# taz.de -- Kritik an verschobenem CDU-Parteitag: Merz macht auf Trump | |
> Der CDU-Politiker holzt weiter gegen die Entscheidung, den Parteitag | |
> wegen der Coronakrise zu verschieben. Das „Parteiestablishment“ wolle ihn | |
> als Chef verhindern. | |
Bild: Macht den Mini-Trump: Friedrich Merz ätzt gegen die CDU-Führung | |
Berlin dpa | Der CDU-Vorsitzkandidat Friedrich Merz will sich mit der | |
Verschiebung des CDU-Parteitags von Anfang Dezember auf einen späteren | |
Zeitpunkt nicht abfinden. In mehreren Interviews kritisierte der frühere | |
Unionsfraktionschef am Montagabend die Entscheidung des Bundesvorstands. | |
Zugleich machte er Teilen [1][des „Parteiestablishments“] erneut den | |
Vorwurf, ihn als CDU-Chef verhindern zu wollen. Mehrere | |
CDU-Spitzenpolitiker:innen widersprachen dem 64-Jährigen. | |
Merz sagte der Welt, die Absage des Wahlparteitages am 4. Dezember sei „der | |
letzte Teil der Aktion ‚Merz verhindern‘ in der CDU“. „Und das läuft m… | |
der vollen Breitseite des Establishments in Berlin.“ Seinen Konkurrenten | |
[2][im Rennen um den Parteivorsitz] Armin Laschet griff Merz direkt an: | |
„Ich habe ganz klare, eindeutige Hinweise darauf, dass Armin Laschet die | |
Devise ausgegeben hat: Er brauche mehr Zeit, um seine Performance zu | |
verbessern.“ | |
Der Bundesvorstand hatte am Montag in Berlin beschlossen, dass der geplante | |
Präsenzparteitag am 4. Dezember in Stuttgart mit 1.001 Delegierten | |
[3][angesichts der stark steigenden Infektionszahlen nicht mehr zu halten | |
sei]. Wenn auch Anfang des neuen Jahres kein Präsenzparteitag möglich sei, | |
solle ein digitaler Parteitag abgehalten werden. | |
Fehle dafür noch eine gesetzliche Grundlage, solle es einen digitalen | |
Parteitag mit Vorstellungsrunde und eine anschließende Briefwahl geben. | |
NRW-Ministerpräsident Armin Laschet hatte für eine Verschiebung plädiert. | |
Dritter Kandidat für den CDU-Chefposten ist der Außenexperte Norbert | |
Röttgen. | |
## Merz will sich „nicht zermürben lassen“ | |
Merz hält weiter an seiner Forderung für einen Parteitag im Dezember fest. | |
Es gehe nicht um seine Person, er habe seit zwei Jahren gute Umfragewerte, | |
dies bleibe auch weitere Wochen und Monate so, sagte Merz am Montagabend im | |
ZDF-„heute journal“ und in den ARD-„Tagesthemen“. Es gehe um die Arbeit… | |
und Handlungsfähigkeit der Partei. | |
Merz argumentierte, am 7. Dezember endeten die Mandate vieler | |
Parteitagsdelegierter. Das sei ein riesiges Problem. Es müssten dann viele | |
Versammlungen abgehalten werden, um neue Delegierte zu wählen. Auch laufe | |
die Amtszeit des jetzigen Vorstands aus. Die Regierung brauche aber ein | |
Parlament und dieses wiederum arbeitsfähige Parteien, sagte Merz im ZDF. | |
Der frühere Unionsfraktionschef verwies auch auf die knapper werdende Zeit | |
bis zur Bundestagswahl. Anfang des Jahres seien es noch rund acht Monate. | |
Für die CDU bedeute eine Bundestagswahl ohne die nicht wieder antretende | |
Kanzlerin Angela Merkel eine „tiefe Zäsur“. „Uns läuft die Zeit davon�… | |
warnte Merz in der ARD. Die Entscheidung vom Montag könne man noch | |
korrigieren. Bis 4. November sei noch Zeit, den Parteitag einzuberufen. | |
Merz betonte in den Interviews, er sehe sich einig mit einem großen Teil | |
der Partei. Seine Bewerbung um den Parteivorsitz halte er aufrecht. Er | |
werde durchhalten und sich nicht „von diesem Prozess zermürben lassen“, | |
sagte er im ZDF. | |
## Brinkhaus verteidigt Entscheidung | |
Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus verteidigte dagegen die Verschiebung | |
des CDU-Parteitags. „In der Abwägung von Vor- und Nachteilen geht die | |
Gesundheit einfach vor“, sagte der CDU-Politiker der Frankfurter | |
Allgemeinen Zeitung am Dienstag. Das in der niedersächsischen CDU | |
praktizierte Modell der dezentralen Delegiertentreffen hält Brinkhaus für | |
die Bundesebene nicht für sinnvoll. „Das ist mit dem Risiko verbunden, dass | |
dann, wenn an einem dieser kleineren Orte etwas schiefgeht, gleich der | |
ganze Parteitag zerstört wird.“ | |
Am Dienstagmorgen äußerte Brinkhaus allerdings auch Verständnis für Merz. | |
„Ich kann das verstehen. Das ist ja so, wie wenn man sich auf eine Prüfung | |
vorbereitet. Und dann wird der Prüfungstermin verschoben. Dann ist man | |
natürlich sauer“, sagte er im ARD-„Morgenmagazin“. | |
Auch CDU-Bundesvize Silvia Breher widersprach Merz. Bei der Verschiebung | |
des Parteitags gehe es nicht um „Personen und um politisches Kalkül“, sagte | |
sie der Oldenburger Nordwest-Zeitung am Dienstag. „Wir können einfach in | |
der aktuellen pandemischen Lage keinen Parteitag in Präsenz durchführen. | |
Die weiteren Optionen werden jetzt geklärt und am 14. Dezember | |
entschieden.“ | |
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Philipp Amthor berichtete dem | |
Wirtschaftsmagazin Business Insider am Montag: „Von der Parteibasis haben | |
mich heute auch durchaus zahlreiche kritische Stimmen zur Verschiebung des | |
Parteitags erreicht.“ Viele Mitglieder erwarteten eine zeitnahe | |
Entscheidung der Führungsfrage. | |
Der stellvertretende CDU-Chef Thomas Strobl forderte einen Wahlparteitag, | |
in Präsenz oder digital, vor der Landtagswahl in Baden-Württemberg am 14. | |
März: „Ich war und bin der Meinung, dass wir schnelle Entscheidungen | |
brauchen“, sagte der baden-württembergische Innenminister dem | |
Nachrichtenportal The Pioneer. | |
27 Oct 2020 | |
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