| # taz.de -- Kontaktsperre in Bremen: Heime bleiben isoliert | |
| > Eigentlich sollte das Kontaktverbot in Bremer Pflegeeinrichtungen | |
| > gelockert werden – allerdings wurden die Träger nicht einbezogen. | |
| Bild: Müssen wegen der Infektionsgefahr auf Besuch verzichten: Bewohner von Pf… | |
| BREMEN taz | Am gestrigen Dienstag wollte der Senat eine Lockerung der | |
| [1][Besuchsverbote] in Alten- und Behindertenpflegeeinrichtungen verkünden, | |
| in Kraft treten sollte sie bereits heute. Das jedenfalls berichteten sowohl | |
| der [2][Weser-Kurier] als auch „[3][buten un binnen]“ am Wochenende. Die | |
| Lockerungen kommen aber nicht. Zumindest noch nicht. | |
| „Aus Sicht der Senatorin wäre eine Entscheidung im Senat schon heute auch | |
| wünschenswert gewesen“, sagte dazu auf Nachfrage am gestrigen Dienstag | |
| Bernd Schneider, Sprecher von Sozialsenatorin Anja Stahmann (Grüne). „Die | |
| von den Trägern gewünschte engere Einbindung für die Frage der operativen | |
| Umsetzung soll nun aber vorgeschaltet werden.“ | |
| Über Letzteres ist Arnold Knigge, Vorstandssprecher der | |
| Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (LAG) sehr froh. Denn | |
| obwohl er die angestrebten Lockerungen des Kontaktverbots zwischen | |
| Angehörigen und HeimbewohnerInnen begrüße, seien noch viel zu viele Fragen | |
| offen. | |
| So müsse geklärt werden, wie die Lockerungen personell und organisatorisch | |
| umgesetzt werden könnten: „Kontrollen der Regeln und der administrative | |
| Aufwand können nur mit mehr Personal durchgeführt werden – und da muss | |
| geklärt werden, wie das finanziert werden soll“, sagt Knigge. Hier müssten | |
| dringend schnelle und unbürokratische Hilfen geleistet werden. | |
| Darüber hinaus müssten sinnvolle Konzepte erarbeitet werden, „und zwar | |
| einrichtungsspezifische, denn die Maßnahmen betreffen ja ganz | |
| unterschiedliche Arten von Einrichtungen“. | |
| Kolportierte Pläne, nach denen es BesucherInnen unter anderem erlaubt | |
| werden soll, ihre Angehörigen draußen zu treffen, hält Knigge für nicht | |
| umsetzbar: „Die Mitarbeitenden der Einrichtungen können doch gar nicht | |
| kontrollieren, ob da tatsächlich der gebotene Abstand eingehalten wird.“ | |
| Für ihn sind eigens eingerichtete Besuchsräume vorstellbar „oder | |
| [4][Besuchscontainer nach niederländischem Vorbild]“. Und absolut | |
| unverzichtbar, sagt Knigge, sei es, „umfassend und engmaschig zu testen“. | |
| Das sieht auch Stahmann so, die ankündigte, man wolle „mit aller gebotenen | |
| Vorsicht zu Lockerungen kommen und dann entschiedene Schritte gehen“. | |
| Welche das konkret sein sollen, ließ sie insgesamt im Dunklen, aber: Eine | |
| Erweiterung der Tests soll dazugehören, um sicherzustellen, dass Angehörige | |
| keine Viren in die Einrichtungen tragen. Aber nicht nur an dieser Stelle, | |
| sagt Knigge, müsse konsequent getestet werden: „Menschen, die aus | |
| Krankenhäusern in Pflegeeinrichtungen überstellt werden, werden bisher | |
| nicht regelhaft getestet – das muss ebenfalls unbedingt getan werden.“ | |
| Die Kontaktbeschränkungen seien „eine ganz große Härte“, sagte Stahmann, | |
| denn „auch soziale Isolation macht die Menschen krank“. Deswegen sei es | |
| wichtig, die Türen nun vorsichtig zu öffnen. Wie das geschehen solle, werde | |
| „in dieser Woche“ mit den diversen Trägern der Wohlfahrtsverbände und | |
| Hospize besprochen. | |
| ## „Kleine Helferlein“ | |
| Sigrid Grönert, sozialpolitische Sprecherin der CDU-Bürgerschaftsfraktion, | |
| ist darüber empört. Denn die Ministerpräsidentenkonferenz hatte bereits am | |
| 15. April beschlossen, dass Regularien entwickelt werden sollten, um | |
| BewohnerInnen von Pflegeeinrichtungen nicht länger vollständig zu | |
| isolieren. | |
| „Alle warten bereits auf Lockerungen und jetzt erst werden Gespräche | |
| angekündigt“, sagt Grönert. „Die Leidtragenden sind weiterhin die | |
| Betroffenen, von denen einige nicht zu Unrecht sagen, dass man sie | |
| entmündigt, nur weil sie in einer Einrichtung leben.“ | |
| Auch für Reinhard Leopld, Gründer der Bremer Selbsthilfe-Initiative | |
| „Heim-Mitwirkung“ und Regionalsprecher des Biva-Pflegeschutzbundes, sind | |
| Lockerungen der Kontaktsperre längst überfällig: „Isolation macht krank“, | |
| sagt er. Darüber hinaus seien angesichts des chronischen Personalmangels | |
| BesucherInnen als Kontrollinstanz und „kleine Helferlein“ in den | |
| Pflegeeinrichtungen immer schon wichtig gewesen, „und jetzt erst recht“. | |
| Denn die Wohn- und Betreuungsaufsicht kontrolliert die Einrichtungen nach | |
| wie vor nur anlassbezogen. | |
| 6 May 2020 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Altenpflege-in-Zeiten-von-Corona/!5674608/ | |
| [2] https://www.weser-kurier.de/bremen/bremen-stadt_artikel,-bremen-will-besuch… | |
| [3] https://www.butenunbinnen.de/corona-altenheime-besuch-stahmann-100.html | |
| [4] https://www.spiegel.de/panorama/coronavirus-besuchscontainer-gegen-einsamke… | |
| ## AUTOREN | |
| Simone Schnase | |
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