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# taz.de -- Kampf für Grünflächen in Berlin: Der Baustadtrat erscheint nicht
> Eine Initiative versucht vergeblich, Unterschriften für den Erhalt einer
> Grünfläche am Kreuzberger Rathaus zu übergeben.
Bild: Will sich auch in Kreuzberg heimisch fühlen: Amsel
Berlin taz | Der große orangefarbene Wecker auf der Tischtennisplatte auf
dem Hof hinter dem Rathaus Kreuzberg tickt laut. Seine Zeiger stehen auf
fünf vor zwölf. Und das für länger: Etwa 15 Menschen stehen hier und warten
auf den grünen Kreuzberger Baustadtrat Florian Schmidt, der im Rathaus
seinen Amtssitz hat. Ihm will die Initiative für Stadtnatur und
Wachstumswende am Montagmittag rund 650 Unterschriften übergeben, die sie
in den letzten Wochen für den Erhalt von Grünflächen auf dem Dragoner-Areal
gesammelt hatte. Sie fordern den Erhalt der baumbestandenen
Rathausgrünfläche.
Doch der Baustadtrat kommt nicht, und er schickt auch keine Vertretung. Für
die Initiative ein Affront. Nach etwa einer Viertelstunde trägt die
Sprecherin Angelika Laich die Forderungen der stadtökologischen Initiative
trotzdem vor. „Das Artensterben findet vor der Haustür statt.
Planungsprozesse für Stadt und Biodiversität können erfolgreich und
kostengünstig verbunden werden“, sagt sie.
Laich verweist darauf, dass es sich um die Lebensräume von zahlreichen
Insekten handele. Die Bäume seien gerade in den heißen Sommern der letzten
Jahre als Schattenspender unverzichtbar gewesen. Sollten die Grünflächen
tatsächlich als Bauland ausgewiesen werden, drohe der Ort zu einer
„klimaschädlichen Glas-Beton-Ödnis“ zu werden, die für Mensch und Tier
nicht mehr lebenswert sei.
Auch mehrere junge Mitglieder der sozialökologischen Organisation
Naturfreunde beteiligen sich an der Kundgebung im Rathaushof. Sie ziehen
auf Schildern eine Verbindung zur Rodung des Dannenröder Forsts in
Nordhessen, der in den letzten Wochen für Schlagzeilen sorgte. „Dass wir
aktuell weiterhin Grünflächen verlieren, ist gerade in der Klimakrise
besonders fatal“, begründet Jonathan Deisler, Mitglied der Naturfreunde
Berlin, den Zusammenhang zwischen dem Hessener „Danni“ und den Grünflächen
im Kreuzberger Rathaushof. Eine Verdichtung der Städte ist für Deisler
keine Lösung für fehlende Wohnungen. Er sieht zum Beispiel
Dachgeschossausbau als Alternative.
## Der Lebensraum von Vögeln ist in Gefahr
Lothar Eberhardt von der Initiative Stadtnatur und Wachstumswende zeigt im
Gespräch mit der taz sein Unverständnis, dass der Stadtrat unentschuldigt
fehlte. Seine Initiative kämpft nicht nur beim Dragonergelände für den
Erhalt von Stadtgrün. Auch auf dem Areal am ehemaligen Postscheckamt an der
Großbeerenstraße sei der Lebensraum von Vögeln in Gefahr. Die Initiative
Stadtnatur fordert eine Änderung des Bebauungsplans, weil dort der Schutz
von Brut- und Nistplätzen verschiedener Vögel nicht berücksichtigt werde.
Die Verhandlungen über das Bauvorhaben auf besagten Baufeldern seien zur
Abstimmung in der nächsten BVV-Sitzung am Mittwoch vorgesehen.
23 Nov 2020
## AUTOREN
Peter Nowak
## TAGS
Stadtnatur
Florian Schmidt
Friedrichshain-Kreuzberg
Naturschutz
Florian Schmidt
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