| # taz.de -- Herbstgutachten der Wirtschaftsforscher: Export wird zur Achillesfe… | |
| > Die Pandemie zeigt: Deutschlands Wirtschaft hat die Globalisierung zu | |
| > weit getrieben und sich zu sehr mit dem weltweiten Geschehen verzahnt. | |
| Bild: Abhängig vom Export: Containerhafen im chinesischen Qingsao | |
| Die deutschen Wirtschaftsforscher haben ihre [1][Negativprognose zu Recht | |
| noch einmal verschärft]. Deutschland befindet sich nicht allein auf dem | |
| Planeten – und in vielen Weltgegenden wird die Pandemie im Winter wieder | |
| außer Kontrolle geraten. Die Schäden, die Donald Trump bereits angerichtet | |
| hat, lassen sich auch beim Amtsantritt eines demokratischen Präsidenten im | |
| Januar nicht wieder rückgängig machen. Die Zahlen in Europa wirken jetzt | |
| schon äußerst beunruhigend; viele Länder diskutieren über einen neuen | |
| Lockdown. Indien und Lateinamerika sind zwar nicht vom Winter auf der | |
| Nordhalbkugel betroffen, doch auch dort wütet das Virus weiterhin. | |
| Gerade in den Ländern des globalen Südens drohen daher Finanzkrisen mit den | |
| bekannten Folgeeffekten, die sich meist mehrere Jahre hinstrecken. Die | |
| Staatshaushalte stehen dort schon in guten Jahren auf kippligen Füßen, und | |
| die Bankensysteme sind nicht so robust. In Europa wird die EZB zwar Staats- | |
| und Bankenpleiten durch ihre Politik des billigen Geldes zu verhindern | |
| wissen. Doch es droht eine paradoxe und sehr [2][ungesunde Kombination aus | |
| extremer Geldschwemme und zu niedriger Inflation] – oder gar Deflation – | |
| wegen Nachfrageschwäche. Einziger Lichtblick ist China, das ein Vierteljahr | |
| früher als der Rest der Welt in die Krise geschliddert ist, jetzt aber | |
| schon wieder erstaunlich vital daraus hervorgeht. | |
| Die Industrie hat bisher gar nicht so unter den Kontakteinschränkungen im | |
| Inland gelitten, sondern fast nur unter schwacher Nachfrage im Ausland. | |
| Deutschlands Wirtschaft hat die Globalisierung zu weit getrieben und sich | |
| zu sehr mit dem weltweiten Geschehen verzahnt. Selbst Industrievertreter | |
| sprechen inzwischen über die Vorteile einer teilweisen „Abkopplung“, um | |
| diese Risiken zu minimieren. Das macht auch unabhängiger von Lieferungen | |
| aus dem Ausland. „Exportweltmeister“ sollte im Lichte der Pandemie nicht | |
| mehr als Ehrentitel verstanden werden, sondern als Teil des Problems. | |
| 14 Oct 2020 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Deutsche-Wirtschaft-bricht-ein/!5717642 | |
| [2] /Herbstgutachten-der-Wirtschaftsforscher/!5631076 | |
| ## AUTOREN | |
| Finn Mayer-Kuckuk | |
| ## TAGS | |
| Wirtschaftsweisen | |
| Schwerpunkt Coronavirus | |
| Bundesregierung | |
| Schwerpunkt Coronavirus | |
| Konjunkturprogramm | |
| Inflation | |
| Export | |
| Schwerpunkt Coronavirus | |
| Wirtschaft | |
| Kapitalismus | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Inflation steigt auf 3,8 Prozent: Teuerung wie zuletzt 1993 | |
| Vor allem die Energiepreise ziehen stark an, die Inflationsrate steigt | |
| deshalb. Für ExpertInnen ein vorübergehendes Phänomen. | |
| Deutsche Exporte 2020: Stärkster Einbruch seit Finanzkrise | |
| Ein Minus von 9,3 Prozent – so heftig sind die deutschen Exporte 2020 | |
| eingebrochen. Hätte sich Chinas Wirtschaft nicht so schnell erholt, wäre | |
| das Minus noch größer. | |
| Deutsche Wirtschaft bricht ein: Trübe Aussichten | |
| Die deutsche Wirtschaft bricht stärker ein als angenommen. Kritik üben | |
| Ökonomen vor allem an der Mehrwertsteuersenkung. | |
| Herbstgutachten der Wirtschaftsforscher: Ökonomen gegen Schwarze Null | |
| Es droht zwar keine Wirtschaftskrise, aber übertriebenes Sparen gefährdet | |
| laut Ökonomen das Wachstum. Sie loben die Klimapolitik der Regierung. | |
| Debatte Kapitalismus: Die Krise der Ökonomen | |
| Viele Wirtschaftsprofessoren verhalten sich wie Oberpriester: Sie stellen | |
| nur Behauptungen auf, Argumente fehlen gänzlich. |