| # taz.de -- Innenminister Horst Seehofer lenkt ein: Studie zu Polizei-Rassismus… | |
| > Zwei Studien sollen klären, wie weit Rassismus in Polizei und | |
| > Gesellschaft verbreitet ist. Seehofer will auch erkunden lassen, worunter | |
| > Polizist:innen zu leiden haben. | |
| Bild: Sah vor einer Woche noch kein strukturelles Rassismusproblem: Innenminist… | |
| Berlin dpa/afp | Nach monatelangem Streit hat Bundesinnenminister Horst | |
| Seehofer seinen Widerstand gegen eine Studie zu [1][Rassismus in der | |
| Polizei] aufgegeben. Wie die Deutsche Presse-Agentur am Dienstag aus | |
| Regierungskreisen erfuhr, besteht der CSU-Politiker aber darauf, | |
| gleichzeitig auch Schwierigkeiten im Alltag der Sicherheitsbeamt:innen zu | |
| untersuchen. Getrennt davon solle zudem der Alltagsrassismus in anderen | |
| gesellschaftlichen Bereichen – etwa auf dem Arbeitsmarkt oder bei der | |
| Wohnungssuche – zum Gegenstand einer Studie werden, sagte Seehofer am | |
| Dienstag in Berlin. | |
| Nach der Aufdeckung [2][rechtsextremer Chatgruppen von Polizist:innen] in | |
| mehreren Bundesländern hatte die SPD bereits eine umfassende | |
| Rassismus-Studie bei der Polizei gefordert. Seehofer hatte jedoch | |
| argumentiert, es sei falsch, sich bei der Untersuchung dieses Phänomens | |
| allein auf die Sicherheitsbehörden zu konzentrieren. Damit würde man die | |
| Polizei unter Generalverdacht stellen, meinte er. | |
| Jetzt betont Seehofer: „Es hat sich an meiner Position nichts geändert.“ | |
| Sein Vertrauen in die Polizei sei nach wie vor hoch. Polizisten „halten ja | |
| für uns den Kopf hin“. Dafür würden sie oft „nicht besonders gut bezahlt… | |
| Die Polizeibeamten wiesen zudem zu Recht darauf hin, „wie aggressiv der Ton | |
| inzwischen geworden ist“. | |
| In einem internen Papier zur geplanten Polizei-Studie heißt es: „Unsere | |
| Polizistinnen und Polizisten dürfen mit ihren Erfahrungen nicht alleine | |
| gelassen werden. Für Extremismus, Rassismus und Antisemitismus gibt es | |
| keine Toleranz.“. Die geplante Studie solle daher untersuchen, „wie dieser | |
| Anspruch auch künftig gelebt werden kann“. Gleichzeitig solle das | |
| Verhältnis zwischen Gesellschaft und Polizei genauer analysiert und die | |
| „veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen“ miteinbezogen werden. | |
| Dazu gehörten auch Gewalt und Hass gegen Polizeibeamte. | |
| ## Zwei Drittel der Deutschen sind für eine Beschwerdestelle | |
| Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) hatte am Montagabend überraschend | |
| angekündigt, dass die Bundesregierung nun doch Rassismus innerhalb der | |
| Polizei untersuchen lassen wolle. „Es wird eine Studie geben“, sagte der | |
| SPD-Politiker laut WDR COSMO-Podcast „Machiavelli“. „Wir überlegen noch, | |
| wie wir sie nennen.“ Er tausche sich dazu „jeden zweiten Tag“ mit Seehofer | |
| aus. | |
| Nicht nur in diesem Punkt hat Seehofer jetzt einen Kompromiss mit der SPD | |
| erzielt. Dem Vernehmen nach sollen Union und SPD auch bei der seit langer | |
| Zeit geplanten Novelle des Verfassungsschutzrechts zu einer Einigung | |
| gekommen sein. Streitpunkte waren hier unter anderem die sogenannte | |
| Onlinedurchsuchung und die Befugnisse des Verfassungsschutzes, | |
| verschlüsselte Nachrichten mitzulesen. | |
| Am Montag hatte der WDR die Ergebnisse einer Umfrage veröffentlicht, nach | |
| der [3][zwei Drittel der Deutschen sich für eine unabhängige | |
| Beschwerdestelle] bei Polizeivergehen aussprechen. Für 65 Prozent der | |
| Bürger:innen in Deutschland geht die Einrichtung einer solchen | |
| Ermittlungsbehörde in die richtige Richtung, ergibt sich aus den am Montag | |
| in Köln veröffentlichten Ergebnissen. 30 Prozent der Befragten seien | |
| hingegen der Meinung, eine solche Veränderung gehe in die falsche Richtung. | |
| Im Auftrag des WDR befragte das Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap | |
| 1.000 Wahlberechtigte. | |
| 20 Oct 2020 | |
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