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# taz.de -- Friedrich Merz und der CDU-Parteitag: Desaströse Nullplanung
> Das mehrmalige Verschieben des Parteitags fördert den Eindruck, der
> Anti-Merz-Flügel spiele mit gezinkten Karten. Das ist ein Schaden für die
> Demokratie.
Bild: Friedrich Merz inszeniert sich seit der Absage des Parteitags als aufrech…
Friedrich Merz hat recht. Der Möchtegern-CDU-Vorsitzende, der seit [1][der
erneuten Verschiebung des Parteitags] wie Rumpelstilzchen durch die
Hauptstadt wütet, sich [2][in einem Interview nach dem anderen] über das
„Establishment“ in seiner Partei empört, trifft einen wunden Punkt. Die
erneute Absage des Parteitags wegen Corona lässt die CDU unvorstellbar alt
aussehen.
Erst Ende Oktober fällt der Partei auf, dass ein Massenevent Anfang
Dezember in Coronazeiten nicht optimal, auf keinen Fall aber opportun ist.
Das hätte man – wenn man in den letzten Monaten auch nur eine einzige
Prognose über die zweite Coronawelle gelesen hätte – auch schon im April
ahnen können. Und einen Plan B vorbereiten müssen.
Doch was beschließt die CDU? Ja, nun, mal gucken, wie es im Dezember
aussieht. Oder im Januar. Und dann schaun wir mal. Ob. Oder ob nicht. Oder
so. Ach, wir wissen doch auch nicht.
Im Ernst jetzt?
## Kein Skat-Treffen im Sauerland, sondern der CDU-Parteitag
Man muss es noch mal betonen: Es geht hier nicht um ein Treffen einiger
Skatbrüder irgendwo im Sauerland, sondern um die Wahl des Vorstands der
Partei, die die Regierung führt. Der ganz nebenbei auch das
Krisenmanagement in der [3][Coronapandemie] obliegt. Eine
vertrauensbildende Maßnahme in „die da oben“ jedenfalls sieht anders aus.
Dabei predigt die CDU doch immer gern ihren Glauben in die Technik. Doch
jetzt sieht sie keine Chance, eine Online-Abstimmung im Zeitalter der
Digitalisierung zu organisieren? Und das zehn Jahre nachdem die Piraten der
etablierten Politik zeigten, dass es da ein Neuland namens Internet gibt?
Es mag sein, dass es schwierig ist, eine Onlineabstimmung so zu
organisieren, dass sie rechtssicher das Wahlgeheimnis garantiert. Weil
verschlafen wurde, so etwas technisch voranzutreiben. Weil verpennt wurde,
die Gesetzeslage zu ändern. Aber dann wäre der auch von Merz vorgeschlagene
digitale Parteitag mit anschließender Briefwahl das Mindeste, was eine
verantwortungvolle Parteiführung hätte vorbereiten müssen.
## Der Wüterich Merz
Deren desaströse Nullplanung öffnet dem [4][Wüterich Merz] nun Tür und Tor.
Er darf lauthals eine Verschwörung der Parteimächtigen gegen ihn beklagen
und sich als aufrecht kämpfender Querkopf präsentieren. Dabei ist es
selbstverständlich das gute Recht der Merz-Kritiker, dass sie Bündnisse
schließen und Strategien ausbaldowern, um seine Wahl zum CDU-Vorsitzenden
zu verhindern. Das ist nichts Unfeines, es gehört zum demokratischen
Prozess.
Aber seit der Parteitag zum Verschiebebahnhof degradiert wurde, kann der
Eindruck entstehen, dass der Anti-Merz-Flügel mit gezinkten Karten spielt.
Ganz egal, ob es stimmt oder nicht. Und das ist fatal, weit über das
Gewurstel in der CDU hinaus. Denn hier wird das Vertrauen in die
Grundregeln der Demokratie zum Abriss freigegeben.
27 Oct 2020
## LINKS
[1] /CDU-Parteitag-erneut-abgesagt/!5723381
[2] /Kritik-an-verschobenem-CDU-Parteitag/!5724313
[3] /Schwerpunkt-Coronavirus/!t5660746/
[4] /Friedrich-Merz-und-der-CDU-Parteitag/!5720813
## AUTOREN
Gereon Asmuth
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