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# taz.de -- Impfen gut? Impfen blöd?: Machen wir die Rechnung!
> Wirst du dich impfen lassen? Das werde ich derzeit häufig gefragt.
> Deshalb: Hereinspaziert und willkommen in meinem persönlichen
> Abwägungsprozess!
Bild: Um eine Herdenimmunität zu erreichen, müssen circa zwei Drittel der Bev…
Bald ist es so weit: Die [1][Impfung gegen Covid-19] wird verfügbar sein.
Die Impfbereitschaft in Deutschland sinkt laut ARD-Deutschlandtrend
derweil. Menschen sind unsicher. Auch ich werde zurzeit oft gefragt: Wirst
du dich impfen lassen? Ich habe ein einfaches Verhältnis zu Arzneimitteln:
Ich nehme sie grundsätzlich nicht. Nur dann, wenn sie wirklich notwendig
sind.
Vor einer Woche saß ich wegen einer Brandwunde in der Notaufnahme. Die
Ärztin wollte mir zwei Arzneimittel geben: Ibuprofen und
Tetanusschutzimpfung, weil mein Tetanusschutz nicht mehr sicher war. Für
mich klar: Impfung mache ich, Ibuprofen auf keinen Fall. Warum? Ich nehme
immer eine Kosten-Nutzen-Abwägung vor.
Um bei Ibuprofen zu bleiben: Mir wird von Schmerzmitteln schlecht. „Ibu“
führt in [2][mehr als 10 Prozent der Fällen] zu gastrointestinalen
Nebenwirkungen: Sodbrennen, Erbrechen. In Kombi mit anderen Schmerzmitteln
kann es zu Blutungen kommen. Laut einem Schmerz-Experten des Saarländer
Uniklinikums sterben pro Jahr [3][4.000 Menschen an inneren Blutungen]
durch Schmerzmittel.
Und wie sieht es beim Impfen mit Nebenwirkungen aus? 2018 wurden laut
Arzneimittel-Atlas in Deutschland mindestens 35,7 Millionen Impfdosen
verabreicht. Die Zahlen zu Impfkomplikationen sind weit weniger eindeutig,
weil der Zusammenhang zur Impfung nicht immer sicher ist.
## Impfen schlägt „Ibu“ mit links
Das Paul-Ehrlich-Institut dokumentiert alle Verdachtsfälle solcher
Impfkomplikationen. Verdachtsfall heißt: Es gibt keinen bewiesenen
Kausalzusammenhang zwischen Impfung und Komplikation, nur einen zeitlichen.
2018 wurden [4][3.570 solcher Fälle] gemeldet, davon 1.070 schwerwiegend.
Geht man vom Schlimmsten aus, nämlich dass alle 3.570 Verdachtsfälle echte
Fälle sind – dann liegt die Komplikationsrate von Impfungen bei etwa 0,01
Prozent. Bei „Ibu“ kommt es also 1.000-mal so oft zu Nebenwirkungen.
Der Covid-19-Impfstoff ist ein mRNA-Vakzin, also von der Funktionsweise
anders, wirkt aber wie andere Impfstoffe. mRNA-Verbindungen wurden schon
als Tumorimpfstoffe bei Menschen angewendet, ohne schwere Nebenwirkungen.
Nun gibt man Impfungen gesunden Menschen, deswegen ist größte Vorsicht
geboten, zumal auch Kinder geimpft werden. Aber auch viele andere
Arzneimittel werden von Gesunden eingenommen: Antibiotika, Schmerzmittel,
Schlafmittel, Psychopharmaka und mehr, alle mit starken Nebenwirkungen.
Hier fehlt mir die Vorsicht, die wir Impfungen berechtigterweise
entgegenbringen. Es ist gut, nicht unbedacht alles einzuschmeißen.
Informiert zu sein, mit der:dem Ärzt:in zu sprechen, Alternativen zu
nebenwirkungsträchtigen Arzneimitteln zu erfragen.
Beim Impfen kommt hinzu, dass meine Entscheidung Folgen für andere Menschen
hat. Indem ich mich impfen lasse, kann ich zur Gesundheit anderer
beitragen. Ich habe also gut darüber nachgedacht, habe mich informiert.
Meine eigene, persönliche Kosten-Nutzen-Abwägung ergibt: Ich werde mich
impfen lassen.
30 Nov 2020
## LINKS
[1] /Vakzine-im-Rekordtempo/!5729455
[2] https://www.gelbe-liste.de/wirkstoffe/Ibuprofen_289
[3] https://www.vdk.de/saarland/pages/presse/vdk-zeitung/74422/Interview-Sven-G…
[4] https://www.pei.de/DE/newsroom/veroffentlichungen-arzneimittel/bulletin-arz…
## AUTOREN
Gilda Sahebi
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