# taz.de -- Rechter im Verteidigungsministerium: Bursche im Dienst fürs Vaterl… | |
> Das Bundesverteidigungsministerium beschäftigt einen Mitarbeiter mit | |
> rechtsextremer Burschenschafts-Vita. Und will nun prüfen. | |
Bild: Burschen und alte Herren müssen trinkfest, sowie schlagfertig sein | |
HAMBURG taz | Dem Engagement für sein Land hat sich Jan G. ohne Zweifel | |
verschrieben. Im Bundesverteidigungsministerium ist er als | |
Regierungsdirektor im Referat SE III 5 tätig. Doch schon zu Studentenzeiten | |
setzte sich der heutige Mitarbeiter im Einsatzführungskommando der | |
Bundeswehr für Deutschland ein, genauer für das „deutsche Vaterland“. In | |
Hamburg trat er der pflichtschlagenden Burschenschaft Germania (HBG) bei. | |
Und die wird vom dortigen Landesamt für Verfassungsschutz (LfV) wegen | |
„rechtsextremistischer Bestrebungen“ beobachtet. | |
Auf Nachfrage der taz zu der Personalie reagierte das | |
Bundesverteidigungsministerium sofort. Die Überprüfung zu dem Referenten | |
liefe, teilt ein Sprecher mit. Es gelte die Null-Toleranz-Linie der | |
Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU). Der | |
Sprecher bittet „jedoch um Verständnis, dass wir zu Einzelpersonalmaßnahmen | |
keine Aussagen machen dürfen“. | |
Der „Hinweis“ würde nun auch mit dem Militärischen Abschirmdienst (MAD) | |
überprüft, sagt der Ministeriumssprecher und betont: „[1][Wir ermitteln | |
nicht anlasslos]. Ein Hinweis muss die Qualität eines sogenannten | |
tatsächlichen Anhaltspunktes erfüllen“. | |
Das Hamburger Bündnis gegen Rechts (HBgR) weist seit Jahren auf | |
rechtsextreme Studentenverbindungen hin. Ihnen fiel G. burschenschaftliche | |
Vita auf. Eine taz-Nachfrage bei G. mit einer Fristsetzung, ob er Alter | |
Herr der Hamburger Burschenschaft Germania sei, ließ er unbeantwortet. | |
## „Bis zum Tod“ im rechtsextremen „Lebensbund“ | |
In der Regel gilt bei den Burschenschaften das Lebensbundprinzip. Auf dem | |
Facebook-Account der Verbindung führt der promovierte Jurist allerdings am | |
22. September dieses Jahres aus: „Die Mitgliedschaft in einer | |
Burschenschaft ist nicht vergleichbar mit der irgendeines Vereines. Wir | |
sehen uns als Lebensbund, dem man bis zum Tod angehört“. Ein Bekenntnis, | |
das den Hinweis nicht anlasslos erscheinen lässt. | |
## Die „Bierliste“ weist 14,20 Euro auf | |
Schon im Jahresbericht 2014 thematisierte das LfV die Germanen. [2][Die | |
wiederum klagten 2018] gegen die Einordnung, ein Urteil steht noch aus. | |
Kürzlich wurde bekannt, dass mehrere [3][Mitglieder der Burschenschaft | |
legal Schusswaffen besitzen]. | |
Eine sogenannte Bierliste der Burschenschaft belegt, dass G., 2015 bei der | |
Burschenschaft war. In der Liste vom 7. Mai des Jahres ist von den | |
trinkfreudigen Kameraden genau aufgelistet, wer welche Bierschulden hat. | |
G.: 14,20 Euro. | |
In der Hansestadt sind die rechtsextremen Aktivitäten der Germanen | |
regelmäßig Thema in den Medien. So referierte der für seine rechten | |
Ausfälle einschlägig bekannte Autor Akif Pirinçci bei der Burschenschaft, | |
außerdem soll diese Beziehungen zur rechtsextremen „Identitären Bewegung“ | |
unterhalten. | |
Bereits am 13. Oktober 2015 trat ein höherer Militär, Stefan S. aus der HBG | |
aus, weil sein Beruf als Militärarzt gefährdet war. 2017 verließ der | |
Ehrenvorsitzende des Reservistenverbands der Bundeswehr in Hamburg, | |
Ramo-Stefan Sch. die Burschenschaft: „Die Studentenverbindung hat sich in | |
die falsche Richtung entwickelt“, sagte er damals. | |
Der rechtsextreme Kurs der Burschenschaft scheint G. offensichtlich nicht | |
zu stören, wie auch aus dessen Veröffentlichungen hervorgeht. So | |
publizierte G. in den Jahren 2009 bis 2015 als Co-Autor und -Herausgeber im | |
[4][Ares Verlag, der auch extrem rechte Autoren im Programm hat.] Die | |
Bücher „Der Deutsch-Dänische Krieg 1864“ und „Der Deutsch-Französische | |
Krieg“ veröffentlichte der Verlag aus Österreich. | |
10 Oct 2020 | |
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[4] /Verfassungsschutz-und-Naziszene/!5107557/ | |
## AUTOREN | |
Andreas Speit | |
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