# taz.de -- Krankenhäuser in Coronakrise: Verbot für Kinderbesuch falsch | |
> Kinder sind keine Menschen zweiter Klasse. Es darf deshalb keine | |
> generellen Betretungsverbote für Kinder in Krankenhäusern geben. | |
Bild: Kindern unter 16 Jahren ist der Besuch ihrer Angehörigen in vielen Krank… | |
In der Coronapandemie erleben wir in Deutschland eine grundlegende | |
Geringschätzung der Bedürfnisse von Kindern. Sie sind oftmals einfach nur | |
Regelungsgegenstand von Politik, Institutionen und Verwaltungen. Das zeigt | |
sich exemplarisch an vielen Krankenhäusern, die aufgrund der Pandemie ihre | |
Regelungen dahingehend verschärft haben, dass Kinder unter 16 Jahren auch | |
von dem Besuchen ihrer Angehöriger und sogar ihrer Eltern ausgeschlossen | |
werden. Das widerspricht dem Kindeswohlvorrang der | |
UN-Kinderrechtskonvention sowie dem Recht auf regelmäßige persönliche | |
Beziehungen zu beiden Elternteilen. | |
Natürlich sehen wir [1][die hohen Anforderungen, denen Krankenhausbetriebe | |
aktuell ausgesetzt sind]. Dennoch: Kinder sind keine Menschen zweiter | |
Klasse, und es darf keine [2][generellen Betretungsverbote] für Kinder in | |
Krankenhäusern geben. Besuchsverbote beispielsweise bei erkrankten | |
Elternteilen sind für Kinder nur sehr schwer zu verkraften. Besuche können | |
auch gerade kleineren Kindern helfen zu verstehen, warum der Aufenthalt | |
nötig ist. Im Übrigen können Besuchsverbote den Genesungsprozess des | |
erkrankten Elternteils behindern. Statt eines generellen Betretungsverbotes | |
braucht es deshalb verhältnismäßige Regelungen auch für Kinder und | |
wirkungsvolle Schutzmaßnahmen, die Patentinnen und Patienten sowie das | |
Klinikpersonal schützen. | |
Die zuständigen Ministerien und Behörden in den Bundesländern sind | |
aufgefordert, in ihren Allgemeinverfügungen zur Coronapandemie | |
klarzustellen, dass es trotz des Ziels der Eindämmung des Besuchsaufkommens | |
keine generellen Betretungsverbote für Kinder geben darf. Sollten | |
Krankenhäuser Besuche grundsätzlich auf eine Person pro Tag und Patient | |
beschränken, muss es für kleine Kinder, die noch nicht selbstständig einen | |
Krankenbesuch machen können, entsprechende Ausnahmen geben, wie es sie | |
vielfach für Angehörige von minderjährigen PatientInnen und schwerstkranken | |
Menschen, aber auch für Partner von werdenden Müttern gibt. | |
3 Nov 2020 | |
## LINKS | |
[1] /Pflegeheime-in-der-zweiten-Corona-Welle/!5723368 | |
[2] /Besuchsregeln-in-Krankenhaeusern/!5720341 | |
## AUTOREN | |
Holger Hofmann | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Coronavirus | |
Gesundheitswesen | |
Verbot | |
Kinderrechte | |
Krankenhäuser | |
Schwerpunkt Coronavirus | |
Schwerpunkt Coronavirus | |
Pandemie | |
Senat Bremen | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Klinikumsdirektor über Besuchsverbote: „Das Mittel der letzten Wahl“ | |
Wegen Corona haben Krankenhäuser Besuchsverbote ausgesprochen. Thomas | |
Bartkiewicz vom Klinikum Braunschweig spricht über das Abwägen von Risiken. | |
Pflegeheime in der zweiten Corona-Welle: Bloß keine Besuchsverbote mehr | |
Pflegeheime bereiten sich mit Schnelltests und Infrarotthermometern auf | |
steigende Infektionszahlen vor. Doch wer darf überhaupt rein? | |
Besuchsregeln in Krankenhäusern: 60 Minuten Liebe | |
Einige Berliner Krankenhäuser verordnen strengere Coronamaßnahmen als der | |
Senat. Was in welchen Kliniken noch erlaubt ist. | |
Kontaktsperre in Bremen: Heime bleiben isoliert | |
Eigentlich sollte das Kontaktverbot in Bremer Pflegeeinrichtungen gelockert | |
werden – allerdings wurden die Träger nicht einbezogen. |