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# taz.de -- UN-Bericht zu Klimawandel und Corona: 1,5 Grad Erwärmung bald erre…
> Es wird heißer und gefährlicher, bestätigt ein neuer UN-Bericht. Die
> Coronapandemie erzeuge Datenlücken und erschwere so den Klimaschutz.
Bild: Die Folgen der rapiden Erhitzung zeigen sich überall auf der Welt: Glets…
Berlin taz | Die Coronapandemie hat bislang kaum Entlastung in der globalen
Klimakrise gebracht, sondern den Klimaschutz sogar erschwert. Zwar sind die
weltweiten [1][CO2-Emissionen] nach einem neuen Bericht 2020 um etwa 4 bis
7 Prozent gesunken, aber Temperaturen und CO2-Konzentration in der
Atmosphäre sind weiter gestiegen. Schon in den nächsten Jahren könne
kurzfristig die Erderwärmung die 1,5-Grad-Grenze erreichen.
Das ist das Fazit eines neuen Berichts von UN-Organisationen und
Thinktanks, der am Mittwoch von UN-Generalsekretär Antonio Guterres
vorgestellt wird. Die Studie [2][„United in Science“] fasst die aktuellsten
Daten zusammen und soll Druck auf die Staaten ausüben, die sich ab der
kommenden Woche zur UN-Generalversammlung in New York treffen und über die
Problematik zu beraten.
„Die Covid-19-Pandemie hat weltweit das Leben aus der Bahn geworfen“, sagte
Guterres. „Gleichzeitig haben die Erderhitzung und die Zerstörung des
Klimas ihre Geschwindigkeit beibehalten. Wir müssen den Wiederaufbau nach
der Pandemie in eine echte Gelegenheit für eine bessere Zukunft verwandeln.
Wir brauchen Wissenschaft, Solidarität und Lösungen.“
Die Studie wurde von der UN-Organisationen für Meteorologie (WMO) erstellt,
sie stützt sich auf Daten der UN-Behörden für Umwelt (Unep) und Bildung
(Unesco), des Thinktanks Carbon Tracker, der britischen Behörde UK Met
Office und des UN-Weltklimarats IPCC.
## Neuer Höchststand von CO2-Konzentration
Demnach ist die CO2-Konzentration in der Atmosphäre auf den neuen
Höchststand von 410 bis 414 ppm (Teile pro Million) gestiegen. Der Ausstoß
von Kohlendioxid und Methan (etwa aus der Landwirtschaft und der
Gasindustrie) sei „nicht auf Kurs zur Erreichung der Ziele des Pariser
Klimaabkommens.“
Trotz des Rekordeinbruchs der CO2-Emissionen um 17 Prozent im April und
eines erwarteten Rückgangs von 4 bis 7 Prozent für das gesamte Jahr reicht
das CO2 in der Atmosphäre für neue Höchststände: Die Periode von 2016 bis
2020 werde die wärmste Fünfjahresspanne seit Beginn der Aufzeichnungen,
hieß es.
Um die Erwärmung bis 2100 bei 1,5 Grad zu stoppen, müssten die Emissionen
nach Berechnungen des [3][“UNEP Emissions Gap Report“] im kommenden
Jahrzehnt jedes Jahr um 7 Prozent sinken – also zehnmal das schaffen, was
im Krisenjahr 2020 erwartet wird. Das sei immer noch möglich, erfordere
aber „dringende und konzertierte Aktionen von allen Staaten in allen
Bereichen“, hieß es.
„Die Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre, die bereits das
höchste Niveau seit drei Millionen Jahren erreicht hat, steigt weiterhin“,
warnte WMO-Chef Petteri Taalas. „Während viele Aspekte unseres Lebens 2020
durcheinandergeraten sind, geht der Klimawandel ungebrochen weiter.“
## 1,5 Grad Erwärmung rücken gefährlich nahe
Die Obergrenze von 1,5 Grad Erwärmung (bisher sind global 1,1 Grad
erreicht) rücke gefährlich nahe, warnt die Studie: Mit einer Chance von 24
Prozent werde eines der nächsten fünf Jahre im globalen Mittel um 1,5 Grad
wärmer sein als zu vorindustriellen Zeiten im 19. Jahrhundert. Es sei sogar
zu mehr als 70 Prozent wahrscheinlich, dass „einer oder mehrere Monate“ in
den nächsten Jahren diese Grenze erreiche, die im Pariser Abkommen als
anzustrebendes Ziel für 2100 formuliert wurde.
Die Folgen der rapiden Erhitzung zeigten sich überall auf der Welt in allen
Klimazonen, betont der Bericht. Eisflächen schmelzen, das arktische Seeeis
zeigt das ganze Jahr über Rekordniedrigstände. Die Weltmeere, die bisher 90
Prozent der zusätzlichen Erwärmung geschluckt haben, steigen immer
schneller an, Hitzewellen in den Ozeanen bedrohen Tiere und Pflanzen.
Schmelzendes Gletschereis gefährdet langfristig die Wasserversorgung etwa
in Zentralasien. Aber auch in Mitteleuropa sei der „Wasser-Peak“ erreicht �…
der Nachschub für das lebenswichtige Nass werde weniger.
Die Coronakrise habe auch die Klimawissenschaften hart getroffen, heißt es.
Die Messungen von Luft und Wasser durch Linienflugzeuge und Frachtschiffe
seien drastisch zurückgegangen, Forschungsschiffe wurden in Häfen beordert,
größere Experimente abgebrochen. Wo Instrumente nicht automatisch, sondern
von Menschen abgelesen und gewartet werden, wie in vielen Gebieten Afrikas
und Südamerikas, entstünden „große Datenlücken in den historischen
Zeitlinien“
Schon vorher hatte der [4][Klimarat IPCC angekündigt], die Veröffentlichung
seines 6. Sachstandsbericht wegen der Coronapandemie zu verschieben. Weil
Treffen der Autorenteams verlegt wurden und einzelne WissenschaftlerInnen
vor allem aus Schwellenländern verhindert sind, wurden die
Abschlussberichte um mehrere Monate verlegt. Der Bericht über
Gegenmaßnahmen etwa kommt damit zu spät für die ebenfalls verschobene
Klimakonferenz, die nun in Glasgow im November 2021 stattfinden soll.
9 Sep 2020
## LINKS
[1] /Weniger-Treibhausgase-durch-Homeoffice/!5704530
[2] https://public.wmo.int/en/resources/united_in_science
[3] https://www.unenvironment.org/resources/emissions-gap-report-2019
[4] https://www.ipcc.ch/2020/08/12/ipcc-wg-iii-new-schedule-lam4/
## AUTOREN
Bernhard Pötter
## TAGS
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