# taz.de -- Schwedischer Wohnungskonzern kauft ein: Malmö in Berlin | |
> Der Konzern Heimstaden kauft mit seiner Tochterfirma Skjerven-Gruppe fast | |
> 4.000 Wohnungen. Der Investor wäre damit von einer Enteignung betroffen. | |
Bild: Ein Platz in Malmö – Sitz des Konzerns Heimsatden | |
BERLIN taz | Anfang Juni waren es zunächst [1][drei Häuser in Wedding Ecke | |
Osloer-/Koloniestraße], von denen es hieß, dass sie von der | |
[2][Skjerven-Gruppe] im Auftrag des schwedischen Immobilienkonzerns | |
Heimstaden einverleibt wurden. Kurz darauf wurden fünf Häuser in Prenzlauer | |
Berg bekannt, denen dasselbe Schicksal zuteil wurde. Es folgten weitere | |
Häuser in Mitte. Nur in zwei Fällen konnte der Kauf durch die Ausübung des | |
Vorkaufsrechts verhindert werden. | |
Im August war dann plötzlich von einem Gesamtpaket von 16 Häusern die Rede, | |
darunter fünf in Friedrichshain-Kreuzberger Milieuschutzgebieten. Nun sind | |
die scheibchenweise durchgesickerten Informationen durch eine Mitteilung | |
des Konzerns zu einem großen Ganzen zusammengefügt worden. | |
Darin heißt es, „dass das Unternehmen einen Kaufvertrag für den Erwerb von | |
130 Immobilien mit insgesamt 3.902 Wohneinheiten, 208 Gewerbeeinheiten und | |
321 Stellplätzen in Berlin unterzeichnet hat“. Insgesamt investierte | |
Heimstaden 830 Millionen Euro „durch eine Kombination aus Fremd- und | |
Eigenkapital“. Das entspricht bei einer Gesamtmietfläche von 282.000 | |
Quadratmetern knapp 3.000 Euro je Quadratmeter. Zuvor gehörten die Häuser | |
dem Firmennetzwerk Schönhaus Immobilien; viele der Wohnungen werden als | |
möblierte Appartements vermietet. | |
Es handelt sich um den größten Immobilienankauf seit Einführung des | |
Mietendeckels. Und der Kauf ist gewagt: Ab November dürfen laut | |
Mietendeckel-Gesetz keine Mietzuschläge mehr für Möblierungen genommen | |
werden. Zudem hat das [3][Volksbegehren Deutsche Wohnen und Co. enteignen | |
die Bescheinigung über seine rechtliche Zulässigkeit erhalten]. Wenn im | |
nächsten Herbst die Berliner*innen darüber abstimmen dürfen, ob sie die | |
Vergesellschaftung aller Immobilienkonzerne mit mehr als 3.000 Wohnungen | |
wollen, betrifft das auch Heimstaden. | |
## Was will Heimstaden? | |
Laut Eigenbeschreibung ist das Unternehmen, das 2018 auf den deutschen | |
Markt einstieg und im vergangenen Jahr bereits 25 Berliner Häuser kaufte, | |
ein „langfristig orientierter Eigentümer“. Allerdings hat es viele Häuser | |
zu einem derart hohen Preis gekauft, dass die Nutzung des Vorkaufsrechts | |
durch die Bezirke nicht infrage kam. Das Unternehmen versuchte gleichwohl, | |
Mieter*innen zu beruhigen, es schrieb etwa: „Heimstaden wird Ihre Wohnungen | |
nicht als Eigentumswohnungen abverkaufen.“ | |
Genau das ist jedoch nach Informationen der Berliner Morgenpost bei einem | |
der ersten erworbenen Häuser in Wilmersdorf bereits passiert. Von „Osko | |
bleibt“ bis zu den „Fünf Häusern“ sind bereits quer durch die Stadt neue | |
Mieter*inneninitativen der betroffenen Häuser entstanden. | |
20 Sep 2020 | |
## LINKS | |
[1] /taz-Serie-Im-Haifischbecken/!5693311 | |
[2] /Mietproteste-in-Moabit/!5689678 | |
[3] /Deutsche-Wohnen--Co-enteignen-zulaessig/!5709972 | |
## AUTOREN | |
Erik Peter | |
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