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# taz.de -- Skandal in Schweinemastanlage: Zerbissene Ohren und Schwänze
> Eine Mastanlage im Emsland, die auch an Tönnies liefert, soll gegen
> Tierschutzauflagen verstoßen. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft.
Bild: Proteste vor einer Schweinemastanlage
Hannover taz | Vor dem [1][Tönnies-Schlachthof Weidemark in Sögel] haben
die zwölf Demonstranten eine riesige Leinwand aufgebaut. Darauf spielen sie
Aufnahmen ab, die schon Ende Juli heimlich in einem der Zuliefererbetriebe
im Umland gemacht wurden und zu Ermittlungen der Staatsanwaltschaft geführt
haben.
Zu sehen sind Schweine mit entzündeten Augen, zerbissenen Ohren und
Schwänzen, mit Tumoren und Abszessen. Schweine, die in der Gülle stehen.
Der Verein [2][Deutsches Tierschutzbüro] hat sie nach eigener Auskunft
„zugespielt bekommen“ – und umgehend an das zuständige Veterinäramt und…
Strafverfolger weitergereicht.
Man habe zuerst die Behörden ermitteln lassen wollen und sich daher erst
jetzt an die Öffentlichkeit gewandt, erklärt Pressesprecher Jan Peifer. Der
Landkreis Emsland hat bestätigt, dass er den Betrieb kontrolliert und
Mängel festgestellt hat. Die Staatsanwaltschaft Osnabrück ermittelt
strafrechtlich.
## Der Schweinemäster „produziert“ jedes Jahr 45.000 Tiere
Die Vorwürfe der Tierschützer: Der Stallbetreiber soll weder die gesetzlich
festgeschriebene Spaltenbreite noch die Vorschriften zu Krankenbuchten
eingehalten haben. Außerdem soll er in den Nächten, in denen die Aufnahmen
erfolgten, illegalerweise die Trinkwasserhähne abgestellt haben – damit die
Tiere am nächsten Morgen den hochkalorischen Fütterbrei schneller
aufnehmen. Aus seinen Unterlagen soll zudem hervorgehen, dass etliche
Schweine Antibiotika gegen Durchfallerkrankungen und Lungenentzündungen
bekamen.
Dem NDR bestätigte eine Sprecherin des Kreises, dass der Betreiber
aufgefordert werden musste, diverse Mängel zu beseitigen und die verletzten
Tiere zu versorgen.
Die Mastanlage umfasst drei Ställe mit 5.000 Schweinen. Einem Bericht des
Branchendienstes agrar online zufolge gehört sie einem Niederländer, der
selbst nicht vor Ort ansässig ist. In drei Mastzyklen pro Jahr werden hier
45.000 Schweine schlachtreif produziert, die an den Tönnies-Schlachthof in
Sögel, teilweise aber auch an Vion in Emstek und Simon-Fleisch in Wittlich
geliefert werden. [3][Tönnies betont, keine kranken Tiere] abgenommen und
geschlachtet zu haben. Die Kooperation ruhe bis auf Weiteres. [4][Der
Betrieb ist QS-zertifiziert.]
Im Juli hatte das Tierschutzbüro ähnliche Zustände in einem
Tönnies-Zulieferbetrieb in Rheda-Wiedenbrück aufgedeckt. Der Konzern hat
die Zusammenarbeit eingestellt. Den Tierrechtlern ist das zu wenig: Sie
verbinden ihre Kampagne [5][mit einem Aufruf zur veganen Ernährung.]
17 Sep 2020
## LINKS
[1] /Schadensersatz-nach-Schlachthofblockade/!5702209
[2] https://www.tierschutzbuero.de/
[3] https://toennies.de/stellungnahme-zum-sterntv-bericht/
[4] /Archiv-Suche/!806448&s=QS+Zertifikat&SuchRahmen=Print/
[5] /Wachstum-bei-Ruegenwalder-und-Wiesenhof/!5710551
## AUTOREN
Nadine Conti
## TAGS
Clemens Tönnies
Massentierhaltung
Fleischkonsum
Schweinemast
Tierquälerei
Deutsches Tierschutzbüro
Fleischindustrie
SOKO Tierschutz
Vegetarismus
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