# taz.de -- Verkehrswende in Hamburg: Elbchaussee bald auch für Radler | |
> Im Januar beginnt die Grundsanierung der viel befahrenen Straße nach | |
> Blankenese. Dabei wird abschnittsweise Platz für Fahrradfahrer | |
> geschaffen. | |
Bild: Wenig Platz: die Elbchaussee Höhe Elbschlossstraße | |
HAMBURG taz | Auf der Elbchaussee sollen in Zukunft auch Radfahrer | |
gebührend Platz finden. Im Zuge der Grundinstandsetzung der Ausfallstraße | |
werden verschiedene Abschnitte mit Schutzstreifen, Radfahrstreifen und | |
einer Tempo-30-Zone für Radler bereit gemacht. Der Automobilclub ADAC | |
bezeichnete das Konzept als „praktikabel“. Der Radlerclub ADFC begrüßte | |
zwar „Verbesserungen gegenüber den ersten Planungen“, sieht aber noch gro�… | |
Mängel in puncto Radverkehr. | |
Vorbereitende Arbeiten für die Sanierung beginnen am 11. Januar, die | |
eigentliche altersbedingte Instandsetzung Mitte Mai. Der Senat und der | |
Bezirk Altona wollen die Gelegenheit nutzen, um auch hier dem politischen | |
Ziel „[1][mehr Radverkehr]“ näherzukommen. | |
In einem Hin und Her mit der Bezirksversammlung hat sich jetzt für den | |
ersten Bauabschnitt von der Manteuffelstraße in Blankenese bis zur | |
Parkstraße hinter Teufelsbrück eine Art Patchwork ergeben: Alle paar | |
Hundert Meter wechselt die Art und Weise, in der Radverkehr integriert | |
wird. | |
Auf dem insgesamt 4,2 Kilometer langen Straßenabschnitt zählte die | |
Verkehrsbehörde 2019 zwischen 19.000 und 24.000 Autos, bei einem LKW-Anteil | |
von zwei bis vier Prozent. Stündlich waren je nach Zählstelle in der Spitze | |
zwischen 1.400 und 2.000 Wagen unterwegs. | |
## Stadtauswärts Markierungen für Fahrradfahrer | |
Stadtauswärts wird es über weite Strecken Markierungen für Fahrradfahrer | |
geben. Einen längeren, mit einer durchgehenden Linie abgetrennten | |
Radfahrstreifen, den Autos nicht überfahren dürfen, gibt es aber nur auf | |
der ansteigenden Strecke im Bereich der ehemaligen Elbschlossbrauerei. | |
Weiter Richtung Blankenese soll es gestrichelt abgetrennte Schutzstreifen | |
geben, die einen Raum für Radler markieren, von Autos aber überfahren | |
werden dürfen. | |
In beide Richtungen wird es zwischen der Hasselmann- und der | |
Sieberlingstraße Tempo 30 geben. Stadteinwärts werden die Radler sich über | |
weite Strecken unter den Autoverkehr mischen müssen. Einen Radfahrstreifen | |
wird es nur an der starken Steigung hinter Teufelsbrück geben. | |
„Nicht an allen Stellen sind die Bedingungen für alle Verkehrsteilnehmer | |
ideal“, sagte Ingo Meyer, der Vorstandsvorsitzende des [2][ADAC Hansa], als | |
die Planung im Januar abgeschlossen wurde. Der Umbau verbessere den Status | |
quo deutlich und lasse alle wichtigen Verbindungen für Autofahrer offen. | |
Die geplante, rund 300 Meter lange Tempo-30-Strecke sei praktikabel. „Eine | |
durchgängige Beschränkung auf Tempo 30 würde auch den Busverkehr | |
ausbremsen“, warnt Meyer. Es falle zudem eine akzeptable Zahl an | |
Parkplätzen weg. Insgesamt müsse eben eine Vielzahl an [3][Interessen von | |
Verkehrsteilnehmern] und Anwohnern unter einen Hut gebracht werden. Dafür | |
sie das der „bestmögliche Kompromiss“. | |
[4][ADFC]-Sprecher Dirk Lau sieht das anders: „Wenn der Senat die | |
Elbchaussee wieder zu einer ‚Prachtstraße‘ machen will, muss er dort für | |
deutlich weniger Autoverkehr sorgen“, sagt Lau. Schon heute sei die Straße | |
wegen des hohen KFZ-Verkehrs an ihrer Leistungsgrenze. In der Planung | |
müssten sich die Hamburger Klimaziele und die [5][Ziele der | |
Verkehrsentwicklungsplanung] widerspiegeln, die eine Verringerung des | |
Autoverkehrs erfordern. | |
Mit Blick auf die vielen Fahrradpendler auf dieser Ost-West-Achse sei die | |
Planung mangelhaft. Um für weniger Autos zu sorgen und um die Strecke für | |
Fußgänger und Radler attraktiv zu machen, solle durchgehend Tempo 30 | |
angeordnet und überwacht werden. Autos sollten durch Diagonalsperren und | |
Einbahnstraßen ferngehalten werden. | |
Der ADFC unterstützt die von der Altonaer SPD und den Grünen erhobene | |
Forderung nach einem Sicherheitsaudit, also einer standardisierten | |
Überprüfung. Der Senat hält das für unnötig, weil ja schon so viele Träger | |
öffentlicher Belange beteiligt würden. | |
10 Dec 2020 | |
## LINKS | |
[1] /Streit-um-den-Strassenraum/!5711151 | |
[2] https://www.adachansa.de/ | |
[3] /Umbau-des-Verkehrssystems/!5663079 | |
[4] https://hamburg.adfc.de/verkehr/themen-a-z/radfahrstreifen-und-schutzstreif… | |
[5] /Hamburgs-Gruene-wollen-Verkehrswende/!5686368 | |
## AUTOREN | |
Gernot Knödler | |
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