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# taz.de -- Trumps Steuerskandal: Die Liebe zum Land, ganz billig
> Die Steueraffäre von US-Präsident Trump mag nicht überraschend sein, aber
> interessant ist sie schon. Und das gleich mehrfach.
Bild: Schatten seiner selbst: US-Präsident als Silhouette auf seinem Flugzeug
Wenn etwas quakt wie eine Ente und watschelt wie eine Ente, dann liegt der
Verdacht nahe, dass es eine Ente ist. Wenn jemand auftritt wie ein Gangster
und ein Wertesystem vertritt wie ein Gangster, dann – ja, genau.
Überraschend ist die [1][Steueraffäre von US-Präsident Donald Trump] also
nicht. Aber in mehrfacher Hinsicht trotzdem interessant.
Wenn irgendetwas an den Enthüllungen der New York Times stimmt – und die
Dementis klingen seltsam matt –, dann ist Trump entweder ein Steuerbetrüger
in großem Stil oder ein spektakulär erfolgloser Geschäftsmann, dem es in
erstaunlicher Weise gelungen ist, das beträchtliche väterliche Erbe
durchzubringen. Oder beides.
Es bedarf eines gerüttelt Maß an Fantasie, um sich auszumalen, wie es legal
möglich sein soll, die eigene Tochter (oder auch irgendjemand sonst)
einerseits fest anzustellen und ihr dennoch ein hohes Beraterhonorar zu
zahlen. Richard Nixon sei ein Anfänger gewesen verglichen mit Donald Trump,
sagte auf CNN ein ehemaliger Ermittler zornig, der in den 70er Jahren mit
der Watergate-Affäre befasst war. Die hatte den früheren US-Präsidenten
schließlich zum Rücktritt gezwungen. Nur durch die umstrittene Amnestie
seines Nachfolgers Gerald Ford war er vor Strafverfolgung geschützt worden.
Gut möglich, dass Donald Trump derzeit nur durch sein Amt vor einer
Gefängnisstrafe bewahrt wird. Ein amtierender Präsident darf nicht
angeklagt werden. Aber wenn er die Wahl verliert, was ich inzwischen zu
hoffen wage? Ob Joe Biden ihn begnadigen würde? Seltsame Vorstellung. Das
Bild eines ehemaligen US-Präsidenten im Knast wäre allerdings nicht weniger
wunderlich. Die Tatsache, dass Trump inzwischen ziemlich unverhohlen auf
die Hilfe rechtsextremistischer Milizen setzt und offenbar wünscht, dass
diese demokratische Wählerinnen und Wähler einschüchtern mögen, spricht für
Verzweiflung.
421 Millionen Dollar Schulden soll Trump derzeit haben. Bei wem? Der größte
Teil dieser Summe wird angeblich in den nächsten vier Jahren fällig.
Geheimdienstler und führende Demokraten sehen darin ein Sicherheitsrisiko.
Je nachdem, wer die Gläubiger seien, könne der Präsident dadurch erpressbar
sein. Man stelle sich vor: Moskau! Oder Saudi-Arabien! Dass er Geschäfte in
der Türkei macht, ist ohnehin bekannt.
Hm. Das Reizvolle an dieser Idee ist, dass die Motive für die Außenpolitik
des Präsidenten und seinen Kuschelkurs mit Diktatoren endlich
nachvollziehbar wären. Blöd nur, dass der zeitliche Ablauf irgendwie keinen
Sinn macht, jedenfalls für mich nicht.
Trump hat laut New York Times bereits seit dem Jahr 2000 in zehn von
fünfzehn Jahren keine Einkommensteuer gezahlt. In dieser Zeit war er Star
einer TV-Show. Ja, er unterhält seit Langem Geschäftsbeziehungen mit
Russland. Aber falls er dort Kredite aufgenommen hat, dann wurden die ihm
ja wohl kaum nach dem Motto gewährt: „Oh, lasst uns diesem Fernsehmenschen
viel Geld geben. Vielleicht wird er eines Tages Präsident, und dann haben
wir ihn in der Hand.“ Ein bisschen genauer möchte man von den Verfechtern
der Erpressungstheorie doch gern hören, wie sie sich das alles konkret
vorstellen. Mir wabert da zu viel.
2016, im Jahr seiner Wahl, soll Trump 750 Dollar Einkommensteuer gezahlt
haben. 750 Dollar. Selbst Geringverdiener müssen im Regelfall deutlich mehr
bezahlen. Dem Präsidenten scheint die oft beschworene Liebe zu seinem Land
nicht viel wert zu sein. Make America great again. Für siebenhundertfuffzig
Dollar, bitte.
4 Oct 2020
## LINKS
[1] /Steuerakten-des-US-Praesidenten/!5713083
## AUTOREN
Bettina Gaus
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