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# taz.de -- Hochschul-Lehre in Hamburg: Hybrid-Semester fällt aus
> Uni-Chef Lenzen sagt kurzfristig alle Präsenz-Lehrveranstaltungen ab, die
> nicht „zwingend“ sind. Lehrende protestieren. Die Senatorin hält sich
> raus.
Bild: Was denn, kein Abstand an der Hamburger Uni? Sind die irre? Ah, ne, das F…
Hamburg taz | Als der Hamburger Senat vorigen Freitag [1][neuste
Verschärfungen im Coronakampf] ankündigte, schien es, als ändere sich für
die Hochschulen nichts. Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne)
sagte, das am Montag beginnende Wintersemester finde „hybrid“ statt. „Das
heißt nach wie vor: so viel Präsenzlehre wie möglich, so viel digital wie
möglich.“
Nur wenigen mag eine kleine Abweichung zur bisherigen Sprachregelung
aufgefallen sein. Die hieß: „So viel digital wie nötig.“ Überrascht waren
jedenfalls Lehrende der Universität Hamburg, als sie noch Freitagabend eine
neue Dienstanweisung des Uni-Präsidiums erhielten. Darin heißt es,
Veranstaltungen, die weder zwingend erforderlich noch Prüfung oder
Laborpraktika seien, „finden bis auf Weiteres nicht statt“.
Dabei bereitete sich die Universität seit Wochen auf eine sogenanntes
Hybrid-Semester vor, das nach dem kompletten Onlinesemester im Sommer
wieder echte Kontakte bieten sollte. So wurden Seminare mit 20 bis 30
Teilnehmern in Hörsälen mit 500 Sitzplätzen geplant, damit Abstand gehalten
wird. Auch sollten akribisch Kontaktdaten erfasst werden. Sogar [2][für die
Geistes- und Sozialwissenschaften sollte es zehn Prozent Präsenzlehre]
geben.
Bei Lehrenden kommt die Dienstanweisung deshalb nicht nur gut an. „Man hat
uns erst viel Arbeit in Präsenzlehre investieren lassen und dann ganz
kurzfristig abgesagt“, sagt Marc-Olivier Hinzelin, Dozent am Institut für
Romanistik.
## Wissenschaftler in Sorge vor Vereinsamung
Gemeinsam mit 30 Lehrenden schrieb er einen [3][offenen Brief an das
Uni-Präsidium] mit der Forderung, die geplanten Präsenzveranstaltungen zu
ermöglichen, „selbstverständlich auf Grundlage der Schutzkonzepte“. Denn
Wissenschaft brauche Diskussion und Begegnung. Die seien „das beste Mittel
gegen Vereinsamung, Frustration und Stress“.
Uni-Präsident [4][Dieter Lenzen und seine Vizes konterten scharf]. Mit der
Aufforderung, Präsenzlehre in unbeschränkter Form zuzulassen, werde die
Öffentlichkeit über die Rechtsgrundlage getäuscht. Stehe doch in der
neusten Verordnung des Senats, Lehre in Präsenz erfolge nur, wenn dort
Lehrende und Studierende „zwingend“ anwesend sein müssten. Und das sei nur
bei wenigen der Fall: etwa in Laboren oder der Lehrerbildung.
Nachfragen der taz ergaben: Der rot-grüne Senat hat in der Tat am Freitag
den Paragrafen 20, Absatz 2 der Eindämmungsverordnung verschärft. Bis zum
30. Oktober hieß es dort noch, das Wintersemester erfolge „vorrangig in
hybrider Form“, also teils präsent, teils digital. Nun ist dort ein Zusatz
zu lesen: „Während des Wintersemesters 2020/2021 erfolgt die Lehre an
staatlichen Hochschulen in hybrider Form und in Präsenz, soweit die
jeweilige Lehrveranstaltung eine gemeinsame Anwesenheit von Studierenden
und Lehrenden zwingend erfordert“. Darauf stützt sich nun das
Uni-Präsidium.
In Unikreisen hört man, dass zwei Hochschulen schon bei einer
Telefonkonferenz am 26. Oktober ankündigten, die Präsenzlehre nach zwei,
drei Wochen einzustellen. Auch soll Uni-Präsident Lenzen selbst den Senat
zu dieser neuen Formulierung gedrängt haben. Danach gefragt sagt seine
Sprecherin jedoch: „Das trifft nicht zu.“
An der Hochschule für Angewandte Wissenschaft (HAW) indes findet wie
geplant das hybride Semester statt. Vor allem für Anfänger gibt es auch
Präsenzveranstaltungen. Auch die Technische Universität Hamburg bietet
Lehrveranstaltungen in kleinen Gruppen mit bis zu 25 Teilnehmern.
## Opposition fordert Ersatz für Erstsemester-Partys
Wissenschaftssenatorin Fegebank erklärt gegenüber der taz, es gelte, sofern
die Infektionen es zuließen, nach wie vor der Satz: „So viel Präsenz wie
möglich, so digital wie nötig.“ Sie verstehe den Wunsch der Dozierenden,
dass Lehrveranstaltungen vis à vis stattfinden, fände es aber auch
nachvollziehbar, dass die Universität nun „überwiegend auf digitale Lehre
setzt“. Jede Hochschule finde für sich „kluge und praktikable Lösungen“.
Die CDU-Politikerin Anke Frieling indes [5][spricht von einem
„Uni-Lockdown“]. Fegebank lasse die Hochschulen allein und mache „es sich
viel zu einfach“. Sie verstehe den Frust von Dozierenden und Studierenden,
die noch ein Semester ohne soziale Kontakte auskommen müssen, sagt
Frieling. Wenn Unternehmen hybrid arbeiteten, könnten Unis das auch. Ginge
es nach Frieling, hätte der Senat längst ein Konzept ausfeilen müssen. Die
CDU beantragt nun ein solches. Dabei möge der Senat neben
Blockveranstaltungen mit festen Gruppen auch Ersatz für
„Erstsemester-Anfangspartys“ entwickeln.
Anmerkung der Redaktion: der Artikel wurde im 8. Absatz korrigiert. In
einer früheren Version schrieben wir, in der neuen Verordnung sei zu lesen,
die hybride Form müsse „zwingend“ erforderlich sein. Das war nicht richtig,
da sich das Wort „zwingend“ auf die Präsenzlehre bezieht. In der neuen
Fassung haben wir den ganzen Passus der Verordnung zitiert: „,Während des
Wintersemesters 2020/2021 erfolgt die Lehre an staatlichen Hochschulen in
hybrider Form und in Präsenz, soweit die jeweilige Lehrveranstaltung eine
gemeinsame Anwesenheit von Studierenden und Lehrenden zwingend erfordert'.
Darauf stützt sich nun das Uni-Präsidium.“
6 Nov 2020
## LINKS
[1] https://www.hamburg.de/verordnung/
[2] /Wintersemester-in-Hamburg/!5713028/
[3] https://www.openpetition.de/petition/online/die-geplante-praesenzlehre-im-w…
[4] https://www.uni-hamburg.de/newsroom/presse/2020/pm50.html
[5] https://cduhh.de/category/pressemitteilung/wissenschaft/
## AUTOREN
Kaija Kutter
## TAGS
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