# taz.de -- Aachener Friedenspreis: Kämpfer gegen Zwangsräumung | |
> Der diesjährige Aachener Friedenspreis geht an die brasilianische | |
> Organisation Centro Gaspar Garcia. Der Aktivist Benedito Barbosa nimmt | |
> ihn entgegen. | |
Bild: Bewohner*innen von Favelas unterstützt er im Kampf gegen Verdrängung: B… | |
Berlin taz | Seit Jahren setzt er sich gegen die Verdrängung von Gemeinden | |
und Dörfern ein, jetzt wird er dafür ausgezeichnet: Für seine Organisation | |
Centro Gaspar Garcia (CGC) nimmt der brasilianische Anwalt und Aktivist | |
Benedito Barbosa den diesjährigen Aachener Friedenspreis entgegen. | |
Unter der Präsidentschaft des rechtsextremen [1][Jair Bolsonaro] hatte sich | |
das Problem der Zwangsräumung in Brasilien zuletzt deutlich verschärft: | |
Traditionelle und indigene Gemeinschaften müssen Sojafeldern, Autobahnen | |
und gigantischen Bergbau-Anlagen weichen. Auch in Großstädten werden | |
Menschen aus ihren Wohnplätzen zwangsvertrieben. | |
Das betrifft insbesondere jene ohne oder mit sehr geringem Einkommen in den | |
sogenannten [2][Favelas], den Slums der brasilianischen Metropolen. Dort, | |
wo Wellblechdächer stehen, werden Baupläne zum Teil mit Gewalt | |
durchgesetzt. Insbesondere in São Paulo nimmt deshalb die Disparität | |
zwischen dem Wohlstand im Zentrum und der extremen Armut in der Peripherie | |
stetig zu. | |
Barbosa, der mit Spitznamen „Dito“ genannt wird, ist Mitglied der | |
Menschenrechtsorganisation Centro Gaspar Garcia (CGC) in São Paolo. Die | |
Organisation gibt juristische Unterstützung, wenn es etwa um die | |
Durchsetzung von Bleiberechten oder Erkämpfung von Landtiteln geht. | |
Stellvertretend für die Organisation wird der Preis an Barbosa überreicht. | |
Angesichts der angespannten Lage unter Bolsonaro dürfte die Nachricht umso | |
erfreulicher gewesen sein. Als Afrobrasilianer gehört auch Barbosa zu einer | |
marginalisierten Gruppe in Brasilien. Er ist auch Sozialarbeiter und | |
betreut insbesondere Menschen, die einer informellen Arbeit nachgehen. | |
Organisation will für soziale Inklusion kämpfen | |
In den vergangenen Jahren habe das Zentrum CGC rund 13.000 Menschen in | |
prekären Wohnverhältnissen vor Zwangsvertreibung bewahrt, lobt die Stiftung | |
des Aachener Friedenspreises. Außerdem bot die Organisation 500 Obdachlosen | |
sozialpsychologische Unterstützung und bietet knapp 2.000 | |
Straßenhändler*innen, insbesondere Frauen, eine Anlaufstelle. Darüber | |
hinaus sensibilisiert CGC öffentliche Entscheidungsträger*innen für die | |
Anliegen von prekär Wohnenden. | |
Das Centro Gaspar Garcia wurde bereits 1988 gegründet. „Armut wurde von den | |
öffentlichen Organisationen nicht in ihrer gesellschaftspolitischen | |
Dimension anerkannt“, heißt es auf der Webseite der Organisation zur | |
Gründungsgeschichte. Das Problem dauert bis heute fort. Nach eigenen | |
Angaben will die Organisation deshalb für „soziale Inklusion“ kämpfen. Der | |
Namensgeber der Menschenrechtsorganisation, Gaspar Garcia, war Priester im | |
Orden der Missionare der heiligen Herzen (MSC). | |
Auch der andere Träger des Aachener Friedenspreises gehört einer | |
christlichen Organisation an: Antoine Exelmans ist ein katholischer | |
Priester aus der französischen Stadt Rennes. Er hilft Geflüchteten an der | |
Grenze zwischen Marokko und Algerien. | |
Der Aachener Friedenspreis ist mit 2.000 Euro dotiert und wird am 10. | |
Dezember verliehen. | |
21 Sep 2020 | |
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## AUTOREN | |
Lea Fauth | |
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