# taz.de -- Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen: Grünes Selbstbewusstsein | |
> Bei den Stichwahlen in NRW haben sich die Grünen jeglicher Lagerlogik | |
> entzogen – mit Erfolg. Die Zeit der Juniorpartnerschaft ist vorbei. | |
Bild: Zwei grüne Wahlsiegerinnen: die Bonnerin Katja Dörner (l.) und die Aach… | |
Noch ist Nordrhein-Westfalen nicht Baden-Württemberg, aber mit den | |
Stichwahlen am Sonntag hat sich das politische Farbenspiel im Westen der | |
Republik dem im Süden stark angenähert. | |
Schon bei den Kommunalwahlen vor zwei Wochen hatten sich die | |
Kräfteverhältnisse deutlich zugunsten der Grünen verschoben, die an | |
etlichen Orten zur stärksten oder zweitstärksten Partei aufgestiegen sind. | |
Nun haben sie auch die ersten Großstadtrathäuser erobert: [1][Aachen], Bonn | |
und Wuppertal werden künftig eine grüne Spitze haben. | |
Hinzuzählen lässt sich [2][Köln], wo die Parteilose Henriette Reker sehr | |
genau weiß, welcher Partei sie zuvorderst ihre Wiederwahl verdankt. | |
Bemerkenswert an den grünen Erfolgen ist, dass sie sich nicht in ein | |
schlichtes Schema einordnen lassen. Sie taugen als Argumentationshilfe | |
weder für Fans von Schwarz-Grün noch von Rot-Rot-Grün. | |
Zwar resultiert [3][in Wuppertal] der Sieg von [4][Uwe Schneidewind] gegen | |
den sozialdemokratischen Amtsinhaber maßgeblich aus der Mithilfe der CDU. | |
Aber dafür verdankt sich [5][in Bonn] der Sieg Katja Dörners über den | |
bisherigen christdemokratischen Rathauschef entscheidend der Wahlaufrufe | |
von SPD und Linkspartei zu ihren Gunsten. | |
Die Grünen haben sich mit großem Selbstbewusstsein konsequent jeglicher | |
Lagerlogik entzogen. Während sie sich für ihre eigenen Kandidaturen | |
geschmeidig die Unterstützung mal der einen, mal der anderen organisierten, | |
verweigerten sie selbst vielerorts Wahlempfehlungen. | |
Bitter war das vor allem für die SPD, die anderes erwartet hatte – ohne | |
dafür etwas bieten zu wollen. Mit dem Verlust der Rathäuser [6][in | |
Düsseldorf] und [7][Mülheim an der Ruhr] hat sie einen hohen Preis dafür | |
zahlen müssen, immer noch nicht begriffen zu haben, dass es grünen Beistand | |
nicht mehr zum Nulltarif gibt. | |
Dass es ohne Support der Grünen selbst in Dortmund, der einstigen | |
„Herzkammer der Sozialdemokratie“, für den SPD-Kandidaten [8][nur noch | |
knapp gereicht hat], dokumentiert, wie fatal die immer noch vorhandene | |
sozialdemokratische Selbstgerechtigkeit an Rhein und Ruhr ist. Die Zeiten | |
grüner Juniorpartnerschaft sind vorbei. | |
28 Sep 2020 | |
## LINKS | |
[1] https://wahlen.regioit.de/1/km2020/05334002/html5/Buergermeisterstichwahl_N… | |
[2] https://wahlen.stadt-koeln.de/prod/KW2020/05315000/html5/Buergermeisterstic… | |
[3] https://wahlen.wuppertal.de/kw2020/05124000/html5/index.html | |
[4] /Stichwahl-in-Nordrhein-Westfalen/!5711774 | |
[5] https://www.bonn.de/service-bieten/wahlen/ob-wahl.php | |
[6] https://www.duesseldorf.de/aktuelles/news/detailansicht/newsdetail/stephan-… | |
[7] https://www.muelheim-ruhr.de/cms/wahlen_2020.html?fuid=3ab7db565a28dc659a1e… | |
[8] /Kommunalwahlen-in-Nordrhein-Westfalen/!5716880 | |
## AUTOREN | |
Pascal Beucker | |
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