| # taz.de -- Rundfunkbeitrag und CDU in Sachsen-Anhalt: Abstimmung mit Geschmäc… | |
| > Die CDU in Sachsen-Anhalt will gegen die Erhöhung des Rundfunkbeitrags | |
| > stimmen. Gemeinsam mit der AfD könnte sie das Vorhaben blockieren. | |
| Bild: Sachsen-Anhalts höchster Sendemast, der auf der Brockenspitze steht | |
| Einen Monat vor der entscheidenden Abstimmung im Landtag von Sachsen-Anhalt | |
| will die CDU dort [1][weiterhin die Anhebung des Rundfunkbeitrags | |
| blockieren]. Die Fraktion bekräftigte ihre ablehnende Haltung am Freitag | |
| nach einer Anhörung von Verbänden und Intendant*innen in Magdeburg. Der | |
| medienpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Markus Kurze, sagt der taz, er | |
| gehe „weiter davon aus, dass die CDU-Fraktion gegen die Erhöhung des | |
| Rundfunkbeitrages stimmt“. | |
| Die CDU regiert dort zwar mit SPD und Grünen, hätte jedoch mit der AfD eine | |
| Mehrheit im Parlament. Da die AfD mit Nein stimmen will, würde diese | |
| Mehrheit die Erhöhung zum Januar blockieren. Denn dafür müssten alle 16 | |
| Länderparlamente zustimmen. | |
| Die monatliche Abgabe für ARD, ZDF und Deutschlandradio soll erstmals seit | |
| 2009 erhöht werden: von 17,50 Euro auf 18,36 Euro pro Haushalt. In den | |
| letzten 12 Jahren hatten sich die Ministerpräsident*innen immer | |
| entschieden, den Beitrag gleich zu halten, ihn einmal sogar gesenkt. Dieses | |
| Jahr nun empfiehlt die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der | |
| Rundfunkanstalten (KEF) eine Erhöhung um 86 Cent. Und die Länderchef*innen | |
| wollen dieser Empfehlung folgen – auch Sachsen-Anhalts | |
| CDU-Ministerpräsident Reiner Haseloff unterschrieb den entsprechenden | |
| Staatsvertrag. | |
| Nun aber müsste das Parlament zustimmen, damit der Vertrag in ein | |
| Landesgesetz überführt werden kann. Für die Sender wäre alles andere ein | |
| weiterer finanzieller Einbruch. Bereits mit der geplanten Erhöhung müssten | |
| sie sparen, denn die 86 Cent liegen unter der Inflation seit 2009. Der | |
| Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) etwa rechnet selbst bei der geplanten | |
| Erhöhung damit, [2][in den nächsten vier Jahren im zweistelligen | |
| Millionenbereich sparen zu müssen]. | |
| ## Brisante Lage | |
| Sollte die Erhöhung des Rundfunkbeitrags in Sachsen-Anhalt scheitern, würde | |
| eine zusätzliche Lücke entstehen – von 1,5 Milliarden Euro für alle Sender | |
| zusammen. Die Linksfraktion im Landtag von Sachsen-Anhalt befürchtet daher | |
| negative Auswirkungen für die Filmbranche im Land. Der medienpolitische | |
| Sprecher der Linkspartei, Stefan Gebhardt, sagt der taz: | |
| „Wirtschaftspolitisch wäre das eine Katastrophe für das Filmland | |
| Sachsen-Anhalt. Es bedeutet Millionenverluste für die Filmbranche, die | |
| durch Corona bereits jetzt massiv unter Druck steht.“ | |
| Die Linkspartei in Sachsen-Anhalt hatte noch im Frühjahr angekündigt, gegen | |
| den erhöhten Beitrag zu stimmen. Später hat sie ihre Position geändert und | |
| vergangene Woche beschlossen, mit Ja zu stimmen. „Die Anstalten sind uns | |
| bei unseren Forderungen entgegengekommen“, sagt Stefan Gebhardt zur | |
| Begründung und nennt die gemeinsame ARD-Kulturplattform, die für den | |
| Standort Halle geplant ist, sowie ein Bekenntnis der Sender zu mehr | |
| Filmproduktionen im Osten. | |
| Dass die Linke umgeschwenkt ist erzeugt die brisante Lage, dass die CDU im | |
| Ernstfall mit der AfD zusammen den Staatsvertrag blockieren würde. | |
| Linken-Politiker Gebhardt sagt, ein Nein der CDU wäre vor allem ein Erfolg | |
| der AfD. „Sie könnte damit ihren Gebrauchswert darstellen.“ CDU-Politiker | |
| Kurze hingegen besteht darauf, es gehe hier darum, dass man | |
| Beitragsstabilität versprochen habe und „beim Bürger im Wort“ stehe. Die | |
| CDU-Fraktion empfindet den öffentlich-rechtlichen Rundfunk als zu groß, zu | |
| teuer und kritisiert auch in Teilen das Programm. Damit steht sie der AfD | |
| in dieser Frage tatsächlich näher als ihren Koalitionspartnern. | |
| Scheitert die Erhöhung, werden die Sender klagen. Das hat die für | |
| Rundfunkangelegenheiten zuständige Staatskanzlei in Rheinland-Pfalz | |
| angedeutet. ARD-Chef Tom Buhrow hat für diesen Fall auch die | |
| [3][Kulturplattform beim MDR in Frage gestellt]. Die entscheidende | |
| Abstimmung in Magdeburg ist für Mitte Dezember geplant. Sollte die CDU | |
| Sachsen-Anhalt die Beitragserhöhung verhindern, würde wohl eine lange Phase | |
| der rechtlichen und planerischen Unklarheit folgen. | |
| 15 Nov 2020 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Geplante-Erhoehung-des-Rundfunkbeitrags/!5707845/ | |
| [2] https://www.mdr.de/mdr-verwaltungsrat/mdr-verwaltungsrat-feststellung-wirts… | |
| [3] /Katja-Wildermuth-wird-BR-Intendantin/!5723201/ | |
| ## AUTOREN | |
| Peter Weissenburger | |
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