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# taz.de -- Corona in der Flüchtlingsunterkunft: Pauschale Massenquarantäne
> Weggesperrt: In Celle dürfen sich 160 Geflüchtete nicht mehr frei
> bewegen.
Bild: Vor allem in den Massenunterkünften wie dieser in Frankfurt am Main ist …
Hannover taz | Für die Flüchtlingsunterkunft an der Hohen Wende in Celle,
einer Außenstelle der Landesaufnahmebehörde Niedersachsen, ist eine
pauschale Quarantäne verhängt worden. Die 160 Bewohner:innen der alten
Kaserne, darunter Familien mit Kindern sowie Jugendliche, [1][dürfen seit
Dienstag der vergangenen Woche das Gelände nicht verlassen]. Ein privater
Sicherheitsdienst bewacht die Ein- und Ausgänge. Am unkoordinierten
Vorgehen der beteiligten Behörden hat der [2][niedersächsische
Flüchtlingsrat harsche Kritik geübt].
Am vergangenen Montag hatte es in der Einrichtung einen laborbestätigten
Covid-19-Fall gegeben. Der Betroffene wurde isoliert, auch acht
Kontaktpersonen kamen in Quarantäne. Am Mittwoch ergaben Tests, dass sich
sieben dieser Menschen angesteckt hatten. Schon am Dienstag allerdings
riegelte der Sicherheitsdienst das Gelände ab.
Auf wessen Anordnung hin, ist unklar: Eine Sprecherin der
Landesaufnahmebehörde (LAB) erklärte auf taz-Anfrage, es habe da
möglicherweise Missverständnisse gegeben. Die Behörde will schon am Montag
mündlich eine Anweisung des Landkreises erhalten haben, die Unterkunft
unter Quarantäne zu stellen. Dies soll dann im Laufe der Woche schriftlich
bestätigt worden sein.
Die Anweisung sei überraschend gekommen, sagte die LAB-Sprecherin am
Freitag, an anderen Standorten hätten weniger drastische Mitteln
ausgereicht. Gleichwohl sei die Anweisung dem Heimbetreiber, die Celler
Zuwanderungsagentur, weitergegeben worden.
## Zweifel an der Rechtmäßigkeit
Offiziell die Quarantäne verhängt hat das Gesundheitsamt des Kreises Celle
erst am Freitag. „Da nicht vollständig ausgeschlossen ist, dass es unter
den Bewohnern weitere Kontakte gegeben hat“, heißt es zur Begründung.
Die Quarantäne soll für 14 Tage gelten, insgesamt werden die Bewohner:innen
dann für fast drei Wochen eingesperrt sein. „Das ist ein tiefer Eingriff in
die Grundrechte“, sagt Muzaffer Öztürkyilmaz vom Flüchtlingsrat
Niedersachsen. „Ich habe Zweifel daran, dass dies – auch unter den
Bedingungen des Infektionsschutzgesetzes – in dieser Form rechtens ist.“
Normalerweise wird eine Quarantäne bei „engem Kontakt“ mit einem
nachweislich Infizierten verhängt. „Eng“ wird hierbei definiert als: 15
Minuten im selben Raum, im Gespräch, ohne Sicherheitsabstand und Maske.
Um eine solche pauschale Massenquarantäne zu vermeiden, hätten die
Einrichtungen längst Vorsorge treffen sollen – dazu gibt es auch
entsprechende Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts. Dazu gehört, die
Bewohner:innen in Kohorten aufzuteilen, wie es etwa an Schulen passiert;
die Nutzung der Gemeinschaftsräume einzuschränken; die Geflüchteten soweit
möglich auf dezentrale Unterkünfte und Einzel- oder Zweibettzimmer zu
verteilen.
[3][Für den Infektionsfall schließlich soll es einen Plan geben], wie sich
bestätigte Krankheits-, Kontakt- und Verdachtsfälle räumlich möglichst
rasch von Nicht-Infizierten trennen lassen. So einen Plan hat der
Flüchtlingsrat immer wieder angemahnt – passiert sei aber wenig, beklagt
die Organisation.
10 Nov 2020
## LINKS
[1] /Corona-in-Unterkunft-fuer-Gefluechtete/!5721013
[2] /Archiv-Suche/!5724184&s=Gefl%C3%BCchtete+Corona&SuchRahmen=Print/
[3] /Isolation-von-Gefluechteten-mit-Corona/!5720893
## AUTOREN
Nadine Conti
## TAGS
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