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# taz.de -- Regierungsgebäude als Energieschleudern: Klimaziele verpuffen in M…
> Die meisten Ministerien von Bund und Ländern haben laut der Deutschen
> Umwelthilfe eine miserable Energieeffizienz. Es mangelt an Dämmung.
Bild: Sanierungsfall in Sachen Energieeffizienz: Wärmebild des Bundeskanzlerin…
Berlin taz | Am Kernerplatz 9 in Stuttgart ist der grüne Umwelt-, Klima-
und Energieminister Franz Untersteller Hausherr. Eigentlich sollten gerade
hier besonders klimaverträgliche Verhältnisse herrschen. Trotzdem hat das
Gebäude eine der miesesten Energiebilanzen aller Ministerien im Klimacheck
der Deutschen Umwelthilfe (DUH).
Wie [1][bereits 2019] hat die DUH die Energiebilanz der Dienstsitze von
Ministerien untersucht. Während damals immerhin noch 4 von 15 Dienstsitzen
von Bundesministerien den Anforderungen des DUH entsprachen, sieht es
dieses Jahr sogar noch schlechter aus. Dies zeigt die Analyse, die der taz
vorab vorlag. Grundlage der Einstufungen ist die
[2][Energieffizienzstrategie Gebäude (ESG)], die 2014 von der
Bundesregierung selbst vorgestellt wurde. Die ESG legt den
Primärenergiebedarf in Kilowattstunde pro Quadratmeter fest, der notwendig
ist, um die Klimaziele bis 2050 zu erreichen.
„Unser Klima-Check offenbart, dass sich die Bundesregierung und die
Landesregierungen weitgehend im Blindflug befinden, wenn es um die
energetische Qualität ihrer Liegenschaften geht“, sagte die
stellvertretende DUH-Geschäftsführerin Barbara Metz. Sie forderte, dass
„bis spätestens Mitte 2021 Sanierungsfahrpläne mit einem konkreten Zeitplan
vorgelegt werden“.
Ausgerechnet das Kanzlerinnenamt belegt nun den letzten Platz. Bereits 2016
hatte der Spiegel das 2001 erbaute Gebäude [3][als „Sanierungsfall“
bezeichnet], weil es über eine Ölheizung verfügt. Auch das
Bundesinnenministerium liegt deutlich über den optimalen Grenzwerten,
obwohl das Gebäude kaum sechs Jahre alt ist. In den Bundesländern sieht es
nicht besser aus: Keiner der Dienstsitze der grün-schwarzen Landesregierung
in Stuttgart erfüllt die Anforderungen der DUH an eine klimaverträgliche
Energiebilanz.
## Dringender Sanierungsbedarf
Neben dem Umwelt- hat auch das Kultusressort eine unzeitgemäße Klimabilanz:
In dem 1927 erbauten Haus sind trotz Sanierung vor vier Jahren die Fenster
undicht. Neun von elf Dienstsitzen bezeichnet die DUH als „dringende
Sanierungsfälle“. Zudem wird in keinem der Ministerien erneuerbare Energie
erzeugt, obwohl dies im Koalitionsvertrag steht.
Auf Nachfrage hieß es, dass die Energiekonzepte von den Eigentümern der
teilweise angemieteten Gebäude abhingen, die Ministerien aber Ökostrom aus
Wasserkraft beziehen. Auch sei das im Baden-Württembergischen
Klimaschutzkonzept enthaltene Ziel einer Senkung der CO2-Emissionen in
landeseigenen Liegenschaften vorzeitig erreicht worden. Im Saarland
erfüllte kein Dienstsitz die DUH-Kriterien. Trotz aller Mängel heben die
Koalitionsverträge in beiden Ländern beim Klimaschutz die Vorbildfunktion
der landeseigenen Gebäude hervor.
Der Gebäudesektor macht beinahe 30 Prozent der deutschen CO2-Emissionen
aus. Zum Vergleich: Der Straßenverkehr kommt auf gut 20 Prozent. Laut DUH
wären 25 Milliarden Euro jährlich für die Gebäudesanierung notwendig, um
die Klimaziele zu erreichen. Im aktuellen Bundesetat sind nur 6 Milliarden
dafür vorgesehen.
Da kein öffentliches Register zur Energieeffizienz der Gebäude in
öffentlicher Hand existiert, ist eine seriöse Beurteilung der
Klimaverträglichkeit kaum möglich. Die DUH hat deshalb alle Bürger*innen
dazu aufgerufen, bundesweit [4][über fragdenstaat.de] den Energiebedarf
öffentlicher Gebäude wie Schwimmbäder, Schulen oder Rathäuser abzufragen.
7 Oct 2020
## LINKS
[1] /Klima-Check-der-Deutschen-Umwelthilfe/!5617888/
[2] https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Artikel/Energie/energieeffizienzstrategie-…
[3] https://www.spiegel.de/politik/deutschland/bundeskanzleramt-sanierung-koste…
[4] https://fragdenstaat.de/kampagnen/klimacheck/
## AUTOREN
Maximilian Berkenheide
## TAGS
Energieeffizienz
DUH
Kanzleramt
Schwerpunkt Klimawandel
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Schwerpunkt Angela Merkel
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