| # taz.de -- Geplante Erhöhung des Rundfunkbeitrags: Nein mit Symbolwirkung | |
| > Die Erhöhung des Rundfunkbeitrags könnte am Veto aus Sachsen-Anhalt | |
| > scheitern – pikanterweise an einer Mehrheit von CDU und AfD. | |
| Bild: Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist der AfD ein Dorn im Auge. Sendema… | |
| Fürs kommende Jahr [1][sollte der Rundfunkbeitrag wieder erhöht werden]. | |
| Der politische Entscheidungsprozess dazu ist langwierig und läuft seit | |
| Anfang des Jahres. Allerdings sieht es so aus, als ob er an der Mehrheit | |
| von CDU und AfD in Sachsen-Anhalt scheitern wird. Die CDU-Fraktion in | |
| Magdeburg hat am Mittwoch angekündigt, sie bleibe beim Nein zur Erhöhung. | |
| Im November soll im Landtag darüber abgestimmt werden. | |
| „Aus meiner Sicht wird es im November kein Ja der CDU-Fraktion zur Erhöhung | |
| geben“, sagt der medienpolitische Sprecher und parlamentarische | |
| Geschäftsführer der CDU-Landtagsfraktion, Markus Kurze, am Donnerstag der | |
| taz. „Wir haben den Wählerinnen und Wählern Beitragsstabilität versprochen, | |
| das ist seit Jahren unsere klare Linie.“ Zwischenzeitlich hatte es so | |
| ausgesehen, dass die CDU zustimmen könnte, wenn die Sender Zugeständnisse | |
| machen, noch mehr zu sparen. „Wir stehen zum öffentlich-rechtlichen | |
| Rundfunk“, sagte Kurze. „Wir brauchen Sender, die unbeeinflusst und frei | |
| von Werbeerlösen ein Angebot machen können. Aber in einer bezahlbaren | |
| Größe.“ | |
| Weil Rundfunk Ländersache ist, muss jede Erhöhung des Beitrags von allen 16 | |
| Parlamenten beschlossen werden. Das gibt einzelnen Landesregierungen die | |
| Macht, durch ein angedrohtes Nein Forderungen durchzusetzen. In diesem Fall | |
| handelt es sich aber nicht um eine Regierungskoalition, die geschlossen | |
| agiert. Die Koalitionspartnerinnen SPD und Grüne haben sich bereits klar | |
| für die Erhöhung des Beitrags positioniert, die oppositionelle | |
| Linksfraktion zuletzt ebenfalls. Allerdings hätte die CDU-Fraktion | |
| gemeinsam mit der AfD-Fraktion eine Mehrheit im Landtag. Die AfD hat eine | |
| ablehnende Haltung zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk und wird deshalb | |
| sicher gegen eine Erhöhung stimmen. | |
| Die medienpolitische Sprecherin der Grünen im Landtag, Dorothea Frederking, | |
| kritisiert die Haltung des Koalitionspartners. Wenn dieser Beitrag nicht | |
| komme, bedeute das erhebliche Einschnitte für die Produktionen und | |
| Mitarbeitenden. „Als Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen halten wir | |
| das für unverantwortlich und es ist zudem nicht sachgerecht.“ Der | |
| öffentlich-rechtliche Rundfunk müsse in seiner Bestands- und | |
| Entwicklungsgarantie gesichert werden. „Weitere Strukturprozesse laufen, | |
| damit der Beitrag sparsam und wirtschaftlich verwendet wird“. | |
| ## Letztlich entscheiden die Länder | |
| Im Frühjahr hatte die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der | |
| Rundfunkanstalten (Kef) einen [2][Rundfunkbeitrag von 18,36 Euro ab 2021 | |
| empfohlen], also eine Erhöhung um 86 Cent pro Monat. Diese Empfehlung der | |
| Kef ergeht alle vier Jahre. Letztlich entscheiden aber die Länder und | |
| schreiben ihren Beschluss als Staatsvertrag fest. Diesen Vertrag haben alle | |
| 16 Landeschef*innen bereits im Juni unterzeichnet. Er ist aber unwirksam, | |
| solange nicht alle Länderparlamente mehrheitlich zugestimmt haben. | |
| Sachsen-Anhalt hat ein Nein bereits mehrfach ins Spiel gebracht. Die CDU | |
| Sachsen-Anhalt fordert eine konkrete Selbstverpflichtung der Sender zu | |
| weiteren Sparmaßnahmen. | |
| Wenn die CDU im November mit Nein stimmt, ist das auch ein | |
| rundfunkpolitischer Erfolg der AfD. Grünen-Abgeordnete Frederking sieht | |
| darin eine gefährliche Symbolwirkung. „Die CDU Sachsen-Anhalt hat in der | |
| Vergangenheit wiederholt ihre Ablehnung der Beitragserhöhung mit | |
| inhaltlicher Kritik an der Berichterstattung im öffentlich-rechtlichen | |
| Rundfunk verknüpft. Damit folgt die CDU ein Stück weit der AfD | |
| („Lügenpresse“) und stellt den demokratischen Grundkonsens eines | |
| staatsunabhängigen öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Frage“, sagt | |
| Frederking der taz. Die CDU müsse sich fragen, „ob sie sich bei der | |
| Abstimmung mit der AfD gemein macht und diesen Grundkonsens verlässt“. | |
| Aus Sicht der Sender übrigens ist die Erhöhung des Rundfunkbeitrags keine. | |
| Sondern nur eine Anpassung an das Budget, das sie ohnehin schon ausgeben. | |
| In den letzten Jahren haben sie nämlich Rücklagen aufgebraucht, weswegen | |
| der Beitrag unter dem Bedarf lag. Dazu kommt die Inflation, die die | |
| Ausgabenseite erhöht. Die Sender argumentieren deshalb, dass auch mit einer | |
| Erhöhung von 86 Cent der Beitrag faktisch stabil bleibe. Ähnlich sehen das | |
| SPD und Grüne in Sachsen-Anhalt. | |
| Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Textes hieß es, | |
| Ministerpräsident Reiner Haseloff habe sich bei der Abstimmung im Juni | |
| enthalten. Das stimmt nicht. Enthalten hatte er sich bei einer früheren, | |
| nicht entscheidenden Abstimmung. Im Juni hat Haseloff zugestimmt. | |
| 10 Sep 2020 | |
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| ## AUTOREN | |
| Peter Weissenburger | |
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