidad und Tobago eine Normalisierungskommission ein,
> um den aufmüpfigen Verband nach eigenem Gutdünken zu lenken.
Bild: Bekanntes Duell: Trinidad und Tobago (rot) gegen Panama beim CONCACAF-Tur…
Diese Meldung hat Brisanz, auch wenn sich ihre Bedeutung vermutlich nicht
sofort erschließt: Noch in diesem Oktober wird das Frauenfußballteam von
Trinidad und Tobago zwei Freundschaftsspiele gegen Panama austragen! Ja,
doch, wirklich! Und zwar, jetzt kommt’s, werden beide Teams im „House of
Football“ untergebracht werden, fußläufig zum Boldon-Stadion in der Stadt
Couva auf Trinidad!
Wem sich noch nicht erschließt, was daran spannend sein könnte, dem sei
gesagt, dass es um dieses 2019 eröffnete House of Football heftigste
Streitereien gab, in die sich der Weltfußballverband Fifa einschaltete.
Wenn man weiß, dass die Fifa nicht zuletzt wegen der Umstände, unter denen
es zum House of Football kam, eine „Normalisierungskommission“ einsetzte,
die faktisch die [1][Trinidad and Tobago Football Association (TTFA)]
übernahm, dann ahnt man, für welche Normalität die jüngsten
Heimländerspiele stehen.
Dem Zugriff der Fifa war ein verbandsinterner Machtwechsel vorausgegangen:
Ein neuer TTFA-Präsident, William Wallace, war im November 2019 gewählt
worden. Sein Vorgänger, David John-Williams, war eng mit der Fifa und dem
Kontinentalverband Concacaf verbandelt. Wallace hingegen, der schon
U23-Trainer war, gehört zur Verbandsopposition, die sich „United TTFA“
nennt und die John-Williams Korruption vorwarf.
Dieser hatte stolz das House of Football eröffnet, und Fifa-Präsident
Gianni Infantino, dessen Verband etwa 2,5 Millionen Dollar zugeschossen
hatte, war zur Feier angereist. Zwei Wochen später, mittlerweile war
Wallace TTFA-Präsident, wurde das House of Football geschlossen.
## Suspendierter Verband
Die Fifa wähnte, dass hier ein Verband illegitimerweise aus seinem
Herrschaftsbereich ausschere, und griff nach drei Monaten Amtszeit von
Wallace ein: Sie suspendierte den Verband, keines seiner Teams durfte
international spielen. [2][Und sie setzte besagte Normalisierungskommission
ein], die die TTFA-Statuten denen der Fifa anpassen soll.
Der verbleibende Verband ging vor das Oberste Gericht von Trinidad und
Tobago. Aber wenn staatliche Gerichte Verbandspraktiken überprüfen, gilt
das der Fifa als verbotene Einmischung der Politik. Die entmachtete TTFA
und die mächtige Fifa verhandelten. Ergebnis: Die TTFA zog die Klage
zurück, die Suspendierung wurde aufgehoben, die Normalisierungskommission
arbeitet weiter.
Am vergangenen Wochenende beim TTFA-Verbandstag haben Fifa und ihre
Kommission die Schrauben fester gezogen. Die Fifa war bei dem
Online-Verbandstag anwesend: ohne sich vorzustellen, mit ausgeschalteter
Kamera und unter dem User-Namen „Sophia“. Aber sie kommunizierte, dass die
TTFA mit Fifa-Geldern rechnen könne, wenn sie endlich die verhasste
Normalisierungskommission anerkenne. Ein Angebot, das die Delegierten nicht
ablehnen konnten. Die Normalisierungskommission bleibt nun im Amt, bis sie
die TTFA-Wahl so organisiert hat, dass ein Kandidat gewählt wird, der zum
Weltfußball und seinem Verband passt.
Ab jetzt wird der Fußball wieder aus dem House of Football regiert – ohne
Opposition, ohne staatliche Behörden, aber mit freundlichen Zuwendungen aus
Genf. Die neue Normalität beginnt mit den Spielen gegen Panama. Zwar ohne
Zuschauer, aber daran ist ja Corona schuld, nicht die Fifa.
14 Oct 2021
## LINKS
[1] https://thettfa.com/
[2] https://www.fifa.com/about-fifa/organisation/media-releases/composition-of-…
## AUTOREN
Martin Krauss
## TAGS
Kolumne Über den Ball und die Welt
Karibik
Fifa
Karibik
Ghana
Deutscher Fußballbund (DFB)
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