# taz.de -- Finanzen von Frauen: Lasst euch nicht ablenken! | |
> Finanzwissen für Frauen liegt im Trend. Haushaltsbücher und | |
> Aktiensparpläne sollen Altersarmut verhindern. Nur wer kann sich das | |
> leisten? | |
Bild: Vorsicht: „Reichtum macht einsam“ – Armut aber auch | |
Will man als Frau bekommen, was einem zusteht, dann gehört zu all dem, was | |
man so tun soll, auch: sehr früh an die [1][Rente] denken. Das kann man | |
sich in letzter Zeit in immer mehr Podcasts erzählen lassen. In | |
Ratgeberartikeln. In Büchern. | |
Man soll ein Haushaltsbuch führen, früh Geld sparen, am besten ETFs kaufen | |
(Aktienfonds, in die alle ihr Geld stecken, seit Sparbücher nichts mehr | |
bringen). Vor allem aber soll man „negative Glaubenssätze über Geld“ | |
loswerden, schreibt Natascha Wegelin, die sich Madame Moneypenny nennt | |
([2][„Reichtum ist ungerecht“; „Geld macht nicht glücklich“; „Reicht… | |
macht einsam“]). | |
Diese veränderte Perspektive soll helfen, einen Haufen Geld zu sparen. | |
Damit man nicht als alte Frau in den Gender Pension Gap fällt, also weniger | |
hat als die alten Männer. Dass unsere Rente mickrig ausfallen wird, wissen | |
wir. Man kann sich auch genau erzählen lassen, wie viel man bräuchte. Ich | |
zum Beispiel soll bis nächstes Jahr, da werde ich 30, 52.000 Euro haben, | |
[3][las ich bei t-online]. | |
Neulich war ich an der U-Bahn, weil ich wohin fahren wollte. Dort habe ich | |
meine Nachbarin getroffen, eine ältere Frau. Die wollte aber nirgendwohin | |
fahren, sie schaute in die Mülleimer. Es war das Klischee: Alte Frau kommt | |
nur mit Pfandflaschensammeln durch. Und es tat weh, zuzuschauen. Hatte sie | |
kein Haushaltsbuch? Hätte sie die Perspektive ändern sollen? Glaubte sie, | |
„Reichtum macht einsam“ – und merkt deshalb jetzt, dass Armut einsam mach… | |
## Wissen ist nicht haben | |
Kümmert euch um euer Geld, raten sie einem. „Nur die Machtlosen leben in | |
einer Geldkultur und wissen nichts über Geld“, zitiert Madame Moneypenny | |
die Frauenforscherin Phylliss Chesler. Aber: Man kann sehr viel über Geld | |
wissen und trotzdem wenig haben. Weil man wenig Gehalt bekommt. Oder | |
weniger als die Kollegen. Weil man nichts erbt, Teilzeit arbeitet. Für so, | |
wie es ist, macht das schon alles Sinn – gerade weil sich so lange so wenig | |
Frauen um Geld gekümmert haben. | |
Auch ich habe mir neulich notiert: Altersvorsorge organisieren. | |
Ausrufezeichen. Aber es sollte uns nicht davon ablenken, dass es auch | |
anders sein könnte. Ab 2021 bekommen etwa 1,3 Millionen Menschen mit einer | |
niedrigen Rente extra Geld – die [4][Grundrente]. Die meisten unter ihnen | |
werden Frauen sein. Wer Teilzeit arbeitet, weil er:sie sich um ein Kind | |
kümmert, kann bis zu drei Jahre davon für die Rente geltend machen. Das | |
sind gute Anfänge. Aber es reicht nicht. | |
Von einem Sozialstaat kann man erwarten, dass jede:r nach 40 Jahren Arbeit | |
und Steuern gut leben kann – völlig egal, wie seine:ihre „Glaubenssätze“ | |
waren. Von dieser Selbstverständlichkeit ausgehend könnten wir über | |
vernünftige Lösungen sprechen: wie faire Renten auch für die möglich | |
werden, die nicht 40 Stunden arbeiten. [5][Weil sie Kinder erziehen, Eltern | |
pflegen, ehrenamtlich arbeiten] – oder einfach ein bisschen das Leben | |
genießen wollen. | |
9 Sep 2020 | |
## LINKS | |
[1] /Studie-zum-Gender-Pension-Gap/!5380055 | |
[2] https://madamemoneypenny.de/buecher/ | |
[3] https://www.t-online.de/finanzen/geld-vorsorge/id_88450330/rentenluecke-dar… | |
[4] /Bundestag-beschliesst-Grundrente/!5693609 | |
[5] /Podcast-We-Care/!5692376 | |
## AUTOREN | |
Susan Djahangard | |
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