# taz.de -- Programm für E-Mobilität: 900 Euro pro Ladestation | |
> In „Zahnarztalleen“ mit vielen E-Autos könnte das Stromnetz demnächst | |
> schon mal überlastet sein. Denn ab jetzt sind Wallboxen förderfähig. | |
Bild: Ladestation für E-Auto | |
FREIBURG taz | An diesem Dienstag zündet das nächste Förderprogramm für die | |
Elektromobilität: Die Kreditanstalt für Wiederaufbau bezuschusst ab sofort | |
Ladestationen an Wohngebäuden pauschal mit 900 Euro. Damit übernimmt der | |
Staat etwa die Hälfte bis zwei Drittel der Kosten für Kauf und | |
Installation. | |
Damit soll [1][ein bislang vor sich hindümpelndes Geschäft] angetrieben | |
werden. Rund 200 Millionen Euro hat der Bund bereitgestellt, sie sollen für | |
rund 220.000 sogenannte Wallboxen reichen. | |
Das Programm bezuschusst ausschließlich Ladestationen an privat genutzten | |
Stellplätzen von Wohngebäuden, nicht aber Stationen, die öffentlich | |
zugänglich sind. Außerdem müssen eine ganze Reihe weiterer Bedingungen | |
erfüllt sein: Der Strom muss komplett aus erneuerbaren Energien stammen – | |
zum Beispiel aus der eigenen Photovoltaik-Anlage oder von einem | |
Energieversorger. Und es geht nur um Ladepunkte mit einer maximalen | |
Leistung von 11 Kilowatt. Dass diese Grenze tatsächlich eingehalten wird, | |
muss der Installateur gegenüber der KfW bestätigen. | |
Das Gerät muss zudem über eine sogenannte intelligente Steuerung verfügen. | |
Es muss also über eine Datenverbindung kommunizieren können, damit der | |
Ladevorgang entsprechend der Auslastung des Stromnetzes gesteuert werden | |
kann. So werden auch [2][neue Tarifmodelle] möglich, bei denen sich der | |
Preis der Kilowattstunde an der jeweils aktuellen Situation des Netzes | |
orientiert. In den Nachtstunden könnte es also billiger werden als zu | |
Stoßzeiten. | |
## Was hält das Netz aus? | |
Eine 11-Kilowatt-Box anzuschließen ist normalerweise bisher ohne große | |
Probleme für das Verteilernetz möglich. Es könnte aber schwieriger werden, | |
wenn nun plötzlich viele Boxen im selben Netzabschnitt installiert werden. | |
Das gilt auch in Mehrparteienhäusern mit vielen Ladepunkten, beispielsweise | |
in einer Tiefgarage. Reicht das Netz nicht aus, muss es verstärkt werden – | |
dann kann der Verteilnetzbetreiber Investitionszuschüsse vom Hauseigentümer | |
verlangen. | |
Und nicht nur das Verteilnetz muss die Ladeleistung vor Ort bereitstellen | |
können. Sind in Mehrfamilienhäusern mehrere Ladestationen geplant, ist oft | |
gar nicht das Ortsnetz der limitierende Faktor, sondern das Kabel, das von | |
der Hauptleitung in der Straße in das Haus hineinführt. Ein | |
Lademanagementsystem, das Ladevorgänge und deren Leistung so steuert, dass | |
ein zuvor festgelegter Leistungswert nicht überschritten wird, hilft, die | |
bestehende Infrastruktur bestmöglich zu nutzen. Das ist für den Eigentümer | |
in der Regel wirtschaftlicher, als das betreffende Kabel zu tauschen. | |
Auch in Einfamilienhäusern kann es kritische Punkte geben. „Vor allem in | |
älteren Häusern sind die Hausinstallationen für eine Dauerbelastung mit so | |
hohen Ladeströmen oft nicht ausreichend dimensioniert“, sagt Andreas Bek, | |
Hauptgeschäftsführer des Fachverbands Elektro- und Informationstechnik | |
Baden-Württemberg. In so einem Fall werden Umbauten fällig. Das kann für | |
den Hauseigentümer Zusatzkosten bedeuten, die weit höher sind als der Preis | |
der Wallboxen. | |
## Run auf Installateure erwartet | |
In den ersten Tagen, in denen die Förderung anläuft, kann es bei der | |
Installation der Wallboxen zu Wartezeiten kommen, vermutet nun der | |
Fachverband. Erstens müsse man davon ausgehen, dass nicht alle Modelle der | |
Boxen sofort in der gewünschten Menge am Markt verfügbar seien, zweitens | |
seien die Elektroinstallateure derzeit gut ausgelastet, und drittens kann | |
es etwas dauern, bis am Standort netzseitig alle Fragen geklärt sind. | |
Noch ist die Lage in den Verteilnetzen zwar entspannt, aber der Druck auf | |
die Netzbetreiber steigt mit der Zahl der Ladepunkte. Entscheidend sind | |
dabei immer die sogenannten Gleichzeitigkeitsfaktoren. Das heißt: Wie | |
zeitversetzt wird geladen? Um das zu klären, hat zum Beispiel die | |
EnBW-Tochter Netze BW in der E-Mobility Allee in Ostfildern bei Stuttgart | |
eine Situation der Zukunft in der Realität getestet – mit elf E-Autos in | |
einer Straße an einem Stromkreis. | |
Denn alle wissen: Die extreme Ballung von Elektrofahrzeugen kann die lokale | |
Infrastruktur an ihre Grenzen bringen. Für kritische Wohngebiete, in denen | |
viele dicke Elektroschlitten stehen, hat sich bereits ein Begriff | |
etabliert, der auch schon in offizielle Arbeitspapiere der Elektrotechniker | |
Eingang fand: „Zahnarztallee“. | |
24 Nov 2020 | |
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## AUTOREN | |
Bernward Janzing | |
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