Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Dannenröder Forst in Hessen: Kampf um 85 Hektar Wald
> Ist der Ausbau der A 49 und die damit verbundene Rodung des Dannenröders
> Forsts nun beschlossene Sache oder nicht? Die Grünen überlegen noch.
Bild: Die Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Aktivist:innen im Dannenrö…
Der Ort des Geschehens – er ist 85 Hektar groß: So viel Wald will die
Straßenbaufirma Deges in Hessen roden, um die Bundesautobahn 49 wie geplant
auszubauen. Die Schnellstraße verbindet aktuell Kassel mit Neuental im
hessischen Schwalm-Eder-Kreis. Um sie an die A 5 anzuschließen, soll sie
bis Gemünden im Vogelsbergkreis weitergebaut werden. Das bedeutet: eine 43
Kilometer neue Strecke.
Betroffen sind Teile des Herrenwalds, des Maulbacher Forsts und des
Dannenröder Forsts. Der Name des Mischwalds schwirrt seit Monaten durch die
Medien und ist zum Symbol des Protests gegen die Autobahn geworden. Der
insgesamt 1.000 Hektar große „Danni“ wird seit rund 300 Jahren
bewirtschaftet. Seit mehr als einem Jahr ist er von Klimaaktivist:innen
besetzt, die die Autobahn verhindern wollen.
Seit dem Dienstag kreischen nun die Sägen vor Ort. Im Herrenwald, der ein
Schutzgebiet der europäischen Schutzkategorie „Fauna-Flora-Habitat“ ist,
und im Maulbacher Forst sind die Rodungsarbeiten schon abgeschlossen –
trotz Protest. Jetzt läuft der Showdown im Dannenröder Forst. Die ersten
Bäume sind bereits gefallen. Die Arbeiten kommen jedoch nur mühsam voran,
denn die Klimaaktivist:innen haben noch nicht aufgegeben, obwohl es nur
noch um ein vergleichsweise kleines Stück Wald geht. Hundertschaften der
Polizei sind vor Ort, um die Waldbesetzer:innen aus den Baumhäusern zu
holen.
Dabei dreht sich der Streit nicht nur darum, ob der Ausbau der A 49
sinnvoll ist – sondern auch darum, ob man ihn überhaupt noch absagen kann.
Die Baugenehmigung wurde 2012 erteilt, 2016 haben Bundesregierung und
Bundestag die neue Straße im Rahmen des Bundesverkehrswegeplans
festgeschrieben. Darauf verweisen auch die Grünen in Hessen, die als Teil
der Landesregierung für die Umsetzung des Bundesbeschlusses zuständig sind.
War die Vereinbarung über den Bau der A 49 hier im Koalitionsvertrag mit
der CDU festgeschrieben, fordern die Grünen auf Bundesebene jetzt ein
radikales Umdenken in der deutschen Verkehrspolitik und in Bezug auf den
Dannenröder Forst ein Moratorium für den Neubau von Autobahnen und
Bundesstraßen.
Ein Rechtsgutachten im Auftrag von Greenpeace war im Oktober zudem zu dem
Schluss gekommen, dass es noch Handlungsspielraum auf Landesebene gebe.
„Das Verkehrsministerium in Hessen kann den Bau und die Rodungen im
Dannenröder Wald auf rechtlichem Wege noch stoppen“, schreibt die Juristin
Roda Verheyen darin. Sie verweist darauf, dass auf einigen hessischen
Gebieten 2018 und 2020 der Trinkwassernotstand ausgerufen worden sei. Das
ist relevant, weil die geplante Trasse durch ein Wasserschutzgebiet führen
soll, aus dem nach Angaben des BUND das Trinkwasser für rund 500.000
Menschen gewonnen wird.
Auf eine Klage des BUND hin hatte das Bundesverwaltungsgericht eine
ähnliche Argumentation aber abgewiesen. Der Wasserschutz sei bei der
Genehmigung zwar tatsächlich nicht genügend beachtet worden, der
Planfeststellungsbeschluss dürfe aber trotzdem gelten.
Stoppen kann den Autobahnbau allerdings einer: Andreas Scheuer (CSU), der
als Bundesverkehrsminister Bauherr ist.
11 Nov 2020
## AUTOREN
Susanne Schwarz
## TAGS
Waldschäden
keineA49
Grüne Hessen
Schwerpunkt Klimawandel
klimataz
Pariser Abkommen
Schwerpunkt Klimawandel
Wald
Bündnis 90/Die Grünen
keineA49
Schwerpunkt Fridays For Future
## ARTIKEL ZUM THEMA
Annalena Baerbock über Kanzler*innenamt: „Manches muss man auch verbieten“
Die Grünen-Chefin über klare Regeln im Klimaschutz, Vorwürfe gegen die
Grünen von Fridays for Future und das Kanzlerinnenamt.
Polizeieinsatz im Dannenröder Wald: Mehrere Meter tief gestürzt
Im Dannenröder Wald ist am Sonntag eine Person verletzt worden.
Aktivist:innen werfen der Polizei vor, ein sicherndes Stahlseil gekappt zu
haben.
Räumung im Dannenröder Wald: Carola Rackete vom Baum geholt
Die Rodungen im Wald kommen nur langsam voran. Erste Schneisen sind
geschlagen. Die Besetzer*innen wollen stärker mit „spontanen Aktionen“
stören.
Die Grünen und der Dannenröder Forst: Völlig irrwitzig
Die Grünen setzen die Abholzung des Waldstücks in Hessen um wie
Verwaltungsbeamte. Ihr Problem ist, dass sie Realpolitik für Vernunft
halten.
Waldbesetzung gegen den Ausbau der A49: Der „Danni“ wird geräumt
Die Polizei beginnt Barrikaden und Baumhäuser im Dannenröder Forst zu
beseitigen. Der Wald soll für den Ausbau der A49 weichen.
Protestformen für den Dannenröder Wald: Autobahnen sind tabu
Abseilen von Autobahnbrücken ist gefährlich und trifft die Falschen. Ganz
anders ist das bei der Besetzung eines Grünen-Büros.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.