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# taz.de -- Aktuelle Entwicklungen in der Coronakrise: Biontech meldet wirksame…
> Der von den Pharmaunternehmen Biontech und Pfizer entwickelte
> Corona-Impfstoff sei zu 90 Prozent wirksam. Kommende Woche soll die
> Zulassung beantragt werden.
Bild: Biontech und Pfizer wollen nächste Woche in den USA eine beschleunigte G…
## Impfstoff-Hersteller spricht von 90-prozentigem Schutz
Erstmals gibt es zu einem für Europa maßgeblichen [1][Corona-Impfstoff]
Zwischenergebnisse aus der für eine Zulassung entscheidenden Studienphase.
Das Mainzer Unternehmen Biontech und der Pharmakonzern Pfizer teilten am
Montag mit, ihr Impfstoff biete einen mehr als 90-prozentigen Schutz vor
der Krankheit Covid-19. Schwere Nebenwirkungen seien nicht registriert
worden. Biontech und der Pharmariese Pfizer wollten voraussichtlich ab der
kommenden Woche die Zulassung bei der US-Arzneimittelbehörde FDA
beantragen. Unabhängige Experten zeigten sich beeindruckt. „Ehrlich gesagt
ist das die beste Nachricht, die ich seit dem 10. Januar erhalten habe“,
erklärte der Virologe Florian Krammer von der Icahn School of Medicine in
New York.
Der Impfstoff BNT162b2 war von Biontech im Projekt „Lightspeed“
(Lichtgeschwindigkeit) seit Mitte Januar entwickelt worden. Die für eine
Zulassung entscheidende Phase-3-Studie begann ab Ende Juli in verschiedenen
Ländern. Inzwischen haben mehr als 43.500 Menschen mindestens eine der
beiden Impfungen bekommen, die im Abstand von drei Wochen verabreicht
werden. Ein Impfschutz wird nach Angaben der Hersteller eine Woche nach der
zweiten Injektion erreicht.
In der Studie wurden demnach bis Sonntag insgesamt 94 Fälle der Krankheit
bestätigt. Die Ergebnisse werden den Angaben zufolge erst dann abschließend
ausgewertet, wenn insgesamt 164 Fälle erreicht sind. Zudem werde geprüft,
in welchem Maß die Impfung nicht nur vor Covid-19 schützt, sondern auch vor
schweren Verläufen der Krankheit. Insgesamt sollen sowohl die Schutzwirkung
als auch etwaige Nebenwirkungen über einen Zeitraum von zwei Jahren
beobachtet werden.
## Entscheidender Einfluss auf die Pandemie
Der Infektiologe Gerd Fätkenheuer von der Uniklinik Köln sprach von
„großartigen und vielversprechenden Daten“. „Ich denke, das wird unseren
Umgang mit der Pandemie entscheidend beeinflussen, und ich hoffe, dass
rasch große Mengen des Impfstoffes zur Verfügung stehen werden.“ Bernd
Salzberger vom Universitätsklinikum Regensburg rechnete mit einer baldigen
Zulassung. Allerdings geben Experten auch zu bedenken, dass die Daten
zunächst nur aus einer Pressemitteilung stammen und nicht aus einer
wissenschaftlichen Publikation. So fehlten etwa Daten zum Schutzeffekt in
bestimmten Altersgruppen.
Für den Corona-Impfstoff gilt wegen der besonderen Dringlichkeit ein
beschleunigter Zulassungsprozess. Bei der europäischen Arzneimittelbehörde
EMA können Arzneimittelhersteller schon vor dem kompletten Zulassungsantrag
einzelne Teile zu Qualität, Unbedenklichkeit und Wirksamkeit eines
Präparats einreichen. Ein solches Rolling-Review-Verfahren hat neben
Biontech auch das britisch-schwedische Unternehmen Astrazeneca bereits vor
einiger Zeit für seinen Impfstoff-Kandidaten gestartet. Astrazeneca hat
bisher noch keine Phase-III-Daten veröffentlicht. Zum Zeitplan dafür lasse
sich noch nichts sagen, teilte eine Sprecherin am Montag mit.
Das Biontech-Präparat ist ein sogenannter RNA-Impfstoff. Es enthält
genetische Informationen des Erregers, aus denen der Körper ein Viruseiweiß
herstellt – in diesem Fall das Oberflächenprotein, mit dessen Hilfe das
Virus in Zellen eindringt. Ziel der Impfung ist es, den Körper zur Bildung
von Antikörpern gegen dieses Protein anzuregen, um die Viren abzufangen,
bevor sie in die Zellen eindringen und sich vermehren.
Biontech und Pfizer rechnen damit, noch in diesem Jahr weltweit [2][bis zu
50 Millionen Impfstoff-Dosen] bereitstellen zu können, im kommenden Jahr
kalkulieren sie mit bis zu 1,3 Milliarden Dosen.
Zwar haben schon Länder wie Russland, China und kürzlich erst Bahrain
Impfstoffe mit Einschränkungen freigegeben und impfen damit bereits Teile
der Bevölkerung. Aber wie gut diese Impfungen tatsächlich schützen und
welche Nebenwirkungen sie haben können, ist derzeit weitgehend offen.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn begrüßt die Ankündigung des
Unternehmens Biontech über den Stand der Entwicklung eines
Corona-Impfstoffes. Er freue sich, dass gerade ein deutsches Unternehmen so
weit sei. Da die Bundesregierung aber keine falschen Versprechungen machen
wolle und es immer Rückschläge bei der Impfstoff-Entwicklung geben könne,
rechne man vorsichtiger damit, dass ein Impfstoff erst im ersten Quartal
2021 zur Verfügung stehen werde, sagt der CDU-Politiker. (dpa/rtr)
## Auseinandersetzung von SchülerInnen und Polizei
SchülerInnen eines Gymnasiums in Compiegne nördlich der französischen
Hauptstadt Paris sind am Montag mit der Polizei zusammengestoßen. Sie
wollten gegen Gesundheitsrisiken demonstrieren, die durch während der
Corona-Krise geöffnete Schulen entstünden, wie Polizeigewerkschaften und
lokale Medien berichteten. Bei den Protesten sei ein Polizeiauto mutwillig
zerstört worden. Auch sollen Steine und andere Gegenstände auf die Polizei
geschleudert worden sein. In Frankreich gab es bereits vergangene Woche
Demonstrationen von SchülerInnen. Sie wiesen darauf hin, dass sich das
Virus in überfüllten Schulgebäuden ausbreiten könne. (rtr)
## Gesundheitsminister Spahn warnt
Bis zu 40 Prozent der Menschen in Deutschland zählen in der Coronakrise
nach Einschätzung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn zur
Risikogruppe. „Bei uns sind 23 Millionen Deutsche über 60“, sagte der
CDU-Politiker am Sonntagabend im Politik-Talk „Die richtigen Fragen“ auf
„Bild live“. „Wir sind ein Wohlstandsland mit Zivilisationskrankheiten:
Diabetes, Bluthochdruck, Übergewichtigkeit. Alles Risikofaktoren für dieses
Virus, wie für viele Infektionskrankheiten übrigens auch.“
Spahn warnte: „Wenn Sie nach der Definition gehen, sind 30 bis 40 Prozent
der Bevölkerung Risikogruppe.“ Die Bundesrepublik sei nach Japan das
zweitälteste Land der Welt.
Mit Blick auf das aktuelle Infektionsgeschehen sagte Spahn: „Wenn von
20.000 Neuinfizierten an einem Tag etwa 2 Prozent in die Intensivmedizin
müssen, dann sind das 400 am Tag. Wenn die intensivmedizinische Behandlung
und Begleitung 15 Tage im Schnitte dauert – sind das 6.000.“ Diese Zahl
werde Deutschland „im November noch erreichen, das ist im Grunde schon
absehbar“. Für das Gesundheitswesen sei diese Belastung nur „unter
ziemlicher Anspannung“ zu bewältigen. „Wenn die Intensivmedizin mal zu voll
ist, überfüllt ist, überlastet ist, dann ist es zu spät“, sagte Spahn bei
„Bild live“.
Die Zahl der [3][Coronapatient:innen auf Intensivstationen] erreichte am
Wochenende in Deutschland fast wieder den Höchstwert vom Frühjahr. Die
Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin
(DIVI) meldete am Sonntag, dass 2.904 Covid-19-Patient:innen
intensivmedizinisch behandelt werden. Der bisherige Höchststand war laut
DIVI am 18. April mit 2.933 Covid-19-Patient:innen auf Intensivstationen
erreicht worden. (dpa)
## Rund 13.000 Neuinfektionen
In Deutschland sind mehr als 13.000 Neuinfektionen mit dem [4][Coronavirus]
innerhalb eines Tages verzeichnet worden. Wie das Robert-Koch-Institut
(RKI) am Montagmorgen mitteilte, wurden 13.363 neue Ansteckungsfälle
erfasst. Da am Wochenende nicht alle Gesundheitsämter diese Daten
übermitteln, liegen die neuen Fallzahlen des RKI sonntags und montags in
der Regel niedriger als die an anderen Wochentagen von dem Institut
mitgeteilten Werte.
Die Zahl der mit dem Coronavirus in Zusammenhang stehenden Todesfälle in
Deutschland stieg demnach auf 11.352 – dies waren 63 mehr als am Vortag. Am
Sonntag hatte das RKI 16.017 neue Ansteckungsfälle innerhalb eines Tages
bekannt gegeben, am Samstag hatte das Institut hingegen einen neuen
Höchstwert von 23.399 Fällen errechnet. (afp)
## Über 50 Millionen Infizierte weltweit
Die Coronapandemie greift weiter mit großem Tempo um sich. Inzwischen
wurden weltweit nach Angaben der Johns Hopkins University mehr als 50
Millionen Ansteckungen mit dem Virus Sars-CoV-2 verzeichnet. In den
vergangenen Tagen stieg die Zahl der gemeldeten Fälle im Schnitt jeweils um
rund 600.000, für Freitag gab die Johns-Hopkins-Universität den Spitzenwert
von 642.724 Neuinfektionen binnen eines Tages an.
Zur Eindämmung des Virus werden in verschiedenen Ländern die Maßnahmen
immer weiter verschärft. Im italienischen Südtirol dürfen die Menschen ab
Montag ihren Wohnort nur aus einem triftigen Grund verlassen. Die Slowakei
setzt weiter auf Massentests für Millionen Einwohner. Frankreichs
Gesundheitsminister stimmte auf „etwas spezielle“ Weihnachten ein.
Weltweit am stärksten von der Pandemie betroffen sind die USA mit derzeit
im Schnitt 100.000 Neuinfektionen pro Tag. Der gewählte Präsident Joe Biden
will am Montag einen Corona-Expertenrat vorstellen, der einen „Aktionsplan“
für das Land mit rund 330 Millionen Einwohner:innen entwickeln soll. (dpa)
9 Nov 2020
## LINKS
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